Feuerflut
hart. Radu preßte sie an sich, und ihre Erregung steigerte sich, plötzlich, irrational, packte sie, schüttelte sie. Laenea stöhnte. Radu küßte ihre Schultern, ihren Hals, seine Hände umspannten ihre Brüste.
„Radu …“
Ihr Orgasmus war plötzlich und überwältigend, eine riesige Woge, die über ihr zusammenschlug, als sie mit einem letzten Druck Radus Hüften auf die Matratze preßte und damit auch seinen Orgasmus auslöste. Laenea fühlte eine Welle von Schauern durch ihren Körper rinnen, preßte sich auf ihn, umklammerte ihn.
Dann lagen sie nebeneinander, keuchend und schweißnaß.
„Gehört das dazu?“ Seine Stimme klang unsicher.
„Ich glaube ja.“ Auch in ihrer Stimme schwang Überraschung. „Kein Wunder, daß sie so wenig davon reden.“
„Macht es … hast du jetzt weniger davon?“
„Nein. Das ist es nicht. Nur …“ Sie wollte ihm sagen, daß ihr Lustgefühl zehnmal größer war als sonst, erinnerte sich aber an den Beginn des Vorspiels, bevor ihr bewußt wurde, wie viele ihrer Rhythmen sich verändert hatten. Der Anfang hatte nichts mit der Tatsache zu tun, daß sie ein Pilot war. „Es war gut.“ Ein armseliges Adjektiv. „Nur überraschend. – Und für dich?“
Er lächelte. „Wie du sagtest – überraschend. Und ein bißchen … unheimlich.“
„Unheimlich?“
„Alle neuen Erfahrungen sind ein bißchen unheimlich. Selbst die schönen. Vielleicht gerade sie.“
Sie lagen eng umschlungen nebeneinander. Laeneas Haar berührte Radus Gesicht, und sie hatte ihr linkes Bein über seine Hüfte gelegt. Sie war befriedigt, jedenfalls für den Augenblick, und wollte nichts anderes als Stille, Ruhe, Berührung, Zärtlichkeit. Die Spuren seiner Krankheit waren auf sein Gesicht beschränkt und hatten seinen Körper unberührt gelassen.
In den Aquarien schössen die Fische hin und her, die Beleuchtung der Tanks warf einen flimmernden, bläulichen Widerschein auf das Bett. Laenea atmete tief und ruhig und zählte ihre Atemzüge, um sie völlig unter Kontrolle zu bekommen. Das Atmen ist ein Reflex, kein Rhythmus, eine Reaktion auf den Kohlendioxidgehalt in Blut und Gehirn. Laenea mußte ihre Atemtechnik nur während des Transits ändern. Jetzt gebrauchte sie sie als einen künstlichen Rhythmus der Konzentration. Ihr Herz raste vor Erregung und Adrenalin, sie verlangsamte seinen Lauf, entspannte sich. Aber etwas blockierte ihre Kontrolle: Durchlaufgeschwindigkeit und Druck des Blutes verminderten sich ein wenig, stiegen dann aber langsam wieder an. Sie konnte nichts hören, nur ein dumpfes Dröhnen im inneren Ohr. Schweißtropfen perlten auf ihrer Stirn, in ihren Achselhöhlen, auf ihrem Rücken. Ihr Herz hatte bisher die Befolgung eines Willensbefehl noch nie verweigert.
Ärgerlich, überrascht setzte sie sich auf und warf das Haar aus dem Gesicht. Radu hob den Kopf und griff nach ihrer Schulter.
„Was …?“
Sie sah nur die Lippenbewegung. Es war, als ob er unter Wasser spräche. Sie hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Tief einatmen – Luft anhalten – ausatmen – Pause …
Sie wiederholte den Rhythmus, zwang sich zur Ruhe, entspannte die Muskeln. Ihre Hand fiel auf das Bett. Sie legte sich zurück.
Wiederholte den Rhythmus, wieder und immer wieder. Im Krankenhaus und in der Zeit danach hatten ihr alle Muskeln sofort und zuverlässig gehorcht. Sie bekam plötzlich Angst und mußte sich dazu zwingen, sie in den Griff zu bekommen. Endlich begannen die arteriellen Muskeln ihrem Befehl zu gehorchen. Sie entspannten, weiteten sich. Und dann fügte sich auch die Pumpe ihrem Willen.
Als sie wußte, daß ihr Blutdruck nicht mehr die Gefahr hervorrief, ihre Nieren platzen zu lassen oder ihr Gehirn in Pudding zu verwandeln, öffnete sie die Augen. Radu saß über sie gebeugt, tiefe Sorgenfalten auf der Stirn. „Bist du …?“ flüsterte er.
Sie hob die Hand – sie war schwer wie Blei – und streichelte sein Gesicht, seine Stirn, sein Haar. „Ich weiß nicht, was los war. Ich konnte eine Minute lang meinen Körper nicht unter Kontrolle bringen. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung.“ Sie legte seinen Arm über ihren Körper, zog ihn neben sich auf das Bett – sie schliefen.
Später nahm Laenea sich die Zeit, ihre Lage gründlich zu durchdenken. Eine Rückkehr ins Krankenhaus wäre die einfachste Lösung; aber auch die unangenehmste. Sie wollte frei bleiben, sich ohne Einmischung anderer an die Veränderungen gewöhnen, andere Piloten treffen, Radu
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