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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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blieben hier in der Gegend. Sie redeten über die Bears, die keine Offense hatten, wie vor fünfundzwanzigjahren, bevor Ditka und McMahon uns einen kurzen Ruhmestaumel verschafften, aber ob wohl Lovey Smith der Richtige war, um die McMahon-Payton-Ära wieder zum Leben zu erwecken? Keiner verlor ein weiteres Wort über die Bettlakenkönigin oder Grobians Ambitionen, in den Firmensitz vorzustoßen. Ich muss das nicht unbedingt wissen, aber ich nehme mal an, dass ich vor allem aus Interesse am Leben anderer Leute Detektivin geworden bin. Nach geraumer Zeit ging die Tür auf, und ein Jugendlicher trat in Erscheinung. Er hatte rötliche Haare, die er kurz geschnitten und glatt gestriegelt trug, um die Locken zu unterdrücken. Sein kantiges Gesicht war voller Sommersprossen, und an den weichen Konturen merkte man, dass seine Kindheit noch nicht lange vorbei war, aber er bemühte sich, ernsthaft und männlich zu blicken. Als er den Mann mit der Harley-Jacke sah, grinste er jedoch so vergnügt, dass ich unwillkürlich mitlächelte. »Billy the Kid«, sagte Harley und haute dem Jungen kräftig auf die Schulter. »Wie läuft's denn so, Kleiner?«
    »Hi, Nolan. Alles bestens. Fahren Sie heute nach Texas?«
    »Ganz genau. Wenn der wichtige Mann mal seinen Hintern in Bewegung setzt und mich auf die Reise schickt.«
    »Wichtiger Mann? Ach, du meinst Pat? Er hat grade die Termine durchgesehen und wird jeden Moment rauskommen. Tut mir echt leid, dass ihr so lange warten musstet, aber er kümmert sich wirklich gleich um euch.« Er trat zu mir. »Sind Sie Ms. War-sha-sky?«
    Er gab sich Mühe, aber es klappte trotzdem nicht mit der Aussprache. »Ich bin Billy -ich hab Ihnen den Termin heute gegeben, nur Pat, Mr. Grobian, der ist nicht hundertprozentig, naja, er ist spät dran, und - ahm - ich muss ihn vielleicht noch ein bisschen bearbeiten, aber er wird Sie auf jeden Fall empfangen, sobald die Jungs hier unterwegs sind.«
    »Billy?«, schrie ein Mann von drinnen. »Schick Nolan rein -wir können loslegen. Und bring mir die Faxe!«
    Mein Mut sank: Ein neunzehnjähriger Laufbursche, der begeisterungsfähig war, aber nichts zu sagen hatte, war zuständig für meinen Termin mit dem Typen, der das Sagen hatte, aber bestimmt nicht begeistert sein würde. »Whenever I feel dismayed, I hold my head erect«, sang ich vor mich hin.
    Während Billy zum Kopierraum ging, drückten die Raucher ihre Kippen aus und ließen sie in der Tasche verschwinden. Nolan betrat Grobians Büro und schloss die Tür hinter sich. Als er ein paar Minuten später wieder auftauchte, rückten die anderen Männer vor. Da sie die Tür offen ließen, heftete ich mich kurz entschlossen an ihre Fersen.

5
    Direkter Draht zur Hoheit
    Büros in Industriebauten sollen nicht der Behaglichkeit oder dem Ansehen ihrer Benutzer dienen. Grobian hatte einen größeren Raum bekommen als seine Kollegen in den winzigen Kabuffs - und einen Schrank obendrein -, aber die Wände waren im selben Schmutziggelb gehalten, er hatte ebenfalls nur einen schnöden Metalltisch und Metallstühle, und auch er war nicht von der Videokamera an der Decke verschont geblieben. Offenbar traute Buffalo Bill niemandem über den Weg.
    Grobian selbst war ein energischer junger Mann, etwa Mitte dreißig. Die Ärmel seines Hemds hatte er hochgerollt, was einem Gelegenheit verschaffte, ein Tattoo von einem wuchtigen Marineanker an seinem linken Bizeps zu bewundern. Er hatte ein kantiges Quarterback-Kinn und einen Bürstenschnitt, vermutlich ganz der Typ Mann, der Truckern Respekt abnötigte.
    Als er mich hinter den Männern auftauchen sah, runzelte er die Stirn. »Sind Sie neu? Sie sind jedenfalls falsch hier, gehen Sie zu Edgar Diaz in... «
    »Ich bin V. I. Warshawski. Wir hatten einen Termin um 17 Uhr 15.« Ich versuchte, dynamisch und professionell zu klingen, nicht ärgerlich, weil es schon fast sechs war. »Ach ja. Billy hat das abgemacht. Sie müssen warten. Die Männer hier sollten schon längst unterwegs sein.«
    »Natürlich.« Frauen haben auf Männer zu warten, das ist ihre angestammte Pflicht. Aber diesen Gedanken behielt ich bei mir; wer betteln will, muss gute Laune ausstrahlen. Ich verabscheue Betteln. Als ich mich nach einem Sitzplatz umsah, entdeckte ich hinter mir eine Frau. Sie war ganz bestimmt keine By-Smart-Angestellte; ihr Make-up war so kunstvoll aufgetragen, als habe Vermeer ihr Gesicht als Leinwand benutzt. Und ihre Klamotten - ein hautenges Jersey-Top und ein lavendelfarbener Kilt, den

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