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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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hatte.
    „Lange genug, um deinen Widerstand zu brechen. Lange genug, um dich schwanger zu machen.“
    „Sie könnten mich nicht so lange am Leben halten – derart stark unter Drogen gesetzt. Wenn die Drogen es nicht töten würden, dann würde ich es tun. Dazu müßte ich nicht einmal bei vollem Bewußtsein sein. Ich würde es abtreiben.“
    „Ich glaube nicht, daß du dazu in der Lage bist.“
    „Doch, das bin ich. Man kann kein Leben wie das meine führen, wenn man dazu nicht in der Lage ist.“
    „Ich könnte dich in die Entziehungskammer stecken, bis du schwörst, mir zu …“
    Sie lachte bitter. „Und darauf hoffen, daß ich meinen Schwur einhalte?“
    „Du könntest Kinder mit Gryf und Jason haben.“
    Dies war für die Echse bitterer Ernst, kein Spiel, das er gegen Gryf spielte. Er drängte verzweifelt auf ihre Einwilligung. Dessen war Kylis sich sicher, und sie wußte auch, daß er seine eigenen Träume benutzen würde, um seine Pflicht Rotsonne gegenüber zu erfüllen. Sie verstand jedoch nicht, wieso er glaubte, ein Recht zu haben, sie anzuklagen.
    „Das ist nicht das gleiche“, sagte sie. „ Mit ihnen – aber nicht für einen von ihnen. Und was die beiden betrifft – sie würden Sie nicht begatten, keiner von beiden, wenn Sie eine Frau wären und einen der beiden aufforderten, Ihnen ein Kind zu machen.“
    „Ich quittiere den Dienst und bringe das Kind hier raus. Ich werde ihm ein gutes Zuhause geben. Verlange ich denn so viel? Ich biete dir sehr viel für einen kleinen Teil deiner Zeit und eine einzige Schwangerschaft.“ In seiner rauhen Stimme lag die Erregung seines ganzen Temperaments.
    „Sie bitten um ein menschliches Wesen.“
    Sie wartete auf eine Reaktion, gleich welcher Art, doch er stand nur da und akzeptierte ihre Worte als simple faktische Aussage, ohne emotionelle Meinung, ohne moralische Resonanz.
    „Bevor ich Ihnen ein Kind geben würde, würde ich es umbringen. Ich würde mich selbst töten.“ Sie fühlte, wie sie zitterte, doch, das äußerte sich weder in ihrer Stimme noch in ihren Bewegungen. Sie zitterte, weil das, was sie sagte, der Wahrheit entsprach.
    Er zeigte noch immer keine Reaktion. Sie drehte sich um und floh in die Dunkelheit, und dieses Mal folgte ihr die Echse nicht.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, unbeobachtet zu sein, kehrte sie zu Gryfs Felsen im Wald zurück. Gryf schlief noch immer. Er hatte sich nicht mehr bewegt, seit er eingeschlafen war, doch der graue Stein unter ihm schimmerte feucht von seinem Schweiß. Kylis setzte sich neben ihn, zog die Knie an, schlang ihre Arme darum und ließ den Kopf hängen. Noch nie hatte sie sich so gefühlt, wie sie sich jetzt fühlte – unrein durch die Verwicklungen, minderwertig, voller Scham –, und sie konnte sich diese Gefühle selbst nicht erklären. Sie fühlte eine Träne ihre Wangen hinabrinnen und biß ärgerlich die Zähne zusammen. Er wird mich nicht zum Weinen bringen, dachte sie. Sie atmete langsam und tief. Beherrsche dich, befahl sie sich. Verlangsame den Herzschlag, stelle die Adrenalinzufuhr ab, du brauchst es nicht mehr. Entspannen. Endlich gehorchte ihr Körper. Lange Zeit saß sie bewegungslos.
    Ein heftiger, feuchter Wind blies dunkle Wolken vor sich her, die das Licht der Sterne auslöschten. Bald würde es zu dunkel sein, um die Landschaft zu erkennen.
    „Gryf?“ Kylis berührte seine Schulter. Er bewegte sich erst, als sie ihn sanft schüttelte, dann erwachte er, plötzlich hochschreckend.
    „Es gibt einen Sturm“, sagte Kylis.
    Im schwächer werdenden Licht der Sterne glänzte eine blonde Locke von Gryfs Haar, als er sich erhob. Kylis half ihm auf. Tote Farnwedel raschelten unter ihren Füßen, und die schlafenden Insekten kuschelten sich noch tiefer in ihre gefalteten Flügel.
    Am Waldrand suchten Gryf und Kylis sich einen Weg entlang einer Abraumhalde, bis sie den Pfad fanden, der zum Lager führte. Ein schwaches blaues Licht glomm in ihrem Zelt, wo Jason zusammengekauert saß und in einem Buch las, das zu „organisieren“ ihm irgendwie gelungen war. Er bemerkte sie erst, als sie die Stufen der Leiter betraten.
    „Ich begann mir schon langsam Sorgen zu machen“, sagte er mit leisem Tadel, bemüht, sie außerhalb der Reichweite der Leuchtquelle zu erkennen.
    „Gryf ging es nicht gut.“
    „Geht’s dir jetzt besser?“ erkundigte sich Jason.
    Gryf nickte. Er und Kylis ließen sich in der Nähe des biolumineszenten Leuchtkörpers, der im Wind nicht flackerte, nieder. Jason

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