Feuereifer
der Bar und eine Straßenlaterne vor der Kirche nur schwach beleuchtet, aber ich hatte den Eindruck, dass Freddy mich prüfend betrachtete, um zu sehen, was er mir alles auftischen konnte.
»Es hat mir leid getan, dass ich gemein zu ihr war, Mann, sie wollte ja was Nettes für mich tun, und ich hätt nicht so fies zu ihr sein sollen.«
»Jaja, Freddy, ich glaube auch an den Osterhasen und diese ganzen netten Märchen. Wenn dir so viel lag an dieser Schale, wieso ist sie dann bei Fly the Flag gelandet?« »Keine Ahnung. Vielleicht hat sie mir einer geklaut.«
»Na klar, eine Seifenschale für drei Dollar, das lohnt sich, dafür einen Bruch zu machen. Wir haben hier folgendes Problem.« Ich wandte mich zu den Männern aus der Bar, die mir so gespannt lauschten, als sagte ich ihnen die Zukunft voraus. »Mithilfe dieser Seifenschale wurde der Brand bei Fly the Flag verursacht. Frank Zamar ist bei diesem Brand ums Leben gekommen, das heißt, die Person, die ihn gelegt hat, muss sich wegen Mordes verantworten. Und es sieht ganz so aus, als wäre diese Person Freddy hier, vielleicht im Pakt mit Bron Czernin oder Diego.«
Die Männer redeten erregt aufeinander ein. Hatten dieser gamberro und sein Cousin Frank Zamar umgebracht? Die Fabrik zerstört?
»Und, Freddy? Warst du das?« Celines Onkel verpasste ihm eine Ohrfeige.
»Ich hab nix getan. Ich weiß nicht, wovon die redet!«
»Wie hat Seifenschale Feuer gemacht?«, fragte einer der Männer.
Ich förderte die Zeichnung zutage, und die Männer drängten sich um mich.
»Ich weiß nicht, wer diese Zeichnung angefertigt hat - vielleicht Bron Czernin, vielleicht auch Freddy. Es ist jedenfalls so gelaufen.«
Ich legte meine Theorie über die Salpetersäure und die Kabel dar, und wieder redeten alle aufgeregt durcheinander. Ich schnappte die Namen von Andres und Diego auf und das Wort »carro«; im Italienischen heißt »caro« Liebling. Diego war jemandes Liebling? Nein, der Pastor hatte Diegos Liebling etwas angetan, nein, seinem - Auto, seinem Pickup, das war es.
Als ich zum ersten Mal bei Rose Dorrado war, stand Diego mit seinem Pickup vor dem Haus und setzte die Nachbarschaft mit seinen Boxen unter Lärmbeschuss. Und Josie hatte zu ihm gesagt, wenn Pastor Andres vorbeikäme, würde er Diegos Wagen wieder plattmachen.
»Was hat der Pastor denn mit Diegos Wagen angestellt?«, fragte ich. »Nicht mit dem Wagen, Lady, mit der Anlage.«
»Diego, der stellt sich mit dem Wagen hier hin, vor die Kirche, beim Gottesdienst«, erklärte Celines Onkel, »und dreht voll auf. Keiner kapiert, warum, will er angeben bei Sancia, damit sie rauskommt, oder seine Ma ärgern, die ist eine fromme Frau, sie und Freddys Ma, die sind Schwestern, und die kommen beide zum Beten in die Kirche, aber der Pastor, der hat Diego zweimal, dreimal gesagt, dreh das Ding ab beim Gottesdienst, und Diego, der ist genauso 'n chavo wie Freddy hier, der hat bloß gelacht. Da hat der Pastor so 'ne Metallschale mit 'nem Gummistopfen gemacht, Säure rein, auf die Anlage gestellt, Säure hat sich durchgefressen zu den Kabeln, und aus war's mit dem Ding, noch während dem Gottesdienst.«
Ich konnte die Mienen der Männer im Halbdunkel nicht genau erkennen, aber ich hörte sie lachen.
Freddy regte sich auf. »Ja, alle glauben, was der Pastor macht, ist immer so cool, aber Diego, der musste dreihundert löhnen, um seinen Amp und seine Speaker zu reparieren, und ihr denkt, das ist okay, weil's der Pastor war, aber ich sag euch was: Der hat den Kleber in die Türen von Fly the Flag gemacht. Ich hab ihn gesehen.« In dem schockierten Schweigen, das daraufhin eintrat, lockerte Celines Onkel offenbar seinen Griff, denn Freddy riss sich los und rannte zu Diegos Pickup. Diego raste ihm voraus und warf sich auf den Fahrersitz. Ich setzte den beiden nach, stolperte aber über einen Stein und stürzte. Als einer der Männer aus der Bar mir aufhalf, trat Diego schon das Gaspedal durch, und wir sahen nur noch die Schlusslichter des Pickups auf der Houston verschwinden.
Die Männer debattierten wild. War das möglich? Konnte man Freddy Pacheco Glauben schenken? Einer der Männer sagte, ja, er habe dieselbe Geschichte auch schon gehört, aber der Mann von der Baustelle meinte, er könne das nicht glauben von Roberto. »Er ist jetzt in der Kirche drüben, bei der Bibelstunde. Er muss es uns sagen, muss der Lady hier sagen, ob dieser chavo die Wahrheit sagt oder nicht. Ich arbeite jeden Tag mit ihm, er ist der beste Mann
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