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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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herauszufinden.
    Allerdings konnte sie niemanden durch ihre Bereitschaft zur Mitarbeit täuschen. Sie ließ sich allein vom Überlebensinstinkt leiten, nicht von der Loyalität zu Sigma. Sie musste die Gilde vernichten, bevor sie von der Gilde vernichtet wurde. Nur eine Handvoll Leute in der Regierung wussten von der speziellen Vereinbarung mit der Agentin. Um die Geheimhaltung zu wahren, hatte man Gray zu Seichans alleiniger Kontaktperson bestimmt.
    Vor fünf Wochen hatte sie sich zum letzten Mal bei ihm gemeldet. Und auch nur telefonisch. Da war sie in Frankreich gewesen. Bislang war sie bei ihren Nachforschungen immer nur in Sackgassen gelandet.
    Weshalb kommt sie gerade jetzt zu mir?
    Sie kam seiner Frage zuvor. »Wir haben ein Problem.«
    Gray ließ sie nicht aus den Augen. Eigentlich hätte er sich Sorgen machen sollen, verspürte aber auch einen Anflug von Erleichterung. Er dachte an die Bierflasche im Kühlschrank, erinnerte sich an den Grund, weshalb er sie hatte trinken wollen. Auf einmal war er froh über die Ablenkung; endlich mal ging es nicht um Sozialarbeiter, Neurologen und Rezepte.
    »Steht das Problem in Verbindung mit den Vorgängen in Utah?«
    »Was meinen Sie?«, fragte Seichan und machte die Augen schmal.
    Er forschte in ihrem Gesicht nach Anzeichen von Verstellung. Das Bombenattentat hatte Sigma aufgeschreckt, und dass Seichan ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt bei ihm auftauchte, weckte seinen Argwohn.
    Als er schwieg, zuckte sie mit den Schultern. »Ich möchte Ihnen das hier zeigen.«
    Sie erhob sich, reichte ihm ein paar Papiere und wandte sich zur Tür. Offenbar erwartete sie von ihm, dass er sich ihr anschloss. Verständnislos betrachtete er das Zeichen auf der obersten Seite.
    Als er aufsah, hatte sie die Tür erreicht.
    »Da hat jemand in ein Hornissennest gestochen«, sagte sie. »Hier in Ihrem eigenen Hinterhof. Eine große Sache. Könnte der erhoffte Durchbruch sein.«
    »Wie das?«
    »Vor zwölf Tagen schlugen auf einmal sämtliche Fühler an, die ich um den Globus ausgestreckt hatte. Ein wahres Erdbeben. Dann versiegten plötzlich alle Kontakte, die ich gepflegt hatte.«
    Vor zwölf Tagen …
    An diesem Tag war der Indianerjunge in Utah ums Leben gekommen. Gab es da einen Zusammenhang?
    Seichan fuhr fort: »Irgendeine große Sache hat das Interesse der Gilde geweckt. Und was das erwähnte Erdbeben betrifft … dessen Epizentrum liegt hier in D. C.« Sie blickte sich von der Tür aus zu ihm um. »Ich spüre, dass sich unsichtbare Mächte in Stellung bringen. In einem solchen Chaos öffnen sich verschlossene Türen und geben einen Moment lang den Blick frei auf das, was sich dahinter verbirgt.«
    Gray fiel auf, dass ihre Augen funkelten und sich ihr Atem beschleunigt hatte. »Sie haben etwas herausgefunden.«
    Seichan zeigte auf die Papiere in seiner Hand. »Damit fängt es an.«
    Er betrachtete erneut das Symbol auf der obersten Seite.

     
    Das Großsiegel der Vereinigten Staaten.
    Er begriff nicht, was sie meinte, und blätterte weiter. Das Material enthielt getippte Rechercheergebnisse, Skizzen und Fotokopien handschriftlicher Briefe. Die Tintenfarbe war verblasst, die akkurate Schreibschrift aber gut lesbar. Verfasst waren die Briefe auf Französisch. Er las den Namen des Adressaten. Archard Fortescue. Eindeutig französisch. Was ihn aufmerken ließ, war jedoch die Unterschrift, die Signatur des Briefeschreibers, dessen Name in Amerika jedem Schulkind geläufig war.
    Benjamin Franklin.
    Er runzelte die Stirn und blickte Seichan an. »Was haben die Schriftstücke mit der Gilde zu tun?«
    »Sie und Crowe haben mir den Auftrag erteilt, das Geheimnis dieser Schufte zu lüften.« Seichan wandte sich ab und öffnete die Tür. Bevor sie das Gesicht wegdrehte, flackerte Angst in ihren Augen auf. »Was ich herausgefunden habe, wird Ihnen nicht gefallen.«
    Ihre Furcht und seine Neugier veranlassten ihn, sich ihr zu nähern. »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Die Gilde … ihre Wurzeln reichen bis zu den amerikanischen Gründervätern zurück«, sagte sie und trat hinaus in die Dunkelheit der Nacht.

6
31. Mai, 6:24
Präfektur Gifu, Japan
    ER WURDE NICHT schlau aus den Daten.
    Jun Yoshida saß in seinem Büro im Kamioka-Observatorium. Ohne auf seine Rückenschmerzen zu achten, starrte er auf den Computermonitor.
    Die Datenquelle lag tausend Meter unter seinen Füßen, mitten im Ikenoberg. Tief im Felsgestein verborgen und abgeschirmt von der kosmischen Strahlung, welche die Detektion der

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