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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Bertha Palmer Highschool in vierzigtausend Teile zu splitten. Christie gab mir Williams Nummer im Büro. Seine Sekretärin war natürlich schon auf dem Posten: Wenn früh geschossen wird, treten die Handlanger beizeiten zum Laden der Gewehre an.
    »Ms. Warshawski, sind Sie das? Ja? Lassen Sie die Leute immer so lange warten, bis Sie zurückrufen?«
    Das klang nicht nach einem Überbringer froher Botschaften. »Normalerweise bin ich so beschäftigt, Mr. Bysen, dass ich nicht so schnell zurückrufe wie jetzt. Worum geht's denn?«
    »Mein Sohn ist letzte Nacht nicht nach Hause gekommen.«
    Eine echte Schocknachricht - der Knabe war immerhin neunzehn, aber ich gab ein unverbindliches »Oh« von mir und wartete ab. »Ich will wissen, wo er ist.«
    »Möchten Sie mich beauftragen, ihn zu suchen? Falls ja, faxe ich Ihnen einen Vertrag zur Unterschrift. Danach stelle ich Ihnen am Telefon einige Fragen, denn heute und morgen ist mein Terminkalender voll bis zum Anschlag.«
    Er kam vor Empörung ins Stottern und fragte dann, wo Billy sei.
    Allmählich wurde mir kalt, weil ich nackt im Wohnzimmer herumstand. Ich griff mir die Wolldecke von Morrells Couch und legte sie mir um die Schultern. »Das weiß ich nicht, Mr. Bysen. Wenn das dann alles ist - ich bin mitten in einem wichtigen Gespräch.«
    »Ist er bei dem Pfarrer?«
    »Mr. Bysen, wenn ich ihn suchen soll, faxe ich Ihnen einen Vertrag und rufe Sie später an, damit Sie mir ein paar Fragen beantworten. Wenn Sie wissen wollen, ob er bei Pastor Andres ist, würde ich vorschlagen, dass Sie den Pastor anrufen.« Er rang mit sich und erkundigte sich schließlich nach meinem Honorar. »Hundertfünfundzwanzig die Stunde, bei einem Minimum von vier Stunden, plus Spesen.«
    »Wenn Sie mit By-Smart ins Geschäft kommen wollen, sollten Sie diese Forderungen noch einmal überdenken.«
    »Spreche ich mit einer Bandaufnahme? Der besorgte Vater möchte, dass ich mein Honorar verhandle?« Ich lachte lauthals, bis mir einfiel, dass er mir vielleicht auf diesem Wege ein Angebot machen wollte. »Möchten Sie damit sagen, dass By-Smart meine Basketballmannschaft sponsert, wenn ich mein Honorar für die Suche nach Ihrem Sohn senke?«
    »Wenn Sie Billy ausfindig machen, könnten wir Ihren Vorschlag weiter erörtern.« »Das überzeugt mich nicht, Mr. Bysen. Geben Sie mir Ihre Faxnummer. Ich schicke Ihnen einen Vertrag, und wenn Sie ihn unterzeichnet zurückfaxen, unterhalten wir uns weiter.«
    Darauf wollte er sich nicht einlassen. Ich legte auf, wanderte in die Küche und stellte die Espressomaschine an. Als ich wieder in den Flur trat, klingelte mein Handy: mein Telefondienst, der Bysens Faxnummer durchgab. Hey-ho.
    Ich ging in das kleine Zimmer, das Morrell als Büro benutzt, und faxte den Vertrag.
    Diesmal schaltete ich das Handy aus, bevor ich wieder ins Bett kletterte.
    »Wer war denn das so früh am Tag? Du hast dem ziemlich viel Zeit gewidmet - muss ich mir Sorgen machen?«, erkundigte sich Morrell und zog mich an sich.
    »O ja. Ich hab schon seinen Papa und seinen Sohn kennen gelernt. Deiner Familie bin ich noch nie vorgestellt worden, und dabei kennen wir uns schon seit drei Jahren.«
    Er knabberte an meinem Ohrläppchen. »Ah, mein Kind, dazu wollte ich dir schon länger mal was erzählen. Aber du lernst immerhin meine Freunde kennen. Kennst du auch Freunde von diesem Typen?«
    »Ich glaub, der hat keine. Zumindest keine, die so cool sind wie Marcena.« Als ich schließlich um kurz vor zehn mein Büro betrat, fand ich ein Fax von William vor. Er hatte den Vertrag unterschrieben, aber einige Paragraphen durchgestrichen, darunter das Vier-Stunden-Minimum und die Spesen.
    Ich pfiff durch die Zähne und sandte eine E-Mail: Ich bedaure sehr, den Auftrag nicht annehmen zu können, stehe aber gerne für künftige Aufträge zur Verfügung. Ich lasse durchaus mit mir handeln, was mein Honorar angeht - aber bestimmt nicht mit einem Unternehmen, das jährlich zweihundert Milliarden einfährt.
    Da ich schon im Netz war, schaute ich mir die Aktie von By-Smart an; sie war zum Börsenschluss am Vortag um zehn Punkte gefallen und heute früh um noch einen. Die Frage, ob By-Smart Gewerkschaften zulassen würde, hatte die Schlagzeile von CNN in den Nachrichten auf meiner Homepage abgegeben. Kein Wunder, dass sie in Rolling Meadows mit den Zähnen knirschten wegen Billy.
    Um elf hatte sich Mama Bear entschlossen, meine Konditionen zu akzeptieren. Als Nächstes verlangte er, dass ich alles stehen und

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