Feuereifer
Was ich auch nicht getan habe. Sie haben mir vor zwei Wochen einen Auftrag erteilt.« »Und Sie wieder gefeuert!«
»Bitte, Mr. Bysen, ich habe gekündigt. Ich habe Ihnen ein offizielles Schreiben mit diesem Inhalt gefaxt, und Sie haben mich inständig gebeten, weiter nach Billy zu suchen. Als ich mich geweigert habe, heuerten Sie meine Kumpel von Carnifican.« »Wie dem auch sei... «
»So war es!«, fauchte ich, gar nicht mehr launig.
»Wie dem auch sei«, wiederholte er, als hätte ich nichts gesagt, »wir müssen mit Ihnen reden. Meine Frau und meine Mutter bestehen darauf, an sämtlichen Gesprächen über Billy teilzunehmen. Sie müssen also sofort nach Barrington kommen.« »Ihr seid eine wirklich erstaunliche Truppe«, sagte ich. »Wenn ihr mich so dringend sehen müsst, kommt doch morgen früh in mein Büro. Alle zehn. Den Butler könnt ihr meinetwegen auch mitbringen.«
»Das ist ein dummer Vorschlag«, erwiderte er kalt. »Wir haben hier ein Unternehmen zu leiten. Heute Abend ist der einzige ... «
»Sie sind schon zu lange umgeben von Frauen, die nichts zu tun haben, Bysen - ich habe auch ein Unternehmen zu leiten. Und ein Leben zu leben. Ich muss mich Ihnen nicht gefällig erweisen, um meine Existenz zu sichern, weshalb ich auch nicht bei jeder Laune von Ihnen irgendwo antanzen muss.«
Ich hörte aufgeregtes Stimmengewirr im Hintergrund, dann war eine Frau dran. »Ms. Warashki? Hier spricht Mrs. Bysen. Wir sind alle so besorgt wegen Billy, dass wir uns vielleicht manchmal im Ton vergreifen, aber ich hoffe sehr, dass Sie uns das nachsehen und herkommen können. Ich wäre Ihnen sehr, sehr dankbar.« Alle Bysens auf einen Schlag zu treffen, statt ruhelos in Morrells Wohnung herumzutapern? In Barrington Hills war wenigstens was geboten. Es waren zähe fünfzig Kilometer von Morrells Wohnung zum Anwesen der Bysens. Keine Autobahnen durch North Shore, ich musste mich auf kleinen Straßen durchschlagen. Was allerdings den Vorteil hat, dass man leichter merkt, wenn man verfolgt wird. Zuerst dachte ich, alles sei klar, aber nach etwa sechs Kilometern kam ich dahinter, dass sie mit mehreren Wagen unterwegs waren, die sich abwechselten. Sofern sie mich nicht umbringen wollten, waren sie in erster Linie lästig, aber ich versuchte dennoch, sie abzuhängen, indem ich ein paar Mal plötzlich von den Hauptstraßen verschwand und in Wohngebieten abtauchte. Jedesmal hatte ich etwa einen Kilometer lang Ruhe, dann waren sie wieder da. Als ich in Barrington Hills von der Dundee Road abbog, sagte ich mir, es sei letztlich einerlei - wenn es sich um Leute von Carnifice handelte, hatten sie grade viel Energie darauf verschwendet, mich zu ihrem Auftraggeber zu verfolgen.
In Barrington Hills gibt es keine Straßenlaternen - es ist eine Art großes privates Naturschutzgebiet mit Seen und kurvigen, schmalen Straßen. Die Nacht war mondlos, und die Orientierung fiel mir umso schwerer, als ich wegen meiner Verfolger nicht aussteigen konnte, um Straßenschilder zu entziffern. Ziemlich gestresst hielt ich vor dem Tor zum Anwesen. Der Wagen vor mir fuhr weiter, aber der hinter mir parkte am Straßenrand, außer Sichtweite von dem Wachhäuschen. Das Anwesen war von einem hohen Eisenzaun umgeben, nur unterbrochen durch das Eingangstor. Ich marschierte zu dem Wachhaus und teilte dem Mann dort mit, ich sei eine Detektivin, die der alte Mr. Bysen mit der Suche nach seinem verschwundenen Enkel beauftragt und nun hierher bestellt habe. Der Mann telefonierte mit mehreren Leuten und teilte mir schließlich verwundert mit, Mr. Bysen wünsche mich tatsächlich zu sehen. Er erklärte mir den Weg zu Buffalo Bills Haus - so nannte er den Alten natürlich nicht - und ließ das Eisentor beiseite gleiten. In Barrington Hills gibt es viele natürliche Seen, nicht von Menschenhand geschaffen, und die Häuser der Bysens befanden sich am Ufer eines solchen Sees, der so groß war, dass es dort einen Jachthafen und diverse Segelboote gab. Bei meinen Recherchen hatte ich herausgefunden, dass drei von den vier Bysen-Söhnen und eine der Töchter samt ihren Familien, Buffalo Bill selbst, Linus Rankin, der Firmenanwalt, und zwei weitere leitende Angestellte in Häusern auf dem Gelände lebten. Entlang der Straße gab es ein paar diskrete Laternen, damit die Familien im Dunkeln den Weg fanden, und ich sah, dass die Häuser monströs groß waren.
Auf halber Höhe des Sees, in direkter Linie gegenüber dem Wachhäuschen, befand sich Buffalo Bills Villa. Ich
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