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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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seinem Knie, versehen mit einem Wachssiegel, das gleichzeitig amtlich und archaisch wirkte. Auf dem Schreiben prangte die Unterschrift von Präsident James T Gant. Im Depot gab es keine Führungen, Besucher hatten keinen Zutritt, und nur zwei US-Präsidenten hatten die Anlage jemals betreten. Man kam nur mit einer Präsidentenorder in das Bullion Depository hinein. Gray wusste, dass die erforderlichen Dokumente bereits an den verantwortlichen Offizier weitergeleitet worden waren. Sie sollten sich am Haupteingang mit ihm treffen.
    Gray betastete das Siegel und fragte sich, was wohl passieren würde, wenn er es brach, bevor der Offizier das Schreiben begutachtet hatte. Das wäre äußerst leichtsinnig gewesen. Sigma hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihm das Dokument kurzfristig zu besorgen. Andererseits stand Präsident Gant in Sigmas Schuld, da die Organisation ihm in der Ukraine das Leben gerettet hatte, und nur deshalb hatte sein Stabschef Kats Anruf überhaupt entgegengenommen.
    Die Präsidentenorder war eindeutig und gestattete lediglich drei Besuchern den Zutritt für die Dauer der Nacht. Gray wandte den Kopf zu Seichan und Monk herum. Die Order erlaubte es ihnen, den Tresorraum einmalig in Begleitung zu betreten, um dort nach einer Bedrohung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten zu suchen und sie von dem Gelände zu entfernen. Mehr Befugnisse hatten sie nicht. Jeder Verstoß gegen die Einschränkungen würde als feindseliger Akt betrachtet werden.
    Der Humvee bog auf die Gold Vault Road ein. Trotz ihres Freibriefs mussten sie sich bis zum von Wachtürmen flankierten Tor im Zaun mehrfach ausweisen. Schließlich hatten sie es passiert und fuhren über eine lange Straße auf den Vordereingang der Festung zu.
    »So, Liebling, das hätten wir«, murmelte Monk.
    Grays Freund befestigte die Handprothese an seiner Armmanschette und krümmte die Finger. Während der Fahrt zum Depot hatte Monk ein Diagnoseprogramm laufen lassen, weil er der neuen Prothese noch immer nicht ganz traute und er sich beschäftigen wollte. Obwohl er schon seit Jahren eine Prothese trug, fand er es noch immer verstörend, wenn sie sich von selbst bewegte wie ein abgetrennter Körperteil in einem Horrorfilm. Über ein in die Armmanschette eingebautes Funkgerät konnte Monk die Motoren und Aktuatoren der Prothese selektiv steuern und auch auf die anderen einzigartigen Funktionen zugreifen.
    Endlich hielt ihr Fahrzeug an. Ein groß gewachsener Mann in einem marineblauen Anzug trat aus dem Eingang und näherte sich dem Humvee.
    Das musste der zuständige Offizier sein. Er war jünger, als Gray erwartet hatte, erst Anfang dreißig. Am blonden Bürstenschnitt und dem raumgreifenden Gang erkannte man den Texaner. Er schüttelte Gray fest, aber nicht feindselig die Hand.
    »Mitchell Waldorf«, sagte er mit leichtem Dialekt. »Willkommen im Depository. Besucher haben wir hier nur selten. Vor allem zu dieser späten Stunde.«
    Seine graugrünen Augen funkelten belustigt.
    Gray stellte sich und seine Begleiter vor und reichte Waldorf die Präsidentenorder. Der warf einen flüchtigen Blick darauf, dann geleitete er sie auch schon zum Eingang. Die Militäreskorte blieb draußen zurück. Als sie in die Marmorlobby traten, reichte Waldorf die Order und ihre Ausweise einem Uniformierten. Der Schwarze war die Unfreundlichkeit in Person. Wortlos trat er durch eine Tür mit der Aufschrift Captain der Wachmannschaft. Gray nahm an, dass man die Dokumente einer eingehenden Prüfung unterziehen würde. Kat hatte ihnen eine wasserdichte Tarnung verschafft und sie mit falschen Ausweisen und Rangabzeichen ausgestattet – als Agenten der National Security Agency. Hoffentlich würde man ihnen das auch abnehmen.
    In der Zwischenzeit mussten sie sich einer sehr persönlichen Inspektion unterziehen.
    »Neueste Sicherheitsmaßnahmen«, erklärte Waldorf. »Wurden vor zwei Monaten eingeführt. Ganzkörperscanner. Heutzutage muss man es schon genau nehmen.«
    Gray trat in das Gerät hinein und ließ den Scan im Millimeterbereich über sich ergehen. Am kleinen Monitor saß ein Techniker in der minzgrünen Uniform der Sicherheitskräfte der Münzanstalt. Bei ihm saßen weitere Beamte, doch ansonsten machte das Gebäude zu dieser Uhrzeit einen eher verlassenen Eindruck.
    Als er fertig war, winkte der Techniker Gray in die eigentliche Lobby weiter. Während er auf die anderen wartete, betrachtete er eine große Waage, die an der Rückwand aufgestellt war. Sie war

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