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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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über die Kirchen hier in South Chicago zu verkaufen, aber dass wir damit gescheitert waren. Billy selbst versuchte, seine Tante, seinen Vater und seinen Großvater zu überreden, den Vertrag mit Fly the Flag zu ändern. Aber die waren wie Felsen - ließen sich nicht bewegen. Das bereitete ihm große Schmerzen. Und dann fand er diese Faxe aus Übersee, in denen stand, dass sie bereits eine Fabrik in Nicaragua mit der Produktion dieser Wäsche und Handtücher beauftragt hatten und dass die Arbeiter dabei neun Cent für jedes Handtuch oder jeden Bettbezug bekommen sollten.
    Billy besorgte sich einen Bericht über diese Fabrik und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass die Leute dort siebzig Stunden die Woche arbeiten mussten, die nicht als Überstunden angerechnet wurden, dass sie keinen Urlaub bekamen und nur eine kurze Pause zum Mittagessen. Darauf sagte er, es sei an der Zeit, den Arbeitern in Nicaragua Rechte zuzugestehen, dass sie eine Gewerkschaft haben sollten, und er würde sich an den Aufsichtsrat wenden, wenn die Familie sich nicht darauf einließe. Der Großvater hängt sehr an Billy. Als er merkte, wie verstört sein Enkel war, sagte er, sie würden noch einen Monat abwarten und sich ansehen, wie Frank Zamar zurechtkäme.« »Aber dann brannte Frank Zamars Fabrik ab. Wie passend. Und Bron Czernin ist tot.« Ich lachte etwas hysterisch.
    Ich konnte noch nicht das ganze Bild erkennen, aber die Grundlinien. Bron glaubte, er könne den Bysens die Daumenschrauben ansetzen - er hatte ihre dreckige Arbeit erledigt, jetzt sollten sie Aprils Operation bezahlen. Doch stattdessen hatte ihn die Familie umgebracht. Oder Grobian. Jetzt fehlten mir nur noch Billy und Freddy. Und ein paar nette Beweise.
    »Sie wissen wirklich nicht, wo Billy steckt?«, fragte ich Andres.
    Der Pastor sah mich besorgt an. »Ich habe keine Ahnung, Frau Detektivin.«
    Er schloss die Augen und begann leise zu beten. Die Frauen an der Tür betrachteten ihn mitleidig und ehrfürchtig und begannen leise zu summen, ein Lied, um ihn zu stärken und zu stützen. Nach drei oder vier Minuten richtete Andres sich auf. Er hatte seine Autorität wiedergefunden. Und er verkündete den Anwesenden, dass es nun deren wichtigste Aufgabe sei, Billy the Kid und Josie Dorrado zu finden.
    »Vielleicht verstecken sie sich in irgendeinem Gebäude, einer Garage, haben unter falschem Namen eine Wohnung gemietet. Ihr müsst alle fragen, mit allen reden, ihr müsst diese Kinder finden. Und wenn ihr sie gefunden habt, müsst ihr es mir sofort mitteilen. Falls ihr mich nicht finden könnt, dann sagt ihr es dieser Trainerin-Detektivin.«

41
    Chavo in der Klemme
    Langsam ging ich zurück zu meinem Wagen. Ich musste mich unbedingt sofort bei Conrad melden und ihm von Freddys Rolle beim Brand von Fly the Flag berichten. Mein Handy hatte ich heute noch nicht benutzt. Amy und diverse Klienten hatte ich vom Lehrerzimmer in der Bertha Palmer aus angerufen. Aber jetzt spielte es keine Rolle mehr, ob potentielle Verfolger mitkriegten, dass ich in South Chicago war. Falls sie sich richtig ins Zeug legten und meine Anrufe abhörten, würden sie eher von mir ablassen, wenn sie hörten, was ich der Polizei zu berichten hatte. Erstaunt stellte ich fest, dass es erst halb acht war. Die letzten Stunden waren so anstrengend gewesen, dass es mir vorkam, als läge schon der ganze Abend hinter mir. Ich rief im Fourth District an, um Freddy den Cops zu servieren - Conrad würde staunen, was für eine vorbildliche und nützliche Detektivin ich sein konnte. Als ich hörte, dass er gerade gegangen war, fühlte ich mich wie ein Ballon, aus dem man die Luft rausgelassen hat.
    Die Telefonistin im Revier schien meine Ankündigung von neuen Erkenntnissen im Brandstiftungsfall Fly the Flag nicht sonderlich aufregend zu finden. Es gelang mir schließlich, sie dazu zu bewegen, mich zu einem Detective durchzustellen. Es handelte sich um einen jungen Mann, der zwar meinen und Freddys Namen notierte, aber seine Aussage, dass sie sich darum kümmern wollten, hörte sich wie eine dieser typischen Ausflüchte an - er machte sich nicht die Mühe, meinen Namen buchstabieren zu lassen, den er nicht aussprechen konnte, und meine Telefonnummer schrieb er sich nur auf, weil ich sie ihm aufdrängte.
    Nach diesem Gespräch zögerte ich einen Moment, aber dann rief ich mir Conrads Privatnummer auf, die ich trotz aller Handy-Wechsel immer noch im Adressbuch habe, an vierter Stelle nach meinem Büro, meinem

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