Feuerflut
gut auf sie auf.
Kawtch wedelte mit dem Schwanz.
Painter wandte sich wieder nach vorn. Das Herz war ihm schwer. Nach ihrer Flucht quer über den Campus hatte er die anderen über Professor Dentons Tod informiert. Kanosh hatte einen niedergeschmetterten Eindruck gemacht, war in Sekundenschnelle gealtert. Im Laufe eines einzigen Tages hatte er zu viele gute Freunde verloren. Allein die Notwendigkeit, Abstand von den Verfolgern zu gewinnen, hatte ihn von seiner Trauer ein wenig abgelenkt. Nachdem sie sich in einer Apotheke Verbandsmaterial für Painters Schussverletzung besorgt hatten, waren sie losgefahren.
Sie waren unterwegs zu Freunden von Kanosh, zu einer Gruppe von Indianern, die fern der Zivilisation lebten. Painter wollte Kai an einem sicheren Ort unterbringen. Außerdem wollte er endlich herausbekommen, worum es hier eigentlich ging.
Das Handy vibrierte in seiner Hosentasche. Er runzelte die Stirn, holte es hervor, las den Namen des Anrufers ab und hielt es sich ans Ohr. »Commander Pierce?« Er wunderte sich über den Anruf zu dieser späten Stunde, zumal er von der Ostküste kam, wo es noch zwei Stunden später war. Er sprach so leise, dass die Schläfer nicht gestört wurden.
»Direktor Crowe«, sagte Gray, »ich bin froh, dass Sie wohlauf sind. Kat hat mir von dem Angriff berichtet. Sie hat mich gebeten, Sie anrufen.«
»Worum geht es?«
Painter hatte bereits mit der Sigma-Zentrale gesprochen und Kathryn Bryant über die Ereignisse in Utah informiert. Sie koordinierte die Aufräumarbeiten in der Universität, hatte ihre Verbindungen spielen lassen und die Bundespolizei und die verschiedenen Geheimdienste veranlasst, ihr bei der Identifizierung der Angreifer zu helfen.
»Ich glaube, ich habe neue Erkenntnisse zu dem Angriff«, sagte Gray.
Painter merkte auf. Soviel er wusste, ging Gray einem Hinweis auf die Gilde nach. Ihm schwante Übles.
»Erkenntnisse welcher Art?«, fragte er.
»Einstweilen noch unbestätigt. Wir kratzen gerade mal an der Oberfläche, aber ich glaube, Seichan verfügt über Informationen, die mit den Ereignissen in Utah in Verbindung stehen.«
Gray berichtete ihm von Benjamin Franklin, französischen Wissenschaftlern und der Suche nach einer Bedrohung, die, um Franklins Ausdruck zu gebrauchen, mit bleichhäutigen Indianern in Zusammenhang stand. Painter hörte gespannt zu und wurde besonders hellhörig, als es um einen geheimnisvollen Gegner der Gründerväter ging, der das gleiche Symbol verwendete wie die Gilde der Gegenwart.
»Ich glaube, die neu entdeckte Höhle hat das Interesse der Gilde geweckt«, sagte Gray. »Offenbar ist in der Vergangenheit etwas verloren gegangen, oder es wurde vor ihr versteckt.«
»Und jetzt ist es wieder aufgetaucht«, meinte Painter.
Das war ein faszinierender Gedanke. Die technische Perfektion und die Brutalität des nächtlichen Überfalls trugen offensichtlich den Stempel der Gilde.
»Ich werde das berücksichtigen«, sagte Gray. »Mal sehen, was ich zutage fördere.«
»Tun Sie das.«
»Aber Kat hatte natürlich noch einen anderen Grund, weshalb ich Sie anrufen sollte.«
»Und der wäre?«
»Ich soll Ihnen von einer Anomalie berichten, die gegenwärtig in der globalen wissenschaftlichen Gemeinde für Wirbel sorgt. Offenbar haben japanische Physiker eine außergewöhnliche starke Neutrinoaktivität gemessen. Wie man hört, in unerhörtem Maßstab.«
»Neutrinos? Sie meinen die subatomaren Teilchen?«
»Genau. Offenbar braucht es gewaltige Kräfte, um einen Neutrinoausbruch dieser Stärke zu erzeugen – Kernfusion, eine Atomwaffenexplosion, Sonnenstürme. Der starke Ausschlag hat die Physiker in helle Aufregung versetzt.«
»Okay, aber was hat das mit uns zu tun?«
»Moment, jetzt kommt’s. Die japanischen Wissenschaftler konnten den Ursprung des Neutrinoausbruchs lokalisieren. Sie wissen, woher die Neutrinos kommen.«
Painter konnte sich denken, was sie herausgefunden hatten. Weshalb hätte Gray sonst anrufen sollen? »Vom Explosionsort in den Bergen«, sagte er.
»So ist es.«
Das war eine schockierende Information. Was hat das zu bedeuten? Er fragte Gray so lange aus, bis sie nicht mehr weiterkamen und sich nur noch im Kreis bewegten. Er beendete die Verbindung und lehnte sich zurück.
»Worum ging’s?«, fragte Kowalski.
Painter schüttelte den Kopf, was den dumpfen Kopfschmerz hinter seinen Augen wieder aufflammen ließ. Er musste erst einmal alles durchdenken.
Zuvor hatte er mit Ron Chin gesprochen, der den
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