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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Zentimeter dicke Metallplatten. An einer Ecke war der Belag abgerieben worden, darunter schimmerte es metallisch. Sie setzte sich verdattert auf den Po und leuchtete die Wand mit den Steinkästen ab.
    Was soll ich jetzt tun?
    Hier in der Höhle konnte sie nicht per Funk um Unterstützung bitten. Sie fühlte sich überfordert und hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Sie musste die Entscheidung ganz allein treffen. Aufgrund des Zeitdrucks und ihrer Angst vor einer Rückkehr der Wachposten konnte sie nicht mehr klar denken. Sie atmete schwer. Die Dunkelheit machte ihr zu schaffen.
    Ein ferner Ruf ließ sie zusammenschrecken. Sie wandte sich dem Ausgang zu. Von dort waren gedämpfte Stimmen zu vernehmen. Jemand rief etwas.
    Sie sprang auf.
    Was ist da los?
    Sie krallte die Finger in ihren Rucksack, denn sie spürte, dass der sorgsam ausgearbeitete Plan der WAHYA Makulatur war. Das Herz hämmerte ihr in der Brust. Die Angst gewann die Oberhand über die Vernunft. Sie bückte sich, langte in den Steinkasten hinein und nahm die obersten drei Goldtafeln heraus. Sie hatten eine Kantenlänge von etwa zwanzig Zentimetern und waren erstaunlich schwer, deshalb steckte sie sie unter ihre Jacke und schloss den Reißverschluss.
    Sie brauchte Beweise, wenn sie John Hawkes erklären wollte, weshalb sie den Einsatz abgebrochen hatte. Er würde nicht erfreut darüber sein, aber das Gold konnte er bestimmt gut gebrauchen, insbesondere dann, wenn die Regierung den Fund vertuschen sollte. Sie rief sich Professor Kanoshs letzte Ermahnung in Erinnerung.
    Kein Wort zu niemandem.
    Sie gedachte, seinen Rat zu beherzigen. Zunächst musste sie von hier verschwinden. Sie eilte zurück in die Hauptkammer. Sie hatte zwar keine Ahnung, was da draußen los war, hoffte aber, dass sich in dem Durcheinander eine Fluchtmöglichkeit für sie ergeben würde. Sie wusste, sie musste die Gelegenheit nutzen, denn wenn die Soldaten zurückkämen, wäre ihr der Fluchtweg versperrt.
    Somit musste sie sich ganz auf ihre größte Stärke verlassen: auf ihre Schnelligkeit.
    Wenn ich einfach losrenne und es bis zum Wald schaffe …
    Doch das war anscheinend nicht so einfach wie gedacht.
    Sie vernahm die dröhnende Stimme von Professor Kanosh: »Zurück!«
12:22
    Maggie war ein paar Meter vom Eingang entfernt. Sie waren noch nicht weit gekommen, da hatte die Meute sie auch schon gestellt.
    Kameraleuchten nahmen sie ins Visier. Sie machte die wie gemeißelt wirkenden Gesichtszüge, das weiße Haar und die eisblauen Augen eines Reporters von CNN aus. Bei ihm war der Gouverneur von Utah. Kein Wunder, dass die Nationalgarde die Nachrichtencrew durchgelassen hatte. Es ging doch nichts über ein wirkungsvolles Foto, das sich im Wahlkampf verwenden ließ.
    Auch die üblichen Verdächtigen waren aufgekreuzt und spielten sich für die Kameras auf, um in die Nachrichten zu kommen.
    »Ihr stehlt unser Erbe!«, schrie jemand in der Menge.
    Das war Heckler – er trug einen Wildlederanzug und hatte Kriegsbemalung aufgelegt. Mit seinem iPhone dokumentierte er das Geschehen. Binnen Stundenfrist würde alles auf YouTube zu finden sein.
    Maggie biss sich auf die Zunge, denn eine Bemerkung von ihr hätte die Emotionen nur noch weiter hochgeschaukelt.
    Als Maggies Gruppe aus der Höhle trat, wogte die Menge am Gouverneur vorbei, der gerade ein Live-Interview gab. Mehrere Personen wurden zur Seite gestoßen. Es kam zu Rangeleien, die zu eskalieren drohten. Major Ryan befahl den Nationalgardisten, sich unterzuhaken, die Meute zurückzudrängen und die Ordnung wiederherzustellen.
    Hank und die anderen Wachposten postierten sich derweil zwischen Maggie auf der einen und den Kameraleuten und Protestlern auf der anderen Seite.
    Hank hob die Hand. »Wenn Sie das Artefakt sehen wollen«, rief er, »werden wir es Ihnen zeigen. Anschließend wird Dr. Grantham es unverzüglich zur BYU bringen, wo sich die Historiker vom Smithsonian-Nationalmuseum der amerikanischen Ureinwohner damit befassen werden.«
    Ein zorniger Zwischenruf unterbrach ihn. »Sie wollen mit dem Schädel also genauso verfahren wie mit dem Leichnam des Schwarzen Falken!«
    Maggie zuckte inwendig zusammen. Das war ein wunder Punkt in der Geschichte von Utah. Der Schwarze Falke war ein Häuptling der Ute gewesen und Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bei einer Auseinandersetzung mit Siedlern ums Leben gekommen. Anschließend hatte man seinen Leichnam in verschiedenen Museen ausgestellt, bis er irgendwann verloren gegangen war.

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