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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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beunruhigen oder jedenfalls aus dem Tritt zu bringen. Er trommelte nervös mit den Fingern am Türrahmen und wollte mir eine weitere Frage stellen, suchte aber offenbar nach der richtigen Formulierung. Bevor er sie gefunden hatte, wurde er von Mildreds nervöser Assistentin ans Telefon geholt: Einer der Filialleiter rief ihn zurück.
    Er ging zu Mildreds Schreibtisch, um den Anruf entgegenzunehmen. Ich trat zu dem Foto von Buffalo Bill neben dem Flugzeug. Als ich mich auf die Zehenspitzen stellte und die Augen verengte, konnte ich ganz unten am Rahmen die Adresse eines Fotografen in Wattisham lesen. Marcena war nicht nur raffi nierter im Ausfragen von Leuten als ich, sondern auch eine bessere Ermittlerin. Deprimierende Erkenntnis.
    William telefonierte immer noch, als Buffalo Bill Marcena aus dem Konferenzraum geleitete, seine Hand an ihrer Taille. Als er mich erblickte, runzelte er erbost die Stirn, sprach aber weiter zu Marcena: »Und bringen Sie unbedingt die Fotos von Ihrem Vater mit, junge Dame, hören Sie?«
    »Auf jeden Fall. Er wird begeistert sein, wenn er hört, dass ich Sie getroffen habe.« Während die beiden ein ausgedehntes Verabschiedungstänzchen vollführten, legte William die Hand auf den Hörer und winkte mich zu sich. »Kriegen Sie raus, mit wem dieses Mädel unterwegs ist, ja, und rufen Sie mich dann an.« »Dann sponsern Sie meine Mannschaft?«, erwiderte ich fröhlich. Er erstarrte. »Dann reden wir weiter darüber, gewiss.«
    Ich setzte eine betrübte Miene auf. »Ich fürchte, bei diesem Angebot kann ich nicht meine beste Leistung erbringen, Mr. William.«
    Ein Bysen war es nicht gewöhnt, dass Bettier aufmüpfig wurden. »Und mit dieser Haltung werde ich gar keine Leistung erbringen, junge... « »Mein Name ist Warshawski. Sie dürfen mich so nennen.«
    Marcena und Buffalo Bill hatten ihren Plausch beendet, ich kehrte dem jungen William den Rücken zu und marschierte mit Marcena den Flur hinunter. Sobald wir außer Sichtweite des Büros waren, ließ Marcena die Schultern hängen, und das einnehmende Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb. »Bin ich fertig.«, sagte sie.
    »Nur zu verständlich. Du hast in der letzten Stunde mit Pete und Buffalo Bill eine Tagesleistung erbracht. Ich bin auch etwas angeschlagen. Gibt es eigentlich einen Julian Love, der im Krieg mit Hurricanes herumsauste?«
    Sie lächelte verschmitzt. »Nicht direkt. Aber der Tutor meines Vaters in Cambridge hat das gemacht, und mit dem habe ich ein- oder zweimal im Semester Tee getrunken, wenn ich meinen Vater besuchte. Ich kenne die Geschichten so gut, dass ich sie nacherzählen kann.«
    »Und von Wattisham ist er auch nicht geflogen, wie?«
    »Von Nacton, aber nach so vielen Jahren weiß Buffalo Bill bestimmt nicht mehr, wie der eine oder der andere Flugplatz aussah. Ich meine - der glaubt doch wahrhaftig, ich sei alt genug, um einen Vater zu haben, der im Krieg war!«
    »Und die Fotos von deinem Vater werden wohl in der Post verloren gehen. Was jammerschade ist, denn damals gab es keine Digitalfotografie, und sie sind unersetzlich.«
    Marcena brach in lautes Gelächter aus, was mehrere Blicke auf uns lenkte. »So ähnlich, Vic, in der Tat, so ähnlich, hnnh, hnnh.«

13
    Auftrag für Schnüfflerin
    Der Donnerstag begann frühmorgens mit einem Anruf von meinem Telefondienst. Ich freute mich auf meinen freien Vormittag mit Morrell - Marcena hatte ich nicht mehr zu Gesicht bekommen, seit ich sie gestern nach der Gebetsstunde abgesetzt hatte. Ich war gerade aufgestanden, um Morrells hypermoderne Espressomaschine anzuwerfen, und drehte vergnügt splitternackt Pirouetten im Flur, als ich mein Handy in meinem Aktenkoffer klingeln hörte.
    Ich weiß nicht, weshalb ich es nicht einfach klingeln ließ - die Pawlow-Nummer mit der Glocke, vermute ich mal. Christie Weddington, die Angestellte bei meinem Telefondienst, die mich schon am längsten kennt, fühlte sich bemüßigt, streng mit mir zu sein: »Es ist einer von den Bysens, Vic, und er hat schon dreimal angerufen.« Ich hörte auf mit der Tanzerei. »Es ist sieben Uhr achtundfünfzig, Christie. Und welcher der großen Männer?«
    Es war William Bysen, den ich insgeheim »Mama Bear« nannte, wegen seiner Position zwischen Buffalo Bill und Billy the Kid. Ich war nicht begeistert über die Störung, gab mich aber der Hoffnung hin, dass sie Gutes verhieß: Ms. Warshawski, Ihre beherzte Art und Ihr exzellenter Projektvorschlag haben uns dazu veranlasst, eine unserer Billionen für die

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