Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
Er hatte eine Flinte von der Wand genommen und seinen Peinigern Rache geschworen.
    Gray, der noch immer mit Sigma telefonierte, sagte in scharfem Ton: »Vierzig Minuten? Bis dahin müssen wir von der Insel runter sein?«
    Stirnrunzelnd blickte sie aus dem Fenster. Worum ging es? Die Antwort musste warten. Sie beobachtete, wie die Söldner aus der Deckung kamen und vorrückten. Offenbar hatten sie ihre Anweisungen erhalten. Man hatte über ihr Schicksal entschieden. Jetzt ging es um Gefangennahme oder Tod.
    Seichan hob die Pistole. »Sie kommen!«

19
31. Mai, 8:34
San Rafael Swell, Utah
    KAI VERDRÜCKTE SICH in das kleine Gästezimmer an der Rückseite des Pueblos. Hank Kanosh hatte sich über ein aufgeklapptes Notebook gebeugt, sah aber nicht auf den Bildschirm. Er hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, als ob er trauerte. Sie bedauerte, dass sie ihn gestört hatte, und überlegte, ob sie sich wieder entfernen sollte, doch ihr Onkel hatte sie zu ihm geschickt.
    »Professor Kanosh …«
    Er schreckte zusammen, ließ die Hände sinken und blickte erstaunt seine Handflächen an.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe«, sagte sie.
    Er klappte das Notebook zu. Sie erhaschte einen Blick auf eine geöffnete E-Mail, in deren Text fremdartige Schriftzeichen eingebettet waren, die den Zeichen auf den Goldtafeln ähnelten. Offenbar hatte er gearbeitet, um sich ein wenig abzulenken.
    Painter hatte ihnen über eine verschlüsselte Satellitenverbindung Internetzugang ermöglicht. Jetzt konnten sie ihre Mails abrufen, durften sie aber nicht beantworten. Kein E-Mail-Versand, kein Zugriff auf Facebook. Letztere Einschränkung betraf allerdings eher sie als den Professor.
    Kanosh holte tief Luft, fasste sich wieder. »Was gibt es, Kai?«
    »Onkel Crowe bittet Sie, in den Wohnraum zu kommen. Er möchte etwas mit Ihnen besprechen, bevor die anderen kommen.«
    Kanosh nickte und erhob sich. »Dein Onkel gibt niemals Ruhe, hab ich recht?«
    Sie lächelte. Er drückte ihr im Vorbeigehen aufmunternd die Schulter. Sie war so nervös, dass sie vor seiner Berührung zurückzuckte.
    »Ich bleibe hier«, sagte Kai. »Onkel Crowe möchte sich ungestört mit Ihnen unterhalten.«
    »Dann sollte ich ihn wohl besser nicht warten lassen.«
    Leise schloss sie hinter ihm die Tür. Sie beäugte das Notebook. Bis jetzt hatte sie sich nicht getraut, ihre Mails abzurufen. Eine düstere Neugier aber zog sie zum Notebook hin. Sie konnte sich dem Chaos, das sie angerichtet hatte, auf Dauer nicht entziehen. Irgendwann würde sie sich den Konsequenzen stellen müssen – im Moment reichte es ihr schon, in diesem beschränkten Rahmen mit der Außenwelt in Kontakt zu treten.
    Sie setzte sich auf den noch warmen Platz, den zuvor der Professor eingenommen hatte, klappte das Notebook auf und blickte auf den leuchtenden Bildschirm. Jetzt oder nie. Sie streckte die Hand aus, öffnete den Browser und loggte sich in ihr E-Mail-Konto ein.
    Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass die Verbindung geöffnet wurde. Was sprach dagegen, die Kontaktaufnahme mit der Außenwelt noch ein wenig hinauszuschieben? Bevor sie diesen Gedanken in die Tat umsetzen konnte, wurden die ungelesenen Mails angezeigt. Sie überflog die Betreffzeilen. Ein paar Spamnachrichten waren dabei und einige Mails, die schon vor der Explosion abgeschickt worden waren, doch weit oben stand eine Nachricht, die ihr besonders ins Auge fiel.
    Ihr wurde ganz kalt, und ihre Haut prickelte. Plötzlich bedauerte sie, ihr Mailkonto geöffnet zu haben, und tastete blindlings nach dem Bildschirm, um ihn zuzuklappen. Die Mail war von [email protected] . Das war die persönliche Adresse von John Hawkes, dem Gründer von WAHYA. Sie brauchte die Nachricht gar nicht zu öffnen, denn sie glaubte zu wissen, was darin stand. Der Betreff war eindeutig. Er lautete: »Was soll der Scheiß?«
    Da es jetzt ohnehin zu spät war, klickte sie widerstrebend auf die Nachricht und öffnete sie. Beim Lesen wurde ihr schwer ums Herz. Ihre Freunde und Mitstreiter von WAHYA bedeuteten ihr alles. Sie hatten sie aufgenommen, als sie aus der öffentlichen Fürsorge entlassen worden war und für sich selbst sorgen musste. Sie hatten sie finanziell und emotional unterstützt, hatten ihr die familiäre Wärme gegeben, die ihr seit dem Tod ihres Vaters gefehlt hatte.
    Deshalb war für sie der bittere Ton der Nachricht so schwer zu ertragen.
     
    Von : [email protected]
    Betreff : Was soll der Scheiß?
    An : Kai

Weitere Kostenlose Bücher