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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Ein Pfadfinder, der ein Praktikum absolvierte, entdeckte seine Gebeine irgendwann in einem Lagerraum der historischen Abteilung der Mormonenkirche. Anschließend waren die sterblichen Überreste bestattet worden.
    Maggie hatte genug gehört. Sie stand neben der grünen Transportkiste und hob einen Arm. Alle Augen und Objektive waren auf sie gerichtet.
    »Wir haben nichts zu verbergen!«, rief sie. »Diese Entdeckung hat starke Emotionen geweckt. Aber ich versichere Ihnen, dass wir bei unseren Untersuchungen mit allergrößtem Respekt vorgehen.«
    »Schluss mit dem Gerede! Wenn Sie nichts zu verbergen haben, zeigen Sie uns den Schädel!«
    Dieser Ruf wurde von anderen aufgenommen. Ein Sprechchor verlangte, den Schädel zu sehen.
    Maggie wechselte einen Blick mit dem Gouverneur. Er nickte ihr auffordernd zu. Sie vermutete, dass es der Mehrheit der Anwesenden weniger um die historische Bedeutung des Fundes ging, als vielmehr um den Reiz des Neuen. Wenn sie es schon mit einer wilden Meute zu tun hatte, konnte sie ebenso gut die Rolle der Dompteuse spielen.
    Sie drehte sich zur Transportkiste um und hantierte an den Verschlüssen. Mit ihren arthritischen Fingern bereitete ihr das einige Mühe. Außerdem hatte der Nebel im Tal sich in einen Nieselregen verwandelt. Tropfen klatschten auf den Plastikdeckel der Kiste. Erwartungsvolle Stille setzte ein.
    Endlich hatte sie die Verschlüsse geöffnet und klappte den Deckel hoch. Wegen des Regens wollte sie das Artefakt nur für einen kurzen Moment zeigen. Sie blickte auf den vergoldeten Schädel in seinem Schaumstoffkokon. Trotz des trüben Umgebungslichts funkelte er strahlend hell.
    Sie trat zurück, um Kameras und Zuschauern freie Sicht zu geben, vermochte den Blick aber nicht vom Schädel loszureißen. Eine Art Nebel verdichtete sich über der Schädeloberfläche. Maggie beobachtete, wie ein Regentropfen auf das Gold fiel – und augenblicklich zu einer Eisträne erstarrte.
    Hinter ihr ertönten Ausrufe des Erstaunens.
    Maggie nahm an, dass die Zuschauer es ebenfalls bemerkt hatten – dann hörte sie das Scharren von Stiefeln. Als sie den Kopf hob, erblickte sie eine magere junge Frau, deren dunkles Haar sich aufgefächert hatte wie die Schwingen eines Raben. Sie legte den Arm um ihren Oberkörper, doch etwas rutschte unter der Jacke hervor und landete klirrend auf dem Felsen.
    Es war eine der Goldtafeln.
    Ryan rief der Diebin zu, sie solle stehen bleiben.
    Die junge Frau wollte zum Waldrand flüchten, rutschte aber auf dem regennassen Felsgestein vor der Höhle aus. Sie stolperte und ruderte mit einem Arm, wobei ihr der Rucksack herunterfiel. Er rollte über den abschüssigen Boden und blieb vor der Transportkiste liegen. Das Mädchen wäre ihm um ein Haar gefolgt, fand aber so mühelos wie ein aufgeschrecktes Reh das Gleichgewicht wieder, machte auf dem Absatz kehrt und rannte zum Waldrand.
    Maggie hatte sich über die Kiste gebeugt. Sie blickte hinein, wollte sich vergewissern, dass der Inhalt unbeschädigt war. In der Zwischenzeit waren weitere Regentropfen auf den Schädel gefallen und gefroren. Die Goldoberfläche war mit Eisperlen besetzt.
    Leichtsinnigerweise streckte sie die Hand aus und berührte eine Perle. Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihren Arm, doch anstatt zurückzuschrecken, hatte sie das Gefühl, er werde vom Schädel angezogen. Ihre Handfläche berührte die goldene Oberfläche. Ihre Fingerknochen entzündeten sich, brannten sich durchs Fleisch. Der Entsetzensschrei blieb ihr im Halse stecken. Die Knie gaben ihr nach.
    Hank rief ihr etwas zu.
    Auch Ryan brüllte.
    Sie verstand nur ein einziges Wort.
    Bombe!
12:34
    Ein Lichtblitz blendete Hank. Eben noch hatte er Maggie eine Warnung zugerufen, dann wurde es unvermittelt weiß vor seinen Augen. Ein Donnerschlag wollte ihm den Schädel zerquetschen, raubte ihm vorübergehend das Gehör. Eine eiskalte Druckwelle schleuderte ihn zu Boden, als habe Gott ihm eine Ohrfeige verpasst. Er landete auf dem Rücken, dann hatte er das Gefühl, er werde in die Richtung der Explosion gezerrt.
    In panischer Angst kämpfte er dagegen an. Das Gefühl war nicht nur falsch, sondern vollkommen widernatürlich. Er wehrte sich mit jeder Faser seines Körpers dagegen.
    So plötzlich, wie es begonnen hatte, hörte es auch wieder auf.
    Das unerbittliche Zerren war nicht mehr zu spüren. Er war wieder Herr seiner Sinne. Er hörte Schmerzensschreie und laute Rufe. Wirbelnde Schemen stellten sich scharf. Er lag auf der Seite, der

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