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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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zerklüfteten, dicht bewaldeten Gelände würde es schwer werden, die Frau zu finden, insbesondere dann, wenn sie sich dort auskannte.
    Als wäre das nicht schon schlimm genug, hatten die Augenzeugen berichtet, die junge Frau sei indianischer Abstammung. Wenn das stimmte, waren weitere politische Verwicklungen vorprogrammiert.
    Painter betrachtete sein Spiegelbild im Monitor und suchte nach den Spuren seiner Ahnen. Er war väterlicherseits ein Pequot-Halbblut, hatte aber von seiner italienischen Mutter die blauen Augen und die helle Haut geerbt. Den Indianer sah ihm kaum jemand an, doch auf den zweiten Blick waren die entsprechenden Merkmale deutlich zu erkennen: die breiten, hohen Wangenknochen und das rabenschwarze Haar. Je älter er wurde, desto stärker traten seine indianischen Züge hervor.
    Lisa hatte vergangenen Monat eine Bemerkung darüber gemacht. Sie hatten einen ruhigen Sonntag im Bett verbracht, hatten Zeitung gelesen und keinen Grund zum Aufstehen gefunden. Sie hatte sich auf den Ellbogen aufgestützt und war mit dem Finger über sein Gesicht gefahren. »Die Sonnenbräune hält sich bei dir länger, und die Fältchen werden tiefer. Du ähnelst immer mehr dem Foto von deinem Vater.«
    Nicht unbedingt das, was man hören wollte, wenn man mit seiner Freundin im Bett lag.
    Sie hatte ihm seine einzige weiße Haarsträhne hinters Ohr gestreift, eine schneeweiße Feder vor schwarzem Hintergrund. »Oder es liegt daran, dass du das Haar lang wachsen lässt. Jetzt kannst du dir beinahe schon einen Kriegerzopf flechten.«
    Eigentlich steckte keine Absicht dahinter. Er hatte in den vergangenen Monaten einfach keine Zeit gehabt, zum Friseur zu gehen. Ständig war er in der Sigma-Zentrale beschäftigt gewesen. Die geheime Einrichtung lag unter dem Smithsonian Castle an der National Mall versteckt und war in einem Schutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg untergebracht. Für die Ortswahl war die Nähe zu den Hallen der Macht und den zahlreichen Forschungseinrichtungen der Smithsonian Institution ausschlaggebend gewesen.
    Hier verbrachte Painter die meiste Zeit. Seine Fenster zur Welt waren die drei Riesenmonitore seines Büros.
    Er wandte sich davon ab und ging zurück zum Schreibtisch, dachte über die Folgen nach, die der Terroranschlag einer Nachfahrin der amerikanischen Ureinwohner möglicherweise haben würde. In der Regel machte er sich keine Gedanken über seine eigene Herkunft, zumal er seine Jugend bei verschiedenen Pflegefamilien verbracht hatte. Seine Mutter, die an Depressionen litt, hatte seinen Vater nach sieben Jahren Ehe erstochen. Anschließend war Painter von der weitläufigen Familie seines Vaters aufgenommen worden und mit seinen indianischen Wurzeln in Kontakt gekommen. Aufgrund der ärmlichen und chaotischen Umstände hatte er im Folgenden jedoch größeren Wert auf seine amerikanische Herkunft als auf seine Verwandtschaft mit den amerikanischen Ureinwohnern gelegt.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach seinen Gedankengang. Er schaute hoch und erblickte im Eingang Ronald Chin, den Geologen von Sigma. »Das sollten Sie sich mal ansehen.«
    Painter winkte den Geologen zu sich heran und hätte sich nicht gewundert, wenn er beim Eintreten den Kopf eingezogen hätte. Chin war über eins achtzig groß und stieß mit dem Kopf nur deshalb nicht gegen den Türrahmen, weil er sich den Schädel kahl rasiert hatte. Er trug einen grauen Labor-Overall, der Reißverschluss war halb geöffnet, sodass man sein Army-Ranger-T-Shirt sah.
    »Was gibt’s denn?«, fragte Painter.
    »Ich habe mir mal die Berichte angesehen und bin da auf etwas gestoßen, was wichtig sein könnte.« Chin legte eine Akte auf den Schreibtisch. »Das ist die Aussage eines Nationalgardisten, eines gewissen Major Ashley Ryan. Die meisten Fragen betreffen die Identität der Attentäterin und die Ereignisse vor der Explosion. Aber Major Ryan war auch wegen der Explosion äußerst beunruhigt.«
    Painter straffte sich und zog die Akte zu sich heran.
    »Wenn Sie sich Seite achtzehn ansehen wollen, ich habe die interessanten Passagen markiert.«
    Painter schlug den Bericht auf, blätterte vor und las die gelb markierten Abschnitte. Es waren nur ein paar Bemerkungen, doch die letzte Aussage des Majors sandte ihm einen Schauder über den Rücken.
    Er las sie laut vor. »Der Boden … es sah so aus, als würde er sich auflösen. «
    Chin stand vor dem Schreibtisch, die Hände auf dem Rücken verschränkt. »Ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass mit

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