Feuerflut
Gründung der ersten Münzanstalt in Philadelphia beteiligt war? Er hat Lewis und Clark sogar zwei Silbermünzen mit seinem Konterfei auf ihre Expedition mitgegeben. Aber er hat auch Goldmünzen prägen lassen.«
Monk bemühte sich, Grays Gedankengang zu folgen, kam jedoch nicht mit.
»Der erste Direktor der Münzanstalt von Philadelphia hieß David Rittenhouse. Wie Benjamin Franklin und Jefferson war auch er ein Universalgenie: Uhrmacher, Mathematiker und Politiker. Außerdem gehörte er der Amerikanischen Philosophischen Gesellschaft an.«
Monk stutzte. »Genau wie der Franzose. War Fortescue nicht ebenfalls Mitglied?«
Gray nickte. »Rittenhouse war wie alle anderen Hauptakteure dieser Geschichte eng mit Jefferson befreundet. Er gehörte zu Jeffersons innerem Kreis und war sein Vertrauter.«
»Okay …«, sagte Monk zögernd.
»Fortescues Tagebuch zufolge hat Jefferson die Landkarte der Indianer versteckt.« Gray zitierte aus dem Gedächtnis: »›Jefferson, nie um einen Einfall verlegen, ersann eine Möglichkeit, die indianische Landkarte zu bewahren, sie zu schützen und gleichzeitig zu verhindern, dass sie jemals dem gesichtslosen Gegner in die Hände fiel. Er benutzte das Gold, um sie vor aller Augen zu verstecken. Niemand würde je auf die Idee kommen, dass sie im Herzen des Siegels verborgen ist.‹«
Seichan schaltete als Erste. »Sie glauben, Rittenhouse habe Jefferson geholfen, die Karte in der Münzanstalt zu verstecken«, sagte sie. »›Vor aller Augen.‹«
»Ganz richtig. Im Jahr 1937 wurde die Münzanstalt von Philadelphia geräumt und der Goldbestand in geschlossenen Güterwagen nach Fort Knox transportiert. Zeitgenössischen Berichten zufolge wurden damals in der Münzanstalt von Philadelphia Goldbarren aus der Kolonialzeit entdeckt. Auch diese Barren wurden nach Fort Knox gebracht.«
»Das bedeutet, auch die Landkarte könnte sich dort befinden«, sagte Monk. »Aber sicher ist das nicht. Wäre eine Landkarte aus Gold damals nicht aufgefallen, besonders dann, wenn sie in einem Mastodonschädel untergebracht war?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Gray. »Wir müssen halt nachschauen. Aber noch ein Letztes. Fortescue hat geschrieben, die indianische Landkarte bestehe aus dem Gold, das sich nicht schmelzen lasse, also aus dem gleichen Material wie die beschrifteten Tafeln.«
Monk verstand, worauf Gray hinauswollte. »Wenn die Tafeln Neutrinos emittieren, dann auch die Karte.«
Gray nickte.
Monk lehnte sich zurück und war aus eigennützigen Motiven wieder einmal dankbar für den scharfen Verstand seines Freundes. Wenn alles glattlief, konnten sie noch vor Mitternacht wieder in D. C. sein.
Als Bremsen quietschten, spannte er sich wieder an. Ein großer sandfarbener Humvee hielt neben dem Jet.
Monk erhob sich. »Der Wagen ist da.«
20:37
Sollte die Landkarte wirklich in Fort Knox versteckt sein?
Gray saß von Zweifeln geplagt auf dem Rücksitz des schweren Humvee, der mit brüllendem Motor den Dixie Highway entlangraste und mit einem abrupten Schlenker die Ausfahrt zum Bullion Depository nahm. Das gepanzerte Fahrzeug transportierte auch ihre Eskorte: vier Brigadesoldaten von der in Fort Knox stationierten Armeegarnison. Als sie am Haupttor anlangten, zeigten sie ihre Ausweise und Genehmigungen vor, dann winkte der Wachposten sie durch. Es war ein warmer Abend. Sie fuhren weiter zu der am besten bewachten Einrichtung des Landes: dem Fort Knox Bullion Depository.
Gray betrachtete das umzäunte Bauwerk, das so hell angestrahlt war wie ein Granitgefängnis. Neben den Toren standen Wachhäuschen, in den vier Ecken ragten Wachtürme auf wie bei einer Burg. Gray wusste, dass es drinnen noch weitere Sicherheitsvorkehrungen gab: Alarmvorrichtungen, Kameras, bewaffnete Wachposten und allerlei technische Raffinessen wie biometrische Scanner, Gesichtserkennungssoftware und Erschütterungssensoren. Und das war nur die Spitze des Eisbergs. Die anderen Sicherheitsvorkehrungen unterlagen der Geheimhaltung. Es wurde gemunkelt, die ganze Anlage könne jederzeit geflutet werden – entweder mit Wasser wie die Französische Nationalbank oder mit Giftgas.
Wer die Tore der Festung erreichen wollte, musste zunächst das vierzigtausend Hektar große Gelände des Militärstützpunkts überwinden, in dessen Mitte das Depot lag – eine schwierige Aufgabe in Anbetracht der Militärhubschrauber, der Panzer und der dreißigtausend Soldaten.
Gray sah auf seinen Schoß.
Die Präsidentenorder lag gefaltet auf
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