Feuerflut
versteckte Landkarte. Die beiden Aufpasser hatte er gebeten, sie ungestört arbeiten zu lassen. Waldorf und Lyndell hatten sich ein Stück weit entfernt und unterhielten sich leise, behielten Gray und Monk aber wachsam im Auge.
Der Captain machte einen ausgesprochen skeptischen Eindruck.
Und das zu Recht.
Sie hatten die Stapel bereits zur Hälfte überprüft, bislang ohne Ergebnis.
Gray kam mit einer weiteren Platte aus dem Tresorraum und legte sie auf dem Stapel ab. Seichan bemerkte, dass seine Lippen ganz blutleer waren. Das kam nicht von der Anstrengung, sondern vom Frust. Er ließ sich auf ein Knie nieder und stellte die Platte auf die Kante, um sie von beiden Seiten zu untersuchen. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn.
Sie humpelte näher. »Ich untersuche die eine Seite, Sie die andere.«
»Danke.« Er blickte sie über den Plattenrand hinweg an. »Sind wir hier vielleicht auf der falschen Fährte?«
»Ihre Einschätzung kam mir ganz plausibel vor.« Seichan fuhr mit den Fingerspitzen über die Goldoberfläche und tastete nach Vertiefungen. »Wir müssen halt weitersuchen.«
»Haben Sie was gefunden?«
»Nein.«
Er legte die Platte flach auf den Stapel und senkte die Stimme. »Irgendetwas stimmt nicht. Wenn Jefferson die alte Karte in eine dieser Platten eingebettet hat, weshalb ist dann niemand darauf aufmerksam geworden? Warum gibt es keine Belege?«
»Vielleicht wurde die Karte nicht auf die Platte aufgebracht, sondern im Innern versteckt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Dem Franzosen zufolge bestand die Landkarte aus Nanogold, das eine höhere Dichte aufweist und bei normalen Temperaturen nicht schmilzt. Wenn man die Karte schützen und unkenntlich machen wollte, lag es eigentlich nahe, sie in gewöhnlichem Gold einzuschmelzen. Zerstören konnte man sie dadurch nicht. Würde die Karte wieder gebraucht, könnte man das gewöhnliche Gold jederzeit entfernen, da das Nanogold erst bei einer viel höheren Temperatur schmilzt.«
Gray fasste sich an die schweißnasse Stirn. »Sie haben recht. Daran hätte ich denken sollen.«
»Sie können nicht an alles denken.«
Und Sie können sich nicht um alles kümmern.
Sie hatte bemerkt, dass er immer wieder auf sein Handy sah. In D. C. war bereits die Sonne untergegangen, und da machte er sich wohl Sorgen um die Verfassung seines Vaters.
»Es stand wörtlich in Fortescues Tagebuch«, sagte Gray verärgert. »›Der Schatz ist im Herzen des Siegels versteckt.‹«
»Das solltet ihr euch mal ansehen!«, rief Monk aus dem Tresorraum.
Gray und Seichan traten in den engen Raum.
Monk hatte sich über die oberste Platte auf dem Stapel gebeugt und stützte sich einhändig ab. »Seht euch mal das Siegel an.«
Seichan schaute Gray über die Schulter, lehnte sich an seinen schweißnassen Rücken. Sie wusste nicht, was Monk da entdeckt hatte, bemerkte aber, dass Gray die Schultermuskeln anspannte.
»Die muss es sein«, sagte Gray.
»Aber es ist keine Landkarte darauf abgebildet«, entgegnete Monk. »Ich habe auf beiden Seiten nachgesehen.«
»Aber du hast nicht reingeguckt …«, sagte Gray und blickte sich nach Seichan um, sodass er mit den Lippen beinahe ihre Wange berührte.
Sie wich ein wenig zurück. »Worauf wollen Sie hinaus? Was ist so besonders an dieser Platte?«
Gray zog sie nach vorn, sodass sie gegen ihn gepresst wurde. Er ergriff ihre Hand und legte sie auf das Bündel Pfeile, das der Adler in seiner Klaue hielt. »Es sind vierzehn Pfeile.«
Sie drehte sich zu ihm um. Sie dachte an die Entwurfszeichnung des Großsiegels, die aus der Zeit stammte, als Jefferson und dessen Verbündete die Gründung einer Indianerkolonie in Erwägung gezogen hatten. Auf dieser Zeichnung waren ebenfalls vierzehn Pfeile abgebildet gewesen.
»Die Platte muss es sein«, sagte Gray.
»Woher willst du das wissen?«, entgegnete Monk. »Sollten wir nicht besser noch die restlichen Stapel durchsuchen?«
Gray schüttelte den Kopf. »Wir können das überprüfen. Wenn eine Landkarte im Innern dieser Platte versteckt ist, brauchen wir nur ihr Gewicht mit dem der anderen Platten aus dem Stapel zu vergleichen. Die Landkarte – wenn sie tatsächlich darin eingeschmolzen ist – besteht aus einem dichteren Material, deshalb müsste die Platte etwas schwerer sein als die anderen.«
»Wie wär’s, wenn wir sie mit der großen Waage in der Lobby wiegen würden?«, schlug Seichan vor.
»Die ist möglicherweise zu ungenau, aber wir können Waldorf bitten, uns zu helfen. Hier gibt
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