Feuerflut
nach oben kletterten. Auf Felsvorsprüngen machte er Schüsseln und andere Tongefäße aus.
»Sehen Sie sich das mal an«, sagte hinter ihm Jordan. »Höhlenmalereien.«
Hank trat neben den jungen Mann. Painter hatte den Hinweis übersehen, als er daran vorbeigekommen war; die Erschöpfung hatte ihn nachlässig werden lassen.
»Petroglyphen«, sagte Hank und blickte im Schacht nach oben. »Painter, würden Sie bitte mal Ihre Taschenlampe ausschalten?«
Painter spürte die Erregung des Professors und schaltete seine Taschenlampe aus.
Es wurde dunkel.
Nein, nicht ganz.
Painter blickte in die Höhe. Vor dem Hintergrund des dunklen Felsgesteins zeichnete sich ein schwacher Lichtschimmer ab.
»Ich glaube, ich weiß, wo wir sind«, sagte Hank.
Painter schaltete seine Taschenlampe wieder ein.
Hanks Augen waren stark geweitet, als er Painter dazu aufforderte, weiterzugehen. »Ich glaube, es ist nicht mehr weit.«
Painter glaubte ihm. Sie schritten schneller aus. Nach einer Weile stießen sie auf in den Fels gehauene Stufen. Sie führten zu einem mondscheinhellen Quadrat hoch, das mit einem Metallgitter abgedeckt war. Painter hatte das Gitter schon einmal gesehen – allerdings von der anderen Seite.
»Das ist das Blasloch von Wupatki«, murmelte er. Die Worte der Rangerin kamen ihm in den Sinn.
… ein Volumen von über zweihundert Millionen Kubikmetern und eine Ausdehnung von mehreren Kilometern …, Das hatte sich bestätigt – womöglich war das Höhlensystem sogar noch größer.
Hank vermochte seine Erregung nicht zu bezähmen. »Durch diese Öffnung sind offenbar die überlebenden Anasazi dem Massaker entkommen. Sie sind in das Höhlensystem eingedrungen und haben unter dem anderen Blasloch eine neue Siedlung errichtet. Dort haben sie so lange gelebt, bis sie bei der Überflutung ausgelöscht wurden.«
Kaum war das eine Rätsel gelöst, standen sie schon vor der nächsten Schwierigkeit.
Painter streckte die Hände aus und rüttelte am Gitter. »Es ist mit einem Vorhängeschloss gesichert.«
»Kein Problem.« Kowalski drängte sich nach vorn und hob die Pistole. »Ich habe den Schlüssel.«
30
1. Juni, 2:08
Nashville, Tennessee
»SIE JAGEN EUCH noch immer«, sagte Kat, deren Stimme blechern aus einem Billighandy ertönte. »Sie werden nicht lockerlassen.«
Gray saß auf dem Beifahrersitz eines unscheinbaren Vans. Den aufgemotzten Schlitten hatten sie vor einer Stunde auf einem Waldparkplatz am Stadtrand von Bowling Green stehen gelassen und sich bei einem Gebrauchtwagenhändler ein neues Fahrzeug organisiert. Der Van würde erst dann vermisst werden, wenn der Händler am Morgen öffnete.
Sie mussten in Bewegung bleiben, denn das Schleppnetz, mit dem man die aus Fort Knox entkommenen Terroristen einfangen wollte, würde immer weiter ausgedehnt werden. Um den Verfolgern aus dem Weg zu gehen, waren sie über Nebenstraßen Richtung Süden nach Nashville gefahren.
»Alle suchen nach euch«, fuhr Kat fort. »Das FBI, der militärische Abschirmdienst, die Polizei. Hier in D. C. herrscht ein Riesendurcheinander, zumal es mitten in der Nacht ist. Nachdem Terroralarm gegeben wurde, stehen alle unter Strom.«
Während Monk langsam durch ein Gewerbegebiet am Stadtrand von Nashville fuhr, warf Gray einen Blick auf den Rücksitz. Seichan hatte die Arme verschränkt und schaute zu den vorbeiziehenden Lagerhäusern, Baumärkten und Fabriken hinaus. Wegen der Verbrechen, derer sie sich in der Vergangenheit schuldig gemacht hatte, war sie nicht offiziell bei Sigma angestellt und würde auch niemals ein vollwertiges Mitglied der Organisation sein. Dass man sie als Mitarbeiterin und Spionin angeworben hatte, war nur einer Handvoll vertrauenswürdiger Personen bekannt. Die Geheimdienste in aller Welt sahen in ihr nach wie vor eine gesuchte Terroristin und gefährliche Auftragsmörderin.
»Wie kam es überhaupt zu dem Alarm in Fort Knox?«, fragte Gray. »Unsere Papiere waren in Ordnung. Wieso sind wir aufgeflogen? Man hat uns gescannt und fotografiert. Hat man Seichan vielleicht nach dem Abgleich mit einer Datenbank identifiziert?«
»Daran arbeite ich noch«, erwiderte Kat. »Allerdings kann ich jetzt schon sagen, dass der Alarm nicht in Fort Knox ausgelöst wurde. Er kam von außen, aber ich kann die Quelle nicht bestimmen. Zumindest bis jetzt noch nicht. Die Leute halten sich alle bedeckt. Irgendwo in D. C. werden jetzt vermutlich Akten geschreddert.«
»Dann hat man uns also in eine Falle gelockt. Das Ganze
Weitere Kostenlose Bücher