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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Art.«
    Hank öffnete die Augen und zog die Stirn kraus. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Es könnte sein, dass es in Island ein weiteres Vorkommen gibt.«
    Island?
    Painter erklärte ihm, dass die bei der Explosion in Utah freigesetzten Neutrinos möglicherweise ein zweites Vorkommen dieser Substanz aktiviert hätten.
    »Das Vorkommen in Island wird zusehends instabiler«, schloss Painter. »Wir haben Leute vor Ort, die das untersuchen, aber ein wesentliches Puzzleteil übersehen wir bislang.«
    Hank erwiderte seinen Blick und wartete.
    »Wir haben eine Vorstellung davon, was an diesen Orten versteckt wurde – aber wir wissen nicht, wer das getan hat. Wer waren diese Leute? Wie kommt es, dass sie wie Europide aussahen, aber wie Indianer gekleidet waren?«
    Hank bekam einen trockenen Mund. Er musste den Augenkontakt unterbrechen und senkte den Blick auf seine Hände.
    Painter fuhr fort: »Sie wissen etwas, Hank. Ich habe gehört, wie Sie sich im Labor mit Dr. Denton unterhalten haben. Ihr Wissen könnte bei der Einschätzung der Gefahr, der wir uns gegenübersehen, einen entscheidenden Beitrag leisten.«
    Hank wusste, dass der Mann recht hatte, doch er bewegte sich hier auf einem Grat zwischen seinem blutigen Erbe und seinem Glauben. Es widerstrebte ihm, unbewiesene Vermutungen in die Debatte zu werfen. Obschon der Beweis jetzt vielleicht vorlag.
    »Es ist nur eine Theorie«, sagte Hank. »Matt war Physiker, aber auch ein frommer Mormone, genau wie ich. Matts Schlussfolgerungen erschienen mir zum damaligen Zeitpunkt bizarr – ich hielt es für besser, sie für mich zu behalten.«
    Painter legte den Kopf schief und fixierte ihn mit einem Auge. »Jetzt haben wir eine neue Lage.«
    »Das mit Island scheint Matts Theorie zu stützen.«
    »Welche Theorie?«
    »Es geht um einen strittigen Punkt im Buch Mormon. Unserer Heiligen Schrift zufolge sind die amerikanischen Ureinwohner die Nachkommen eines israelitischen Stammes, der um 600 vor Christus, nach dem Fall Jerusalems, hierhergekommen ist.«
    »Moment. Wollen Sie allen Ernstes behaupten, die Indianer seien die Nachkommen eines jüdischen Stamms, der nach Amerika ausgewandert ist?«
    »So steht es im Buch Mormon, ja. Genau genommen sind sie die Nachkommen des israelitischen Stammes Manasse.«
    »Aber das ist doch grotesk. Es gibt zahlreiche archäologische Belege dafür, dass Amerika schon vor 600 vor Christus besiedelt war.«
    »Das weiß ich. Es wirkt wie ein Widerspruch, aber das Buch Mormon erkennt auch die Existenz der frühen amerikanischen Ureinwohner an. Es findet sich darin der Hinweis, dass hier Menschen lebten, als der Verlorene Stamm Israels im Westen ankam.« Hank hob beschwichtigend die Hand. »Vielleicht kann ich den Widerspruch durch eine weniger wörtliche und mehr allegorische Interpretation des Buchs Mormon auflösen.«
    »Okay. Schießen Sie los.«
    »Der wörtlichen Interpretation des Buchs Mormon zufolge gehörten dem nach Amerika ausgewanderten israelitischen Stamm zwei Familien an, deren gemeinsamer Vater Lehi war. Dies waren die Nephiten und die Lamaniten. Ich übergehe die komplizierten Details, jedenfalls haben die Lamaniten etwa tausend Jahre später die Nephiten ausgelöscht. Sie sind die Ahnen der Indianerstämme, wie wir sie kennen.«
    Painter schaute skeptisch drein. »Das klingt eher rassistisch als historisch. Außerdem gibt es erwiesenermaßen keine genetischen Hinweise, die auf eine Abstammung der Indianer aus Europa oder dem Mittleren Osten hindeuten würden.«
    »Einverstanden. Genetische Untersuchungen haben eindeutig gezeigt, dass die indianischen Ureinwohner von Asiaten abstammen und vermutlich über die Beringstraße nach Amerika gekommen sind. Glauben Sie mir, mormonische Wissenschaftler und Historiker haben alle Anstrengungen unternommen, die amerikanischen Ureinwohner mit dem jüdischen Erbe in Verbindung zu bringen, doch die Ergebnisse waren mehr als peinlich.«
    »Dann verstehe ich nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Heutzutage deuten die meisten Mormonen diesen Teil unserer Heiligen Schrift als Allegorie. Sie glauben, dass tatsächlich ein Stamm von Israeliten nach Amerika gekommen und dort auf die eingeborenen Stämme getroffen ist – die amerikanischen Ureinwohner.« Hank deutete auf sich und Painter. »Die Israeliten haben sich angesiedelt und vielleicht versucht, die Indianerstämme zu missionieren, sie zum abrahamitischen Glauben zu bekehren. Aber die Israeliten blieben weitgehend für sich und wurden

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