Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
Eindruck, das wird schon gehen. Egg bringt euch mit dem Beiboot zur Ostküste der Insel, da sind die Felswände nicht so hoch.«
    Huld zeigte mit dem Daumen zum Ruderhaus, wo sein Sohn Eggert – Mitte zwanzig, rasierter Schädel, tätowierte Arme – das Boot steuerte.
    »Keine Sorge«, meinte Huld. »Ich bringe regelmäßig Jäger und hin und wieder sogar Naturfotografen hierher. Geologen waren noch nicht dabei. Jedenfalls habe ich noch nie jemanden verloren.«
    Er zwinkerte Seichan kokett zu, doch die hatte abweisend die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte alles andere als belustigt. Sie hatten sich als Vulkanforscher der Cornell University ausgegeben. Auf diese Weise vermieden sie es, mit ihren schweren Rucksäcken und ihrem Interesse an dieser speziellen Insel Verdacht zu erregen.
    Huld deutete auf die Steilfelsen. »Es gibt da eine Jagdlodge, wo Sie notfalls ein Zimmer mieten können. Wenn Sie die Augen zusammenkneifen, sollten Sie sie eigentlich schon sehen können.«
    Gray suchte einen Moment, dann hatte er die Lodge ausgemacht. Mitten auf der grünen Inselkuppe stand ein ziemlich großes Haus mit bläulichem Schieferdach.
    »Aber ich weiß nicht, ob Sie dort noch unterkommen können«, sagte der Captain. »Gestern ist eine Touristengruppe eingetroffen. Jäger aus Belgien, hab ich gehört. Oder vielleicht sind’s auch Schweizer. Wollen wohl ein paar Tage bleiben. Ansonsten müssen Sie sich mit der Gesellschaft der Rinder und Papageientaucher begnügen.«
    Mir nur recht, dachte Gray. Er wollte bei der Suche nach der Neutrinoquelle so wenig Aufsehen wie möglich erregen.
    Plötzlich schreckte Seichan von der Reling zurück, prallte gegen Gray und hätte das Gleichgewicht verloren, wenn er sie nicht festgehalten hätte.
    »Was ist los?«
    Sprachlos zeigte sie aufs offene Meer hinaus. Eine große schwarze Flosse durchteilte neben dem Boot die Wellen. In diesem Moment tauchte eine zweite Flosse auf, dann eine dritte, vierte, fünfte.
    »Auf dieser Seite sind noch mehr«, sagte Monk von der anderen Reling des Trawlers aus. »Orcas. Eine ganze Herde.«
    Huld schwoll vor Stolz die Brust. Er schwenkte den Arm. »Das ist hier nichts Ungewöhnliches. Bei unseren Inseln gibt es die größte Population von Killerwalen und Delfinen vor der isländischen Küste. Die sind halt neugierig und reiten gern auf unserer Bugwelle. Oder sie haben’s auf einen Happen Fisch abgesehn. Wenn’s gut läuft, geb ich ihnen von meinem Fang was ab. Gangi pér vel, wie man hier sagt – bringt Glück.«
    Als sie nicht gefüttert wurden, verschwanden die Orcas so plötzlich in der Tiefe, als hätten sich die Tiere abgesprochen. Gray fiel auf, dass Seichan noch immer wachsam die Wellen musterte. Die großen Raubtiere hatten sie offenbar erschreckt.
    Gut zu wissen, dass auch Seichan ihre Schwächen hat.
    Als der Trawler um die Südspitze der Insel bog, musterte Gray ihr Ziel und betrachtete die Meereswogen, die in die dunklen Tiefen der vulkanischen Meereshöhlen schlugen, mit denen die Felswände durchsetzt waren. Hätte man vor langer Zeit einen Schatz in einer dieser Höhlen versteckt, wäre er längst Gezeiten und Stürmen zum Opfer gefallen. Um fündig zu werden, mussten sie sich an geschützteren Orten umsehen, zum Beispiel in Lavakanälen oder hoch gelegenen Höhlen.
    Aber wo sollten sie mit der Suche beginnen?
    Gray wandte sich an Captain Huld. »Wir möchten unsere Instrumente in möglichst großer Tiefe aufbauen. Haben Sie irgendwelche Vorschläge?«
    Der Captain kratzte sich im Bart und ließ den Blick über die steilen Felswände schweifen. »Ja. Hier gibt’s jede Menge Höhlen und Tunnel. Sie haben die freie Auswahl. Die Insel ist praktisch ein hartes Stück Schweizer Käse, von Wind und Regen ausgehöhlt. Aber eine Höhle ist besonders berühmt und hat der Insel ihren Namen gegeben. Die Elliðaey-Höhle. Angeblich hat sich vor langer Zeit ein junges vergewaltigtes Mädchen hierher geflüchtet und sich vor plündernden und brandschatzenden Invasoren versteckt – je nach Erzähler waren’s entweder die Türken oder irgendwelche Barbaren. Jedenfalls brachte das Mädchen hier einen Jungen zur Welt und zog ihn groß. Der Bursche wurde später der Hüter der Inseln und besaß angeblich besondere Gaben. Zum Beispiel konnte er die Kräfte des Feuers und der Lava heraufbeschwören, um unsere See zu schützen.« Huld schüttelte den Kopf. »Das sind natürlich nichts weiter als wilde Geschichten, die man sich an langen

Weitere Kostenlose Bücher