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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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mochte er es nicht, unterbrochen zu werden.
    Jun gestattete sich einen Anflug von Genugtuung. »Und weshalb kommen Sie dann ohne Anmeldung in mein Büro gestürmt?«
    Tanaka tippte auf das Diagramm, »Im Verlauf der vergangenen Stunde hat sich der Doppelausschlag des isländischen Signals verändert. Die schwächeren Emissionen sind stärker geworden, die stärkeren haben sich abgeschwächt.«
    Dr. Cooper schaltete sich ein. »Die Veränderung ging sehr langsam vonstatten. Es hat zwei Stunden gedauert, bis wir darauf aufmerksam geworden sind.«
    Tanaka legte die beiden Diagramme nebeneinander. »Das erste Diagramm wurde vor einer Stunde ausgedruckt. Das zweite gibt die Signale der vergangenen halben Stunde wieder.«

    Jun setzte seine Lesebrille auf, rückte sie zurecht und beugte sich vor. Tanakas Beobachtung schien zuzutreffen. Im älteren Diagramm war die Amplitude der beiden Neutrinoausbrüche unterschiedlich. Im zweiten Diagramm waren sie fast gleich groß. »Was hat das zu bedeuten?« Jun nahm die Brille ab und rieb sich die müden Augen.
    Tanaka sah Cooper an, die ihm aufmunternd zunickte. Bei Tanaka kam es nur selten vor, dass er unsicher wirkte. Daran zeigte sich, wie aufgeregt er war. Irgendetwas hatte den Mann in Panik versetzt.
    »Ich glaube«, sagte Tanaka, »dass wir es hier mit einer Annäherung an eine kritische Masse zu tun haben. Wenn die beiden Amplituden gleich groß sind und sich überlappen, wird in dem Substrat, das die subatomaren Teilchen freisetzt, eine gewaltige Kettenreaktion ausgelöst.«
    »Wie bei der Kernschmelze eines Atomreaktors«, meinte Dr. Cooper. »Wir glauben, die ansteigende Frequenz und die Veränderung der Amplituden dienen als natürlicher Timer und messen die Zeit bis zu dem Moment, da die unbekannte Substanz in Island kritisch wird.«
    Jun schnürte es beinahe die Luft ab. »Es wird eine weitere Explosion geben …?«
    »Aber diesmal mit hundertfacher Stärke.«
    »Wann?«
    »Ich habe die Berechnungen mehrfach wiederholt und den Zeitpunkt extrapoliert, da die beiden Emissionen zusammenfallen werden.«
    »Sagen Sie mir einfach, wann es so weit sein wird«, drängte Jun.
    »In einer Stunde«, antwortete Cooper.
    »Um genau zu sein, in zweiundfünfzig Minuten«, präzisierte Tanaka, dem Ungenauigkeit zuwider war.
14:32
Elliðaey, Island
    Seichan hielt am Fenster Wache. Da der Gegner über Zielvorrichtungen verfügte, achtete sie darauf, dass sie von draußen nicht gesehen werden konnte. Anscheinend hatten sie es mit Söldnern zu tun, die über eine militärische Ausbildung verfügten. Die acht Männer waren im Halbkreis um die Lodge hinter Felsen in Stellung gegangen. Vermutlich warteten sie auf Anweisungen, während ihre Vorgesetzten sich herauszufinden bemühten, wer die Neuankömmlinge waren. Dann würden sie entscheiden, ob man sie töten oder gefangen nehmen sollte.
    Grays Team wurde nicht gefragt.
    Sie hatte beide Hände um den Pistolengriff gelegt und stützte die Waffe auf den Knien ab, bereit, im Notfall die Fensterscheibe einzuschlagen und die Lodge zu verteidigen. Illusionen machte sie sich keine. Der Gegner war ihnen zahlen- und waffenmäßig überlegen und befand sich in der besseren Position. Da vorn Söldner warteten, konnten sie nur hinten hinaus flüchten. Aber was dann? Wenn sie zu den Klippen rannten, wären sie ohne Deckung. Und selbst wenn sie sie erreichten, würden sie sich auf den Felsen oberhalb der Klippen nicht lange halten können.
    Sie saßen in der Falle.
    Gray ging auf der anderen Seite der Tür vor einem zweiten Fenster in Stellung. In der einen Hand hielt er eine schwarze SIG Sauer, mit der anderen presste er sich ein Handy ans Ohr. Er hatte Verbindung mit der Sigma-Zentrale aufgenommen, doch die Insel war zu abgelegen für eine schnelle Rettungsaktion. Bis Unterstützung eintraf, waren sie also auf sich allein gestellt. Seichan hatte Sodbrennen, weniger wegen ihrer aussichtslosen Lage, sondern wegen der Reaktion, die Gray gezeigt hatte, als ihm klar geworden war, dass sie angegriffen wurden. Sein Misstrauen war ihr nicht entgangen. Was sollte sie denn noch tun, um sein Vertrauen zu gewinnen? Vielleicht würde es nicht einmal reichen, wenn sie stürbe. Andererseits … vielleicht doch.
    Monk unterhielt sich leise mit dem Verwalter. Er hatte den Mann mit Riechsalz wieder auf die Beine gebracht. Kaum hatte er sich vom Stuhl erhoben, war der zähe alte Knochen wieder munter geworden. Sein Schwall von Flüchen hatte sie zum Erröten gebracht.

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