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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Aber mit der Zeit wird jemand anders mich ersetzen.“ Sie lächelte. „Sehr bald“, sagte sie. „Bis dahin werde ich hier gebraucht. Das Sterben ist eine verwirrende Angelegenheit.“
    „Die Jungen“, fragte Greif, „diejenigen, die plötzlich sterben, was geschieht mit denen?“
    „Mit der Zeit kommen alle ganz von allein dahinter, was passiert ist, und ziehen zum BAUM. Aber einige machen diese Reise nie, selbst mit Unterstützung nicht.“
    „Dann bleiben sie einfach ...“
    „Sie bleiben auf ewig hier, ja.“
    Greif schauderte bei diesem Gedanken.
    „Und Zeit ist ein Luxus, den du nicht hast, Greif“, erinnerte ihn Frieda streng. „Du musst jetzt gleich aufbrechen.“
    Er sah sie an. „Allein?“
    „Du triffst vielleicht andere Reisende unterwegs.“
    Er holte tief Luft, fühlte, wie langsam Panik auf sein Herz drückte. Er wollte bei Frieda bleiben, mit jemandem zusammen sein, der sich an die obere Welt erinnerte, der seine Eltern kannte.
    „Komm mit mir“, flüsterte er, wohl wissend, dass es wie ein Jammern klang, schwach und feige – aber er konnte nichts dagegen tun.
    Sie lehnte ihren alten grauen Kopf an seinen. „Ich kann nicht, mein Kind“, sagte sie. „Selbst wenn ich es könnte, wäre ich dir keine Hilfe. Das Einzige, was ich tun kann, ist, dir den Weg zu zeigen.“
    Es ist nicht fair, dachte er, und einen Augenblick lang übertönte Wut seine Angst. Warum konnte sie keine Ausnahme machen? Seine Eltern waren wichtige Leute. Sein Vater ... sein Vater war noch berühmter als sie selbst! Er hatte die Sonne zurückgebracht, Frieden mit den Eulen geschlossen! Sie sollte sich um ihn kümmern hier unten, ihn nicht im Stich lassen! Vielleicht erkannte sie den aufblitzenden Zorn in seinen Augen, jedenfalls sagte sie: „Ich weiß, das muss dir hart vorkommen, sogar grausam, aber so ist es immer gewesen. Es gibt viele Kolonien wie die Oase über die ganze Unterwelt verstreut, und alle muss ich besuchen. Das ist meine Aufgabe.“
    „Nicht als ob sie überhaupt auf dich hören“, murmelte Greif.
    Zu seiner Überraschung lachte Frieda. „Nein, das tun sie nicht. Die Toten sind für ihre Sturheit bekannt. Aber trotzdem ...“
    „Ich weiß ... du musst es tun.“
    „Bist du bereit, die Karte zu hören?“
    Er blinzelte. „Zu hören?“
    „Ach ja, du hast ja noch nicht einmal deine erste Wanderung gemacht, nicht wahr? Die Mütter singen den Jungen die Karten vor, ein Lied aus Echos, die sie vor ihrem inneren Auge sehen.“
    Schon das Bild seiner Mutter trieb ihm Tränen in die Augen. Der Baumhort, die anderen Jungen. Die in der Nacht Nahrung zu sich nahmen, sich auf die bevorstehende Wanderung vorbereiteten. Würde er an der teilnehmen?
    „Mach die Augen zu“, sagte Frieda.
    Er tat das, und sie sang ihm Klänge in die Ohren. Sein Atem stockte, als die Dunkelheit in seinem Kopf in Licht explodierte. Ein vollkommener Silberwald breitete sich vor ihm aus, so wirklich, dass er zurückzuckte und die Augen aufriss.
    Frieda lächelte. „Schatten hat das Gleiche gemacht, als ich ihn zum ersten Mal in die Echokammer mitgenommen habe.“
    Greif blickte sie begierig an, wollte mehr von seinem Vater hören. Aber Frieda sang bereits wieder, daher schloss er die Augen, spitzte die Ohren und ...
    Der Wald, die Oase, und die Ebene aus geborstenem Schlamm und Fels, die den Wald umgab und sich nach allen Richtungen bis zum Horizont erstreckte. Er stieg in die Höhe, sein Magen sackte ab, als flöge er wirklich, bis er hoch in der Luft kreiste.
    „Wie soll ich den Weg finden?“, fragte er. Diesmal dachte er wenigstens daran, die Augen geschlossen zu halten. Die Wüste sah überall gleich aus. Keine Bäume oder Hügel oder irgendwelche Landmarken.
    „Horch hin“, hörte er Frieda wie aus weiter Entfernung sagen.
    Plötzlich hörte er, wie ein neuer Ton gesungen wurde, und jetzt glitt er über die Ebenen, beängstigend schnell, dachte er, direkt auf die Erde zu. Er konnte sehen, dass der getrocknete Schlamm in einem bestimmten Muster geborsten war, als wäre dort einst ein uralter Strom geflossen. Das Flussbett füllte sich mit Licht, als er näher kam und seinem Weg zum Horizont folgte.
    „Oh! “, sagte er. „Ich folge also diesem alten Pfad oder so. Aber was dann?“
    Er stürzte wieder in Dunkelheit und dann ...
    Ein einzelner Baum auf einer Ebene, ein gedrungen aussehendes Ding mit dicken Ästen voller Stacheln.
    „Er heißt Kaktus“, kam Friedas Stimme von weit her. In seinem inneren Bild

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