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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Vampyrum.“
    Greif klappte der Kiefer herunter. „Was ist mit denen?“
    „Bis vor nicht allzu langer Zeit haben sie sich damit begnügt, in ihrer eigenen Oase zu bleiben, aber jetzt greifen sie andere an und versklaven die Fledermäuse dort. Sei immer auf der Hut vor ihnen.“
    Greif schluckte mit ausgetrocknetem Mund. „Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte? Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon genug Angst habe.“
    Frieda lächelte. „Du weißt alles, was du wissen musst. Aber du musst dich beeilen.“
    Er war froh, dass sie die Sache mit dem Sterben nicht wieder erwähnte.
    „Ich werde es doch schaffen, oder?“
    „Es wird Stoff für Legenden liefern, ist dir das klar?“, antwortete Frieda. In ihren Augen tanzte Sternenlicht. „Kein lebendes Wesen ist je hierher gekommen und wieder zurückgekehrt. Du wirst der Erste sein!“ „Das wird eine gute Geschichte geben“, sagte er in einem unerwarteten Anfall von Begeisterung.
    „Eine hervorragende.“
    „Vielleicht sogar etwas, was man der Echokammer mitteilen kann“, sagte er und stellte sie sich vor, die Worte, die er an die glatten Wände sprechen würde, sodass sich seine eigene Echostimme zu denen von Frieda und den Ältesten gesellen würde. Und auch zu der seines Vaters! Der Stoff, aus dem Legenden gemacht sind! Er lächelte und versuchte, sich mutig zu fühlen, aber er spürte, wie sich seine Gesichtshaut spannte, als würde sie gleich reißen. Warum glaubte er selbst, er könne tatsächlich der Erste sein, der dies schaffte?
    „Was ist, wenn ...“, fing er an.
    „Grüße deine Eltern herzlich von mir, wenn du sie siehst“, sagte Frieda.
    Seine Eltern. Friedas Worte erfüllten sein Herz mit Hoffnung: Sie glaubte, er würde es zurück schaffen.
    „Danke“, sagte er, und dann, bevor er sich bremsen konnte: „Aber Luna.“
    Frieda sah ihn neugierig an. „Wer?“
    „Meine Freundin. Ich habe sie hier unten gesehen. Sie weiß nicht, dass sie tot ist.“
    „Sie wird das mit der Zeit herausfinden müssen.“
    „Aber sie muss zum BAUM ziehen, richtig? Könnte sie hinausgelangen, wenn ich sie mit mir nehme? In die Oberwelt?“
    Frieda schüttelte den Kopf.
    „Sie ist aber gerade erst gestorben“, beeilte sich Greif ängstlich fortzufahren. „Vielleicht eine oder im Höchstfall zwei Nächte. Und sie sollte eigentlich nicht hier sein ...“
    „Sie ist tot, Greif, daran lässt sich nichts ändern.“ „Nichts?“
    Frieda wirkte beunruhigt.
    „Also gibt es eine Möglichkeit?“, insistierte Greif.
    „Hör zu, Greif, ich wollte dir das nicht sagen, aber es betrifft dich außerordentlich. Dein Leben leuchtet um dich herum wie ein Dunst. Die Toten können es sehen; die meisten werden nicht wissen, was es bedeutet, aber einige schon. Sie werden es haben wollen. Sie könnten alles tun, um es zu bekommen.“
    „Was können sie machen? Ich meine, sie sind doch tot.“
    „Tot oder nicht, sie können dich trotzdem töten. Sie haben noch Körper und Gewicht und Kraft, und wenn sie den Willen haben, können sie dir dein Leben stehlen.“
    Greif konnte spüren, wie es in seinem Inneren kalt zu rumoren begann.
    „Wie?“, hörte er sich fragen.
    „Wenn sie dich töten, springt dein Leben aus deinem Körper, wie eine Art Strom, wie ein Echo, und sie können es selber aufsaugen. Ich habe es nie geschehen sehen, aber ich habe von solchen Sachen gehört, und es ist schrecklich. Und das enthält eine Antwort auf deine Frage vorhin zu deiner Freundin: Die einzige Möglichkeit, wie die Toten wieder leben können, liegt darin, dass sie das Leben von etwas Lebendigem stehlen. Deshalb musst du besonders vorsichtig sein auf deiner Reise. Halte dich fern von allen anderen. Deine Reise musst du wirklich allein machen. Sogar diejenigen, die freundlich wirken, könnten dich angreifen aus Angst oder Verzweiflung.“
    Greif nickte. Er blickte zum Horizont. „Es ist nur so, dass es nicht hätte passieren dürfen“, platzte er heraus. Er musste es jemandem sagen. „Es war wirklich eine blöde Art zu sterben, ein Unfall und ... es ist meinetwegen passiert.“
    Frieda atmete traurig aus. „Der Tod scheint nie gerecht, Greif. Es tut mir Leid. Und ich bin sicher, es war nicht deine Schuld.“
    „War es aber“, entgegnete er. „Und“ – er seufzte tief –„ich kann sie nicht einfach allein lassen. Selbst wenn ich sie nicht wieder ins Leben zurückrufen kann, könnte ich sie wenigstens von hier wegbringen, von all den verrückten Bäumen und den

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