Feuerflügel: Roman (German Edition)
schlechten Insekten.“
Die Vorstellung, dass Luna hier war und glaubte, dies alles wäre wirklich, dass sie so durcheinander war – er konnte es einfach nicht ertragen.
„Sie könnte dich aufhalten“, warnte Frieda.
„Nun, sie hat am Baumhort auch immer auf mich gewartet.“
Frieda blickte ihn an und nickte. „Du bist ein guter Freund. Tu, was du tun musst. Und viel Glück.“
Sie breitete die Flügel aus.
„Warte. Hm, ich wollte nur wissen ...“
„Ja?“
„Sehe ich ihnen ähnlich?“, fragte er, ohne zu wissen warum. „Meinen Eltern?“
„Ja. Du siehst beiden ähnlich.“
„Ich bin aber in Wirklichkeit gar nicht wie sie.“ „Nein“, sagte Frieda. „Aber das macht nichts.“
Er hatte gehofft, sie würde ihm widersprechen, sagen, er wäre so tapfer wie sein Vater und so clever wie seine Mutter. Aber das wäre gelogen.
Er fragte sich, warum sie das sagte: Es würde nichts ausmachen. Es muss etwas ausmachen, wenn man ein Feigling ist.
„Auf Wiedersehen, Greif“, sagte Frieda und blickte ihm direkt in die Augen. „Ob du mit deiner Freundin reist oder allein, du musst jetzt aufbrechen.“
„Wohin fliegst du?“
„Zu einer anderen Kolonie auf der anderen Seite der Unterwelt.“
„Gut, dann auf Wiedersehen“, sagte er.
Wie verabschiedet man sich von jemandem im Land der Toten? Die Vorstellung, dass er sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde, stimmte ihn traurig. „Vielen Dank!“, rief er ihr noch nach, als sie über die Wüste hinaussegelte auf einer anderen Route als seiner. Er starrte ihr nach, fühlte ein schreckliches Kneifen im Magen, als sie schließlich verschwand.
Er sollte jetzt auch aufbrechen. Zeit war kostbar.
Auf der Ebene mit der Oberfläche aus geborstenem Schlamm entdeckte er das Muster, das ihn auf seiner Reise führen würde. Dann wandte er sich zur Oase zurück und machte sich auf die Suche nach Luna.
–10–
Cama Zotz
Goth klammerte sich an eine Luftwurzel. Nach der Rückkehr aus dem Schacht war er erschöpft. Alle seine Glieder zitterten. Er verabscheute diese Schwäche an sich selbst. Er verabscheute auch, dass er an diese anderen niedrigeren Fledermäuse gekettet war. Zu seinem Erstaunen machte ihn ihr Anblick nicht hungrig auf Fleisch. Er hungerte jetzt nur nach Freiheit – und Leben.
Durch das Gewebe von Ranken entdeckte Goth einen anderen Vampyrum, der ihn anstarrte.
„Ich kenne dich“, flüsterte Goth vor sich hin.
Die andere Kannibalenfledermaus zuckte zurück und drehte sich eilig weg, rückte so weit von ihm ab, wie es seine Fesseln zuließen. Goth kroch ihm nach. Da er der Letzte in der Kette war, hatte er mehr Bewegungsfreiheit; trotzdem musste er ein paar saftige kleine Fledermäuse von ihren Ruheplätzen zerren, um näher an den anderen heranzukommen.
„Ich kenne dich“, wiederholte er.
„Nein“, widersprach die andere Fledermaus, ohne sich ihm zuzuwenden.
„Throbb!“, sagte Goth.
Er war erstaunt über sich selbst. Wie kam es, dass er sich mühelos den Namen dieser Fledermaus ins Gedächtnis rufen konnte, wenn er solche Schwierigkeiten gehabt hatte, sich an seinen eigenen zu erinnern? „Namen werden hier nicht geschätzt“, murmelte die andere Fledermaus. „Wir haben eigentlich keine Namen.“ Er strebte weiter weg, aber seine Fessel gab ihm keinen Spielraum mehr.
Goth war ihm nun nahe genug, um ihn mit der Flügelspitze anstoßen zu können. Mit einem resignierenden Seufzer drehte Throbb sich um. Goths Maul verzog sich zu einem Grinsen. Schon der Anblick von Throbb löste eine Flut von Bildern aus der Vergangenheit aus: einen künstlichen Dschungel, Menschen, die ihn gefangen hielten, eine Flucht, den Flug nach Süden zusammen mit Throbb, den Versuch, in den richtigen Dschungel zurückzukehren. Und ...
„Du bist vom Blitz getroffen worden!“, sagte Goth, erfreut über diese neuen Erinnerungen. „Du bist zu Asche verbrannt.“
„Ich sehe wirklich keinen Sinn darin, darüber zu sprechen“, sagte Throbb verdrießlich.
Goth knurrte zufrieden. Er hätte nie gedacht, dass er froh sein würde, Throbb wiederzusehen – ein jammerndes, feiges Geschöpf, wie er sich jetzt erinnerte –, aber unter den gegebenen Umständen war er froh über alles, was ihn mit der Welt der Lebenden verband. Und Throbb könnte noch nützlich sein, wie er es vor langer Zeit gewesen war.
„Du gibst mir doch sicherlich nicht die Schuld an dem Blitz“, meinte Goth freundlich.
„Nein, das war Pech“, sagte Throbb. „Aber da waren andere
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