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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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wurde.
    Kowalski hatte ihn sich unter den einen Arm geklemmt, Kai unter den anderen. Ihm klingelten die Ohren. Er versuchte, die Füße auf den Boden zu setzen. Trümmerteile blockierten die Tür, versperrten dem Gegner den Zugang. Painter blickte nach oben. Durch ein Loch in der Decke fiel Licht in die raucherfüllte Dunkelheit.
    Mondschein, beinahe schmerzhaft hell.
    Sie hatten es geschafft.
23:42
    Rafe stand vor seinem Notebook. Er verschränkte die Finger auf dem Kopf und starrte die Trümmer des Flurs an, durch den sich sein Team zurückzog. Schließlich ließ er den Atem mit einem Zischen entweichen.
    Er senkte die Arme, ballte die Hände zu Fäusten und blickte Ashanda an, als wollte er sie fragen, ob sie gesehen habe, was passiert sei. Sie hielt noch immer den kleinen Jungen in den Armen, der einen Schock hatte und ganz leblos wirkte.
    Rafe konnte es ihm nachempfinden.
    Er hatte Herzklopfen, sein Blut war in Wallung. Er war zornig, das ja, doch unwillkürlich musste er dem Gegner auch Anerkennung zollen.
    Dann hat sie also Unterstützung bekommen … einen Bodyguard, der seinen Job versteht.
    Immerhin hatte Bernd mit der Helmkamera unmittelbar vor dem Einsturz der Decke ein gutes Bild von dem drahtigen Mann geschossen. Das Bild war zwar etwas pixelig, aber die Kamera hatte sein Gesicht formatfüllend erfasst. Mithilfe der neuen Bildverbesserungs- und Gesichtserkennungssoftware, die eine Tochtergesellschaft von Saint Germaine für Europol entwickelt hatte, würde er den Mann in Kürze identifiziert haben.
    Über Funk meldete sich Bernd, immer wieder von Aussetzern unterbrochen. »… zu Fuß entkommen. Polizei und Rettungskräfte treffen vor Ort ein. Wie lauten … Befehle?«
    Rafe seufzte und dämpfte das Brennen in seinen Adern. Wirklich schade. Aufgrund seiner Behinderung kam er nicht oft in den Genuss eines berauschenden Adrenalinstoßes. »Ziehen Sie sich zurück«, sagte er ins Kehlkopfmikrofon. »Die Zielpersonen werden sich ebenfalls absetzen. Wir nehmen die Verfolgung auf.«
    Er hatte den Eindruck, dass Bernd mit seiner Entscheidung nicht einverstanden war. Offenbar war er erbost über den Tod seiner Teamkollegen. Das war sein arisches Blut, welches das germanische Verlangen nach unmittelbarer Rache speiste. Aber Bernd würde sich in Geduld üben müssen. Wenn es eine Erklärung gab für den Reichtum und die Macht der Familie Saint Germaine, dann war es deren Wertschätzung des long jeu.
    Des langen Atems.
    Für dieses Spiel war Rafael Saint Germaine mit seinem außergewöhnlichen Verstand die denkbar beste Besetzung. Das mochte prahlerisch klingen, doch er hatte es immer wieder unter Beweis gestellt. Deshalb stand er jetzt hier im Auftrag seiner Familie und jagte einen jahrtausendealten Schatz.
    Wenn das keinen langen Atem erforderte …
    Als Bernd die Verbindung beendet hatte, rief Rafe auf seinem Notebook das verschwommene Bild des Störenfrieds auf. Die Angehörigen vieler primitiver Kulturen maßen dem Namen große Bedeutung zu, da sie glaubten, seine Kenntnis verleihe ihnen Macht über den Betreffenden. Rafe spürte bis ins Mark seiner zerbröselnden Knochen hinein, wie wahr das war.
    Er stützte sich mit den Händen auf die Schreibtischplatte und fixierte seinen Gegner.
    »Vous êtes qui?« , sagte er.
    Auf diese Frage suchte er dringend eine Antwort.
    Wer bist du?
0:22
    Vom Beifahrersitz des SUV aus beobachtete Painter im Rückspiegel, wie die Lichter von Provo hinter ihnen zurückfielen. Erst jetzt ließ er das Visier herunter.
    Wenn auch nur ein bisschen.
    Wider besseres Wissen saß erneut Kowalski hinter dem Steuer ihres Mietwagens, diesmal ein Toyota Land Cruiser. Dort, wo sie hinwollten, würden sie einen Wagen mit Vierradantrieb brauchen. Von der Wunde an seinem Oberarm ging ein pochender Schmerz aus, und von der Explosion hatte er Kopfschmerzen.
    Vielleicht werde ich allmählich zu alt für diesen Scheiß …
    Er dachte daran, wie Lisa auf dem Wohnzimmersofa seine weiße Haarsträhne betastet hatte und auf die anderen grauen Haare aufmerksam geworden war. Was machte er hier eigentlich? Er war zu alt für dieses Spiel.
    Kowalski hingegen wirkte kaum mitgenommen. Er hatte eine Thermoskanne Kaffee dabei, um sich auf der Nachtfahrt wach zu halten. Auf dem Rücksitz hatte Kai sich an Professor Kanosh gelehnt, ihre eine Hand ruhte auf dem Hund des alten Mannes. Beide schliefen, doch der Hund erwiderte mit seinen verschiedenfarbigen Augen wachsam Painters Blick.
    Er nickte dem Hund zu. Pass

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