Feuerflut
Sie ihm aus, die Physiker hätten aufgrund besserer Daten die Zeitangaben korrigiert. Das Vorkommen wird vier Minuten nach sechs explodieren, nicht um Viertel nach sechs. Haben Sie verstanden?«
Ryan sah auf die Uhr. »Das wäre in vier Minuten!« Er ließ das Funkgerät sinken und zeigte auf Jordan. Er musste jemanden runterschicken, dem Painter auf Anhieb vertrauen würde. »Junger Mann, wie schnell können Sie rennen?«
6:00
Painter leuchtete mit der Taschenlampe in die Schatzkammer hinter dem Allerheiligsten.
Auf mehreren Hundert Steinsockeln lagen goldene Schädel in allen möglichen Formen und Größen: Raubkatzen mit langen Reißzähnen, gewölbte Schädel von Höhlenbären, ein gewaltiger Saurierschädel, vielleicht der eines Allosaurus. Dazwischen standen zahllose Kanopen, einige mit ägyptischen Motiven geschmückt, vielleicht Originale aus der alten Heimat. Auf anderen Kanopen aber waren einheimische Tiere dargestellt: Wölfe, verschiedene Vögel, Pumas und andere Raubkatzen, Grizzlybären und auch eine Klapperschlange.
»Die können wir unmöglich alle rechtzeitig rausschaffen«, sagte Chin. »Uns bleiben nur noch fünfzehn Minuten.«
Kowalski nickte. »Zeit für Plan B, Boss.« Er sah Painter an. »Sie haben doch einen Plan B, oder nicht?«
Painter wandte sich zum Hauptraum des Tempels um. »Wir können versuchen, so viele Kanopen wie möglich rauszutragen. Vielleicht verringert dies das Risiko, dass der Vulkankegel aktiv wird.«
Kowalski folgte ihm und bombardierte ihn mit Alternativvorschlägen. »Wie wär’s, wenn wir’s mit Schweißbrennern versuchen würden? Geht das Zeug durch Hitzeeinwirkung nicht kaputt?«
»Das würde zu lange dauern«, sagte Chin. »Außerdem glaube ich, dass die Flamme nicht heiß genug wäre.«
»Dann werfen wir eine bunkerbrechende Bombe ab.«
»Der Tempel liegt zu tief«, konterte Painter.
»Und wie wär’s mit einer Atombombe?«
»Das wäre das allerletzte Mittel«, sagte Painter. »Aber wenn’s schiefgeht, lösen wir damit genau die Katastrophe aus, die wir verhindern wollten.«
Kowalski warf die Arme hoch. »Irgendwas müssen wir doch tun können.«
Als sie das Allerheiligste betraten, stürmte ein hagerer Mann durch den Goldvorhang. Er machte große Augen, als er das viele Gold sah.
Kai tat einen Schritt auf ihn zu. »Jordan …?«
Der junge Mann rang nach Atem und hob die Hand. »Washington hat sich gemeldet … der Zeitplan hat sich geändert … das Zeug wird um vier nach sechs in die Luft fliegen.«
Ein Blick auf die Uhr erübrigte sich. Painters innere Zeitmessung funktionierte so präzise wie eine Stoppuhr. Noch zwei Minuten. Alle sahen ihn an und hofften auf eine Lösung, eine Eingebung.
Doch sie hatten nur noch eine einzige Option.
Er zeigte zum Ausgang. »Alle raus hier!«
41
1. Juni, 6:02
Yellowstone Nationalpark
NOCH ZWEI MINUTEN …
Kai rannte mit den anderen durch den großen Tempel. Jordan hielt sich an ihrer Seite, was ihr half, nicht zu stolpern. Am liebsten hätte sie sich fallen gelassen und aufgegeben. Jordan aber sah sie immer wieder an, forderte sie wortlos auf, bei ihm zu bleiben – und das tat sie auch.
Neben ihr rannte Ashanda, so unaufhaltsam wie ein Panzer. Wenn Kai stürzte, wäre sie vermutlich nicht einmal langsamer geworden, sondern hätte sie einfach mitgezerrt. Zwei Söldner hatten Rafael in die Mitte genommen und trugen ihn.
Sie gelangten zum Ausgang des Tempels.
Kais Onkel und der Geologe stürmten die Treppe hinunter. Nichtsdestotrotz unterhielten sie sich angeregt. Der Geologe zeigte zum blubbernden Springbrunnen. Onkel Crowe schüttelte den Kopf.
Kowalski bildete den Abschluss. Zum Rennen war er zu schwer. Sein Atem ging pfeifend, der Schweiß lief ihm übers gerötete Gesicht.
»Wir werden es nicht mehr bis nach draußen schaffen«, keuchte Kai, als sie mit Ashanda die Treppe hinuntereilte.
Jordan wollte nicht aufgeben. »Die Tunnelmündung ist schmal. Wenn das Nadelöhr erst mal hinter uns liegt, schaffen wir’s auch.«
Kai war sich nicht sicher, ob seine Hoffnung begründet war, nahm sie sich aber zu Herzen. Erst mal den Tunnel erreichen.
Jetzt, da sie ein Ziel hatte, rannte sie noch schneller.
Hinter ihr ein Aufschrei. Ashanda kam schlitternd zum Stehen. Kai reagierte zu spät und wurde von der Handschellenkette umgerissen. Jordan hielt ebenfalls an und kam zu ihnen zurück.
Rafael und seine beiden Helfer stürzten die Steintreppe hinunter und landeten auf einem Haufen.
Ashanda eilte zu
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