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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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zutreffen, aber Billys Eltern wirkten nicht einmal ein Drittel so beunruhigt und verzweifelt wie Rose Dorrado.
    Ich wünschte mir im Nachhinein, mehr Fragen gestellt zu haben. Zum Beispiel hätte ich gerne gewusst, was mit Billys Miata geschehen war. Hatten sie ihn als Erinnerungsstück nach Hause bringen lassen oder beim Schrotthändler verhökert? Ich nahm mir vor, am nächsten Tag unter dem Skyway nachzusehen, ob noch etwas davon aufzufinden war.
    Er war ausgeweidet worden, hatte William nachmittags gesagt; angeblich war nichts davon übrig. Und den Rest hatten die hochkarätigen Schnüffler von Carnifice bestimmt haarklein untersucht. Vermutlich hatte sie jedes Partikel in ihr Labor geschleppt und unter die Lupe genommen, um festzustellen, ob Billy zuletzt damit gefahren war. Vielleicht lag der Wagen auch in den Schrottbergen auf dem Platz an der rd Street, aber er war wahrscheinlich so oder so außerhalb meiner Reichweite. Und das Dokument, das April erwähnt hatte, hatte ich auch nicht aufgetrieben - dieses Papier, mit dem angeblich bewiesen werden konnte, dass By-Smart die Kosten für Aprils medizinische Versorgung übernehmen oder wenigstens dazu beitragen wollte. Erst an der Belmont kam mir plötzlich der Gedanke, dass es vielleicht dieses Dokument war, nach dem William so hartnäckig suchte. Natürlich hatte Bron nicht irgendein unterschriebenes Dokument besessen, das für Aprils Arztkosten sorgte, sondern ein Beweisstück, mit dem er die Firma erpressen konnte. Und die wollte dieses Papier verständlicherweise haben.
    Was es auch war, es musste jedenfalls bis morgen warten. Ich parkte den Wagen in der Garage hinter meinem Wohnhaus; es gibt da nur drei Parkplätze, und als diesen Sommer einer frei wurde, war ich auf der Warteliste endlich ganz nach oben gerückt.
    Jetzt konnte ich im Winter direkt von der Garage ins Haus gehen und musste den Wagen nicht nachts auf der Straße herumstehen lassen, wo jeder ihn finden konnte, der mir auf den Fersen war.
    Als ich vom Keller hochkam, sah ich noch Licht bei Mr. Contreras. Ich klingelte, um mich zurückzumelden. Wir tranken ein Gläschen von seinem selbst gemachten Grappa, der nach Heizöl riecht und furchtbar in die Beine geht, und ich rief Morrell an und erklärte, wo ich mich aufhielt. Er und Don waren noch auf und debattierten über Weltpolitik oder gaben sich Erinnerungen an gemeinsame Abenteuer hin, aber sie waren bester Dinge und schienen mich nicht im Geringsten zu vermissen. Eingebrochen war offenbar auch niemand mehr - soweit sie wussten.
    Am nächsten Morgen stand ich früh auf, um mit den Hunden zu laufen, bevor ich mich um neun mit Amy Blount traf. Mir taten immer noch alle Knochen weh, aber meine Finger waren auf Normalgröße geschrumpft, was ich sehr begrüßte - damit ließ sich besser Auto fahren, und außerdem musste ich mir keine Sorgen machen, ob ich meine Pistole benutzen könnte, falls es nötig war.
    Amy erschien pünktlich in meinem Büro. Ich war froh, sie bei mir zu haben, nicht so sehr wegen der liegengebliebenen Arbeit, sondern vor allem, um mit jemandem alles durchsprechen zu können. Alleine zu arbeiten ist, offen gestanden, eine ziemlich einsame Angelegenheit. Ich konnte gut verstehen, weshalb Bron Marcena oder andere Frauen in seinem Truck mitnahm: Nach über zwanzigjahren war er es vermutlich leid, acht Stunden pro Tag alleine im Nordwesten von Indiana und im Umland von Chicago herumzukutschieren.
    Amy und ich gingen gemeinsam die offenen Fälle durch. Ich erklärte ihr den Umgang mit Life Story, der Datenbank, die ich für Hintergrundrecherchen nutze, für meine Klienten oder auch für mich selbst; die Informationen über die Bysens hatte ich auch dort gefunden.
    Unversehens begann ich, Amy die ganze Geschichte von den Bysens, Bron und Marcena zu erzählen, sogar inklusive meiner Eifersucht. Sie machte sich Notizen in ihrer kleinen ordentlichen Handschrift und sagte am Ende, sie würde die Informationen in einem Flussdiagramm darstellen und mich fragen, sofern ihr etwas unklar sei. Als ich zum Ende kam mit der ganzen Geschichte, war es schon elf. Ich musste zu einem Termin im Loop, einer Präsentation bei einer Anwaltskanzlei, die einer meiner wichtigsten Auftraggeber ist. Ich hatte gehofft, es danach so zeitig nach South Chicago zu schaffen, dass ich vor dem Training noch zum Skyway fahren konnte, aber meine Klienten waren diesmal besonders anspruchsvoll oder ich war besonders unkonzentriert - jedenfalls blieb mir gerade noch

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