Feuerflut
sicher waren, ob sie die weite Reise überstehen würden …«
Hank führte den Gedanken zu Ende. »Als sie nach Island kamen, in ein Land, das geprägt ist von Feuer und Eis, bot es sich an, dort wenigstens einen Teil ihrer wertvollen Fracht zu verstecken, bevor sie nach Amerika weitersegelten.«
»Hank, ich glaube, da haben Sie …«
Painter verstummte, als er das Knirschen von Autoreifen hörte. Das Geräusch war noch leise, doch der Wagen näherte sich rasch. Er fuhr herum, auf einmal hielt er eine Pistole in der Hand. Er stürzte zur Tür.
Kowalski setzte sich auf, rülpste und schaute verwirrt umher. »Was ist los? … Hab ich was verpasst?«
Painter sah aus dem Fenster und wartete, während die Fahrzeuggeräusche lauter wurden – dann entspannte er sich merklich. »Das sind unsere Freunde Alvin und Iris. Sieht so aus, als würden sie den Gast mitbringen, auf den wir noch gewartet haben.«
8:44
Der alte zerbeulte Toyota-SUV kam inmitten einer Staubwolke zum Stehen. Painter trat aus dem Schatten der Veranda hervor. Obwohl es noch früh am Morgen war, überzog der gleißende Sonnenschein das umliegende Ödland mit Rot- und Goldtönen. Blinzelnd ging er zum Wagen und half Iris beim Aussteigen. Alvin stieg an der anderen Seite aus.
Die beiden waren weit in den Siebzigern und sonnengebräunt. Mit ihren Batikhemden und den ausgewaschenen, ausgefransten Jeans wirkten sie wie alte Hippies. Allerdings wies ihr Outfit auch traditionelle Hopi-Elemente auf. Iris hatte sich das lange graue Haar zum Zopf geflochten und mit Federn und Türkisen geschmückt. Alvin trug sein langes, schneeweißes Haar offen und hatte breite Armbänder aus getriebenem Silber und besetzt mit Muscheln und Türkisen an den nackten Armen. Beide trugen mit Stickereien verzierte Hopi-Gürtel, aber Wanderstiefel aus dem Outdoor-Katalog anstelle von Mokassins aus Büffel- oder Wildleder.
»Wenigstens habt ihr die Häuser nicht niedergebrannt«, sagte Iris. Sie hatte die Arme in die Hüfte gestemmt und musterte ihre Behausung.
»Verbrannt ist hier nur der Kaffee«, meinte Painter augenzwinkernd.
Er trat zur Hintertür des SUV und half dem letzten Teilnehmer ihrer Party beim Aussteigen. Gestern Abend hatte Painter Iris und Alvin gesagt, er würde gern mit einem Ute-Ältesten sprechen, der demselben Stamm angehörte wie der alte Mann, der eigenhändig seinen Enkel getötet hatte, um das Geheimnis der Höhle zu schützen. Offenbar hatte er irgendetwas gewusst. Painter wollte mehr über die Höhle und deren Vorgeschichte erfahren. Alvin und Iris hatten den Mann an der Bushaltestelle abgeholt, damit Painter nicht in Erscheinung treten musste.
Painter streckte die Hand aus, da wurde die Autotür auch schon geöffnet. Ein Mann Anfang zwanzig stieg aus. Painter blickte auf den Rücksitz, doch es war niemand mehr im Wagen.
Der schlanke junge Mann reichte ihm die Hand. Er trug einen marineblauen Anzug, Sakko und Krawatte hatte er sich über den Arm gelegt. Der Kragenknopf seines weißen Hemds war geöffnet. »Ich bin Jordan Appawora, der Älteste des Nördlichen Ute-Stammes.«
Die Absurdität dieser Erklärung war ihm offenbar nicht entgangen, denn er grinste verlegen. Painter hatte den Eindruck, dass der junge Mann ansonsten nicht zur Schüchternheit neigte. Sein Händedruck war fest. Unter dem Hemd verbargen sich einige Muskeln. Er streifte sich das glatte schwarze Haar aus den Augen und musterte die im Kreis angeordneten Pueblos.
»Vielleicht sollte ich das erläutern«, sagte er. »Ich gehöre tatsächlich dem Ältestenrat an. Ich vertrete darin meinen Großvater, der ist blind und taub, sein Verstand aber ist so scharf wie eine frisch geschliffene Axt. Ich wärme bei den Beratungen seinen Sitz, mache mir Notizen, bespreche die Stammesangelegenheiten mit ihm und gebe anschließend für ihn die Stimme ab.«
Painter seufzte. Das war alles gut und schön, aber dieser junge Ute würde kaum die Fragen beantworten können, die ihm auf der Zunge brannten, denn mit alten Mythen und Geschichten kannte er sich bestimmt nicht aus.
»Ich sehe Ihnen die Enttäuschung an«, sagte Jordan, dessen Grinsen breiter und warmherziger geworden war, »aber mein Großvater ist einfach nicht in der Verfassung für eine so weite Fahrt.« Er rieb sich mit einer Hand den Hintern. »Bei diesen Schlaglöchern könnte er sich gleich für die nächste Hüftoperation anmelden. Und nach der letzten Meile könnte ich wohl auch eine gebrauchen.«
»Dann sollten wir uns ein
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