Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins

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Stelle zugewandt, wo eben noch Maggie gestanden hatte. Er war zu benommen, um sich zu rühren.
    Maggie war verschwunden – desgleichen die Kiste, der Schädel und der größte Teil der Felswand einschließlich des Höhleneingangs.
    Er stützte sich auf einen Ellbogen auf und schaute sich um.
    Von Maggie fehlte jede Spur – keine verkohlten Überreste, keine Knochenteile. Da war nur ein schwarzer, dampfender Kreis am Boden.
    Er rappelte sich hoch. Kawtch rutschte auf dem Bauch heran, den Schweif zwischen die Beine geklemmt. Hätte Hank einen Schweif besessen, hätte er es ihm nachgetan. Er klopfte dem Hund beruhigend auf die Flanke.
    »Kein Grund zur Panik.«
    Dass er sich da nur nicht irrte.
    Auch die Zuschauer waren mittlerweile wieder auf den Beinen. Ein panischer Exodus setzte ein. Die Nachrichtencrews suchten höheres Gelände auf, vom Kordon der Nationalgardisten zurückgedrängt. Zwei Soldaten bugsierten den Gouverneur den Pfad hinauf, eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass es eine weitere Explosion geben sollte.
    Hank dachte an den Rucksack, den das Mädchen abgeworfen hatte. Als er neben der Transportkiste gelandet war, hatte er sich geöffnet, und der Inhalt war herausgefallen: Würfel aus einer gelben Substanz, gespickt mit Kabeln.
    Major Ryan hatte die Gefahr sogleich erkannt.
    Eine Bombe.
    Für Maggie aber war die Warnung zu spät gekommen.
    Ein Wutknoten bildete sich in seinem Bauch. Er vergegenwärtigte sich die Attentäterin. Mit ihrer kupferfarbenen Haut, den braunen Augen und dem schwarzen Haar war der jungen Frau ihre indianische Herkunft deutlich anzusehen gewesen. Ein terroristisches Eigengewächs. Als wäre es auch so nicht schon schlimm genug.
    Benommen stolperte er aus der Explosionszone hervor. Major Ryan hob gerade seinen Helm auf und setzte ihn sich auf den Kopf.
    »So was hab ich noch nicht erlebt«, sagte Ryan erschüttert. »Die Wucht der Explosion war so groß, dass eigentlich die Hälfte der Leute tot sein müsste und wir mit dazu.« Er streckte die flache Hand vor. »Und fühlen Sie nur, diese Hitze.«
    Hank machte es ihm nach. Es fühlte sich an, als wäre ein Backofen explodiert. Von dem Gestank nach verbranntem Schwefel drehte sich ihm fast der Magen um.
    In diesem Moment zerfiel in der Explosionszone ein großer Felsbrocken in kleine Stücke. Auch die Felswand begann zu zerbröseln, eine Lawine aus Steinen und Sand ergoss sich in die Schlucht. Es war, als hätte sich der Granit in bröckligen Sandstein verwandelt.
    »Sehen Sie sich mal den Boden an«, sagte Ryan.
    Hank starrte das erhitzte Felsgestein an, von dem ein feiner Nebel aufstieg. Der auftreffende Nieselregen verdampfte zischend. Doch das war es nicht, was Major Ryan meinte. Andererseits war er jünger und hatte bessere Augen.
    Hank ließ sich auf ein Knie nieder und inspizierte den Boden eingehender. Jetzt sah er es auch. Wegen der Dampfwolken war es ihm zunächst entgangen. Der Steinboden hatte seine Festigkeit verloren, seine Struktur erinnerte an gemahlenen Pfeffer – und er war in Bewegung!
    Die Körnchen zitterten und bebten wie Öltropfen in einer heißen Bratpfanne. Vor seinen Augen zerfiel ein kleiner Kiesel zu grobem Sand, dann zu feinem Pulverstaub. Ein Regentropfen hinterließ einen kleinen Krater. Wie wenn man einen Stein in einen Teich wirft, breiteten sich auf der mikrofeinen Oberfläche Wellen aus.
    Hank schüttelte ungläubig den Kopf. Angstvoll beobachtete er, wie das angrenzende Gestein ebenfalls zu Sand zerfiel und sich die Explosionszone um ein winziges Stück vergrößerte.
    »Es dehnt sich aus«, sagte Hank und schob Ryan zurück.
    »Was meinen Sie?«
    Hank wusste nicht, was er antworten sollte, und seine Verunsicherung nahm zu. »Irgendetwas ist noch aktiv. Es frisst das Felsgestein und breitet sich aus.«
    »Sind Sie verrückt? So was gibt es nicht …«
    Mitten in der Explosionszone platzte Wasser aus dem Boden und türmte sich zu einer meterhohen dampfenden Fontäne auf. Die sengende Hitze scheuchte sie noch weiter zurück.
    Als sie stehen blieben, brannte Hank die Haut, und seine Augen fühlten sich an wie gar gekocht. Er atmete schwer.
    »Irgendwie wurde die geothermische Quelle angezapft … unter dem Talboden.«
    »Was reden Sie da?« Ryan schlug den Jackenkragen über Mund und Nase. Der Schwefelgestank brannte in der Nase.
    »Was hier passiert, breitet sich nicht nur aus …« Hank zeigte auf den Minigeysir. »… es wandert auch in die Tiefe. «

3
30. Mai, 15:39
Washington,