Feuerflut
rekonstruieren.«
»Der Laki ist ausgebrochen«, sagte Gray.
»Der Vulkan liegt nicht weit von der Küste entfernt. Archard hatte bereits einen Teil der Strecke zurückgelegt, als es zur Katastrophe kam.«
Gray hatte selbst einen Vulkanausbruch erlebt. Er stellte sich die Explosion vor, gefolgt von einem heftigen Vulkanausbruch.
Heisman seufzte. »Aus Jeffersons Brief wissen wir, dass der Franzose anschließend äußerst zurückgezogen lebte und sein Handeln, das zum Tod von über sechs Millionen Menschen führte, zutiefst bedauert hat.«
»Bis Jefferson ihn zwanzig Jahre später mit einer letzten Mission beauftragte. Er sollte mit Lewis und Clark in den Westen reisen.« Gray setzte die Puzzleteile im Kopf zusammen. »Der Karte zufolge, die Sie uns zuvor gezeigt haben, hat Jefferson den Louisiana-Ankauf 1803 abgeschlossen. Im selben Jahr gab Jefferson seinem Freund Captain Meriwether Lewis den Auftrag, eine Expedition in die ehemaligen französischen Territorien und das westlich davon gelegene Gebiet zu organisieren.«
Auf einmal wurde Gray vor plötzlicher Gewissheit ganz schwindelig. »Fortescue war ebenfalls mit von der Partie. Er sollte den auf der Landkarte markierten Ort finden, seiner Überzeugung nach das Herz der neuen Kolonie, die verlorene Stadt.«
Seichan hatte mitgedacht. »Offenbar hat er sie auch gefunden. Dann verschwand er von der Bildfläche, und Lewis wurde ermordet.«
Gray wandte sich an Heisman. »Haben Sie eine Landkarte, auf der die Route der Expedition von Lewis und Clark eingezeichnet ist?«
»Selbstverständlich. Einen Moment.« Er und seine Assistentin wühlten in den Bücherstapeln, bis sie das gesuchte Buch gefunden hatten. »Da ist es.«
Gray blickte auf die aufgeschlagene Seite. Er folgte mit dem Finger dem Weg der Expedition, von Camp Wood in St. Charles, Missouri, bis zu Fort Clatsop an der Pazifikküste.
»Irgendwo entlang der Route – oder jedenfalls ganz in deren Nähe – muss die Vierzehnte Kolonie liegen.«
Aber wo?
Sein Handy klingelte schon wieder. Er hatte es auf den Tisch gelegt, deshalb fiel ihm auf dem Display gleich die Notfallnummer von Sigma ins Auge.
Seichan sah sie ebenfalls.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte er und wandte sich zur Tür. Seichan folgte ihm auf den Flur.
Er klappte das Handy auf. »Monk?«
»Ich bin’s, Kat. Monk kommt dich mit einem Wagen abholen.«
»Was ist los? Was gibt’s Neues aus Japan?«
»Schlechte Nachrichten. Ein Söldnerteam hat fast alle Mitarbeiter der Forschungseinrichtung getötet.«
Gray fluchte lautlos. Sie waren zu spät gekommen.
Kat fuhr fort: »Zwei Mitarbeiter haben jedoch überlebt. Die japanischen Einsatzkräfte haben sie aus dem Wassertank des Neutronendetektors gefischt. Ein raffiniertes Versteck. Auf unsere Bitte hin hat man sie in die Obhut der PSIA übergeben.«
Hinter dem Kürzel PSIA verbarg sich der japanische Geheimdienst. Ihn hinzuzuziehen war eine kluge Entscheidung gewesen. Wenn niemand von den Überlebenden erfuhr, wäre Sigma der Gilde endlich mal einen Schritt voraus. Auch Kat war sich dessen bewusst.
»Ich habe eben mit einer der beiden Personen telefoniert«, sagte Kat. »Mit einer amerikanischen Postdoc-Wissenschaftlerin. Sie hat gemeint, die japanischen Physiker hätten den Ursprung des neuen Neutrinoausbruchs noch nicht lokalisieren können. Allerdings hat der andere überlebende Physiker eine merkwürdige Beobachtung gemacht. Die von ihm registrierten uneinheitlichen Neutrinoausbrüche bereiten ihm anscheinend große Sorge. Zuerst habe ich dem keine große Bedeutung zugemessen, doch dann hat sie den Ort genannt, von dem die Neutrinos kommen.«
»Ja, und?«
»Möglicherweise von einem oder zwei Orten im amerikanischen Westen, aber die Signale werden von den Neutrinos des größeren Ausbruchs überlagert, deshalb konnte er den Ursprung nicht genau bestimmen. Zwei Signale allerdings konnte er lokalisieren, und eines davon kommt aus Belgien.«
Sie wartete, bis die Neuigkeit sich gesetzt hatte, Gray brauchte nur einen Moment, um deren Bedeutung zu erfassen. Er dachte an Captain Hulds Beschreibung der Jäger, die vor Gray und dessen Team nach Elliðaey gekommen waren. Der Isländer hatte gemeint, sie kämen aus Belgien. Monk hatte offenbar den gleichen Zusammenhang hergestellt. Vielleicht war es ja Zufall, doch Gray glaubte das nicht.
Das sagte er auch Kat. »Das gegnerische Einsatzteam kam aus Belgien. Das muss etwas bedeuten. Aber was ist mit der zweiten Neutrinoquelle, welche
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