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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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dass ich sehr verstimmt bin.“
    „Mein Herr“, sagte Goth und bemühte sich, seine Stimme kräftig klingen zu lassen, „ich weiß nicht, was ich verbrochen habe.“
    Der Kopf des Gottes hielt einige Flügelschläge vor Goth und verharrte dort. Zwischen seinen geöffneten Kiefern hörte Goth aus der Tiefe der Kehle einen weit entfernten Chor von Schreien aufsteigen.
    „Als du verletzt warst“, sagte Zotz, „habe ich deine Flügel geheilt.“
    Sofort erinnerte sich Goth. „Ja, mein Herr.“
    „Und habe ich dich nicht wie versprochen zum König gemacht?“
    „Das hast du, Zotz, mein Herr.“
    „Habe ich dich nicht durch Erscheinungen ausgezeichnet? Habe ich dich nicht zu meinem Sprachrohr gemacht? Alles, was ich von dir verlangt habe, war, meine Anweisungen auszuführen. Du musstest nur einhundert Fledermausherzen opfern, während die Sonne verfinstert war – und mich so aus der Unterwelt befreien.“
    Goth zuckte zusammen, zerrte verzweifelt Erinnerungen aus dem Gewölbe seines Gedächtnisses. Er konnte es jetzt sehen, den Tempel angefüllt mit Opfergaben, die Sonne genau im Zenit, wie sie vom Mond verschlungen wurde.
    „Ich habe versucht ...“
    „Hast du das?“ Die wütende Stimme von Zotz hallte über die Ebene. „Du hast die Opfergaben gesammelt, ja. Aber du hast zugelassen, dass du durch deinen Hass auf Schatten Silberflügel abgelenkt wurdest. Du hattest nur sieben Minuten während der Sonnenfinsternis, aber du hast deine eigene Blutgier vor die Pflicht gegenüber deinem Gott gesetzt. Und so hast du deine Chance verpasst.“
    Bilder strömten vor sein inneres Auge, sodass er vor Überraschung knurrte. Ja. Schatten, der junge Knirps war im Tempel gewesen, und er hatte Ratten und Eulen als Bundesgenossen mitgebracht und ihn und die Vampyrum während der Opferungen angegriffen. Und er, Goth ..., er zuckte beschämt zurück, als er sich nun erinnerte. Er hatte seinen Platz am Opferaltar verlassen und versucht, Schatten Silberflügel zu töten.
    „Ich erbitte deine Vergebung, mein Herr.“ Er wagte nicht, seinem Gott in die Augen zu blicken.
    „Es ist noch schlimmer. Tausende von Jahren habe ich gewartet. Aber nun hat das Warten keinen Sinn mehr. Es kann keine zweite Gelegenheit für ein Opfer geben.“
    Goth blickte schockiert hoch. „Ich verstehe nicht.“
    „Der heilige Stein ist zerstört worden, Goth, die königliche Pyramide ist zerstört worden und mit ihr der Letzte aus meiner Priesterschaft. Nur sie wussten, wie ich befreit werden konnte. Es gibt andere Vampyrum Spectrum, aber sie kennen mich nicht – und ohne blutige Opfer sind meine Kräfte, mich in die Oberwelt zu werfen, besiegt. Du hast mich in meinem eigenen Reich eingeschlossen!“
    Eine furchtbare Schwäche ergriff Goths Glieder, als er zu verstehen versuchte. Er erinnerte sich, wie Schatten aus dem Tempel entkommen war, und dann ...
    Ein Lichtblitz, das Einsetzen eines katastrophalen Lärms, dann nichts mehr.
    „Wie ist das passiert?“, fragte Goth.
    Zotz ließ seinen Kopf hin- und herschwingen wie eine riesige Kobra, bevor sie zustößt. „Der Oberpriester Voxzaco, erinnerst du dich an ihn? Er ließ eine der Sprengscheiben der Menschen auf den Tempel fallen, er glaubte, so die Opfer darzubringen. Ein gewagter Plan, und ich hätte ihn vielleicht belohnt, wäre er damit nicht zu spät gekommen. Die Sonnenfinsternis war bereits zu Ende und Voxzaco erreichte nur, dass die königliche Pyramide zu einem Grab für die Vampyrum Spectrum wurde. Vielleicht glaubst du, Goth, es war die Schuld von Voxzaco. Sei versichert, er wird seine Ewigkeit an einem Ort des Leidens verbringen. Aber du auch.“
    Es geschah so schnell, dass Goth kaum die Zeit hatte zusammenzufahren. Zotz’ Kiefer schnappten weit auf und schlossen sich um ihn. Er befand sich in vollkommener Dunkelheit, blickte mit dem Klang-Auge um sich, entdeckte die riesige Reihe zackiger Schneidezähne, jeder so groß wie er selbst. Unter ihm neigte sich der große schwarze Fluss einer Zunge. Sie sprang hoch, stieß ihn tiefer ins Maul hinein, hin zum höhlenartigen Eingang in den Schlund von Cama Zotz. Und aus dieser Öffnung – das war jetzt unverkennbar – ertönte die schrecklichste Kakophonie von Schreien und Rufen und ersticktem Flehen, die Goth je gehört hatte.
    „Nein!“, kreischte Goth. „Bitte, nicht!“
    Die Zunge schoss wieder hoch, und mit einer furchtbaren feuchten Einengung wurde er in den Schlund hineingedrückt. Von den Krämpfen der Kehle wurde er gestoßen

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