Feuerfrau
hat mich verzaubert, er schenkt mir Vergessen, er trägt mich auf Feuerflügeln –
irgendwohin. Er öffnet, erweitert und vergrößert diese Wunde in mir, die süß und qualvoll brennt. Er paßt sich meiner Form an, den Massen meines Körpers. Er stößt tiefer, ich ziehe mich zusammen, ganz eng, schmerzhaft beharrlich, um ihn aufzusaugen, ihn festzuhalten. Alles verschwimmt vor meinen Augen, alles zerreißt, bricht aus allen Poren hinaus, ein seliges Brennen, mit einem letzten Stoß sich erfüllend. Und ich zittere, weil ich dich in den Armen dieses Fremden vergessen habe, weil ich mich der Lust hingegeben habe, rückhaltlos und ohne Scham, weil ich einen anderen Körper begehrt, eine andere Haut geschmeckt habe. Weil ein anderes Herz in mir pochte.
Die Wut, die plötzlich in mir losbrach, lähmte mich. Mit einem Mal haßte ich ihn, mit einer Wildheit, die mich schüttelte. Ich stieß ihn weg, warf mich auf die andere Seite, vergrub das Gesicht in den Kissen. Die Kehle war mir trocken, mein Kiefer schmerzte, ich hatte am ganzen Körper eine Gänsehaut.
Ich hätte jetzt aufstehen und gehen sollen. Aber ich konnte nicht. Es war schon zu spät. Immer noch flackerte die Erregung in mir, das weiße Zentrum des Feuers. Ich rieb meine Wange auf dem Lacken hin und her, meine Finger krallten sich in die zerwühlten Decken. Ich wollte, daß er mich küßte, mich in seine Arme nahm; daß er sich tief in mir, in meinen Körper bohrte. Ich begehrte ihn wie eine Wahnsinnige und haßte ihn dafür so, daß ich fast die Besinnung verlor.
Ich fühlte eine Bewegung, neben mir; blinzelnd wandte ich den Kopf, sah seine Gestalt im Gegenlicht. Er stand neben dem Bett und schaute auf mich herunter, ein straffer, glatter Körper, mit breiten Schultern, langen schmalen Schenkeln und einem ganz flachen Bauch. Die Matratze gab mit leisem Quietschen nach, als er sich neben mich setzte. Ich fühlte seine Hand, die mir das Haar aus dem Gesicht strich. Ich schlug die Augen auf.
Er lächelte mich an. Seine Haut leuchtete in dem schwachen Lichtschein der Neonröhre; es war, als ob sein Körper einen eigenen goldenen Schimmer ausstrahlte. Er hatte ein Handtuch in kühles Wasser getaucht und wusch mich, behutsam und voller Zärtlichkeit. Seine Hände waren schmal, sehr gelenkig; Knabenhände, in denen diese eigentümliche Kraft wohnte, die er nie ganz verbergen konnte. Allmählich löste sich meine Verkrampftheit; ich bekam mich wieder in die Gewalt, atmete ruhig.
Gelassen saß er da, mit vorgeneigtem Kopf, ließ das nasse Tuch über meinen Körper wandern, betrachtete mich voller Aufmerksamkeit, aus ruhigen, braunen Augen. Ich starrte ihn wortlos an; die Zeit stand plötzlich still. Was würde er jetzt wohl sagen? Würde er das Schweigen mit einer diesen dummen Fragen überdecken, wie manche Männer das zu tun pflegen? Ob ich Spaß gehabt hatte, als er zum zweiten Mal in mir gekommen war, ob er mir einen besonderen Orgasmus verschafft hatte, oder so ähnlich; eine von diesen trivialen Redensarten, die unsere untaugliche Sprache für verschwommene Empfindungen verwendet. Doch er lächelte nur, stand wieder auf, nahm seine gesteppte Daunenjacke vom Haken und breitete sie über das Bett aus, mit den Worten: »Wir sollten uns besser zudecken, frühmorgens wird es kalt.« Dann schlüpfte er zu mir unter die Decke, streckte den Arm aus und löschte das Licht. Nach einer Weile hörte ich ihn leise lachen.
»Tut mir leid, das Bett ist nicht für zwei gemacht.«
»Da werden wir wenigstens rechtzeitig wach«, sagte ich. Ich lag dicht an ihn gepreßt, hörte seine gleichmäßigen Atemzüge, das leichte Beben seines Herzens. Mit diesem Ein- und Ausatmen kam die Ruhe, ein friedliches, geborgenes Hinabsinken in den Schlaf. Ich wollte mich ganz zusammenrollen, zu ihm gehören, an seinem Körper wohnen. Eine Weile lag ich da, dieser Ruhe hingegeben. Ich spürte sie mit der Wärme in meinem Rücken; und auch in der Art, wie er die Arme um mich geschlungen hatte, bergend, gelassen. Dazu kam der Duft seiner Haut, nach Jugend und Sauberkeit. Er gehörte zu ihm, dieser Duft, zu seinem Hals, seiner Brust, seinen Schultern. Hätte Glückseligkeit einen Duft gehabt, so wäre es dieser gewesen.
Ich muß mich erinnern, daß ich nur dich liebe. Ich muß mich stets daran erinnern. Du bist da, irgendwo. Du schläfst mit Coralie, aber du denkst nur an mich. »Nicht mit dir und nicht ohne dich.« Im Dunkel der Lust bist du verborgen, hältst gleichzeitig Wache; du sorgst
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