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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Durcheinander! Schlimmer als in Heraklion.«
    Ich schmunzelte.
    »Du kannst nicht verlangen, daß hier alles wie am Schnürchen läuft.
    Wappne dich mit Gleichmut.«
    Endlich konnten wir uns in ein Taxi pferchen. Wir fuhren zuerst den Piräus entlang; zwischen Abschleppkränen und Hafenbauten mit Graffiti und zerfetzten Plakaten glitzerte das Meer, wie flüssiges Silber.
    Schiffsmaste schaukelten, Wolken von Möwen kreischten im Sonnenlicht.
    Athen selbst war ein einziger Hexenkessel. Alle Straßen erstickten in einer Lawine von Blech, Lärm und Abgasen. Motorräder lieferten sich halsbrecherische Wettrennen, alle Busse waren zum Bersten voll. Im Wagen lief die Stereoanlage in voller Lautstärke: Rockmusik. Der Fahrer pfiff fröhlich im Takt, trommelte mit beiden Händen auf dem Lenkrad.
    Neben dem Rückspiegel baumelte, seltsam anzusehen, ein blauweißes Kugelauge aus Keramik, als Amulett gegen den »bösen Blick«.
    Das Hotel lag im Zentrum, in der Nähe des alten Viertels Plaka. Ein Bau aus den siebziger Jahren, funktional, kühl, mit Marmorfliesen, chromglänzenden Möbeln und überdimensionalen Sitzgruppen aus Leder.
    Unser Zimmer im sechsten Stock roch nach Chlor und Abgasen.
    Generationen von Touristen hatten den Teppichboden abgeschabt. Das Bett hatte eine lange Rolle am Kopfende und eine dünne Decke mit einem Rautenmuster. Mini-Bar, Fernseher und TV-Guide fehlten nicht. Der Groom schleppte keuchend unsere Rucksäcke herein, schaltete die Klimaanlage an. Ich steckte ihm ein paar Drachmen in die Hand. Dann ging ich zum Fenster, schob die grauen Gardinen zurück und zog die Lamellen der Jalousien hinauf.
    »Komm her und sieh dir das an.«
    Martin trat neben mich.
    »Beeindruckend«, stellte er nüchtern fest.
    Der Sirokko hatte Athen von seiner üblichen Dunstglocke befreit. Vor uns, knapp einen halben Kilometer Luftlinie entfernt, leuchtete die Akropolis, strahlend gegen den blauen Himmel.
    Ich sah auf die Uhr.
    »Wollen wir das Gelände besichtigen? Sie schließen um sechs. Wir haben noch fast zwei Stunden.«
    Draußen fegten Staubwolken um die Ecken. Wir setzten sofort die Sonnenbrille auf. Ich kannte den Weg; wir brauchten nur ein paar Straßen zu überqueren, schon waren wir im alten Viertel Plaka, fast so ruhig wie ein Dorf, mit seinen bemalten Häusern, Weinstuben und Kneipen. Kirchen und Kapellen waren frisch restauriert, auf pittoresk zerfallenen Bögen und Mauern wucherten Schlingpflanzen in Blumentöpfen. Katzen schliefen in der Sonne. Wir stiegen einen kleinen Hang hinauf; da kamen die wuchtigen Marmorsäulen wieder in Sicht, diesmal ganz nahe. Eine Reisegruppe hatte gerade die Besichtigung beendet: Männer und Frauen älteren Jahrgangs, mit Schirmmützen, umgehängten Fotoapparaten, nackten Beinen und rot verbrannten Gesichtern. Martin schürzte verächtlich die Lippen.
    »Touristen!«
    Ich teilte nicht seine Abneigung gegen Urlauber; auch inmitten anderer Menschen konnte man seinen Gedanken nachgehen. Und die Weitläufigkeit des Geländes führte die Menschen, ohne daß es ihnen bewußt war, auf eine unbedeutende Dimension zurück. In Ägypten, beim Betrachten der Pyramiden, hatte ich das gleiche Gefühl erlebt: Hier waren Erbauer am Werk gewesen, die mit den Augen ihrer Götter in die Zukunft geblickt hatten. Schon möglich, daß diese Bauten nur Trugbilder waren – wie alles, was der Mensch schafft –, entstanden aber waren sie aus Visionen.
    Wir zahlten an der Kasse, wanderten die steinigen Pfade empor; der weiße Marmor schimmerte wie Glasur, zwischen Quadern und Bögen leuchtete, schwindelerregend, der Himmel. Flaumige Wolken zogen vorbei, Myrten- und Ginsterbüsche flatterten. Vogelrufe mischten sich in das ferne Brausen des Verkehrs. Touristen standen mit zurückgelegten Köpfen vor den Karyatiden, die durch rostfreie Titanklammern vor dem Zusammenfall bewahrt wurden, ein Palliativ gegen den sauren Regen. Um die Säulen sang der Wind wie rufende Muschelhörner; die antiken Trümmer wirkten nicht verfallen, sondern auf eigentümliche Weise unvollendet, als gehörten sie nicht der Vergangenheit an, sondern einer erst noch kommenden Zeit.
    »Mich deprimieren solche Stätten«, sagte Martin. »Was nützt es, sich diese Altertümer anzusehen? Wir laufen vermutlich auf einem riesigen Friedhof herum. Der ganze Hügel hier kommt mir wie ein Grab vor. Die sind alle tot, wir leben, und eines Tages sind wir auch nicht mehr da.«
    Ich lächelte. Martin interessierte sich nur für das, was fertig an

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