Feuereifer
sie kunstvoll so arrangiert hatte, dass schwarze Spitzenbesätze zum Vorschein kamen - waren gewiss nicht mit einem Lohnscheck von hier erstanden worden, geschweige denn in einer By-Smart-Filiale. Außerdem hatten die erschöpften Arbeiterinnen, die ich in der Kantine gesehen hatte, gewiss keine Kraft mehr, für so eine sorgfältig gestylte Figur zu trainieren.
Die Frau lächelte, als sie meinen Blick bemerkte; sie ließ sich gerne betrachten, vielleicht auch beneiden. Da sie auf dem einzigen Stuhl diesseits des Schreibtischs saß, lehnte ich mich an den Metallschrank neben ihr. Auf dem Schoß der Frau lag ein Aktenordner, in dem es allerhand Zahlen zu sehen gab, die bedeutungslos für mich waren, aber als ihr meine Blickrichtung auffiel, klappte sie den Ordner zu und schlug die Beine übereinander. Sie trug kniehohe, lavendelblaue Stiefel mit acht Zentimeter hohen Absätzen. Ich fragte mich, ob sie für die Strecke zu ihrem Wagen auch Flip-Flops im Gepäck hatte.
Zwei Männer kamen herein und stellten sich hinter den ersten vier auf, die vor Grobians Schreibtisch anstanden, dann folgten weitere drei, allesamt Fahrer, die ihre gelieferten Ladungen oder die Fracht, die sie ausliefern sollten, abzeichnen ließen. Ich langweilte mich und wurde langsam übellaunig, aber richtig übellaunig würde ich erst sein, wenn ich mir die Chance vermasselte, meine Basketball-Mannschaft loszuwerden. Ich atmete tief durch - schön frisch und munter bleiben, Warshawski - und fragte die Frau, ob sie zur Geschäftsleitung gehöre.
Sie schüttelte den Kopf und lächelte herablassend. Ich würde ihr zwanzig Fragen stellen müssen, um irgendwas aus ihr rauszukriegen. Es war mir nicht furchtbar wichtig, aber ich musste mir die Zeit vertreiben. Die Bemerkung der Trucker über die Bettlakenkönigin fiel mir wieder ein. Entweder kaufte sie die Laken ein, oder sie hielt sich mit Vorliebe dazwischen auf-vielleicht auch beides. »Sind Sie die Wäscheexpertin?«, fragte ich.
Eine Spur von Stolz war ihr anzumerken; die Leute sprachen über sie, sie hatte sich einen Namen gemacht. Sie bestelle die Handtücher und Bettlaken für sämtliche By-Smart-Läden im ganzen Land, berichtete sie.
Bevor ich das Spielchen fortsetzen konnte, erschien Billy mit einem dicken Stapel Papier. »Oh, Tante Jacqui, da sind ein paar Faxe für dich dabei. Ich weiß nicht, weshalb sie die hierher geschickt haben statt nach Rolling Meadows.«
Tante Jacqui stand auf, ließ dabei aber ihre Akte fallen. Papiere flatterten zu Boden; drei Stück landeten unter Grobians Schreibtisch. Billy hob den Ordner auf und legte ihn auf Tante Jacquis Stuhl.
»Oje«, sagte sie gedehnt mit honigsüßer Stimme. »Ich glaube, in diesem Outfit kann ich nicht unter den Schreibtisch krabbeln, Billy.«
Billy platzierte die Faxe auf den Aktenordner und kroch auf allen vieren unter den Tisch, um die Papiere einzusammeln. Tante Jacqui nahm sich den Faxstapel, blätterte ihn durch und zog sich diverse Blätter heraus.
Billy kam wieder hoch und reichte ihr die herausgefallenen Seiten. »Du solltest dafür sorgen, dass der Boden häufiger geputzt wird, Pat. Es ist dreckig da unten.« Grobian verdrehte die Augen. »Billy, du bist hier nicht in der Küche deiner Mama, sondern in einem Lagerhaus. Solang der Boden nicht Feuer fängt, ist es mir egal, wie dreckig er ist.«
Einer der Trucker lachte und knuffte Billy auf dem Weg nach draußen an die Schulter. »Wird Zeit, dass du mal wie wir auf Achse gehst, Junge. Da siehst du so viel echten Dreck, dass du hinterher von Grobians Linoleumboden futterst.« »Grobian könnte ihn auch putzen«, schlug einer der anderen vor. »Danach sieht Dreck immer gut aus.«
Billy wurde rot, stimmte aber in das Gelächter ein. Pat sprach kurz mit dem letzten Fahrer über eine Lieferung für den Laden an der 95th Street. Als der Mann verschwunden war, trug Pat Billy auf, etwas bei der Ladezone zu erledigen, aber der schüttelte den Kopf: »Wir müssen erst mit Ms. War-sha-sky sprechen, Pat.« Er wandte sich mir zu, entschuldigte sich für die lange Wartezeit und fügte hinzu, dass er versucht habe, mein Anliegen zu erklären, ihm das aber nicht so richtig gelungen sei. »Ach so, ja. Gemeinnütziges Projekt, so was machen wir schon häufig.« Grobian runzelte erneut die Stirn. Beschäftigter Mann, keine Zeit für Sozialarbeiter, Nonnen und andere Wohltäter.
»Ja, ich habe mir Ihre Zahlen angesehen, zumindest diejenigen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind.« Ich
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