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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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sich nicht daran hindern lassen, das zu tun, was man tun möchte.«
    »Vorausgesetzt, man weiß, was man will.«
    »Man kommt oft auf Umwegen ans Ziel. Aber inzwischen haben wir etwas dazugelernt.«
    Er lächelte.
    »Wir bleiben nicht, die wir sind. Und eines Tages suchen wir nicht mehr, sondern finden. Aber inzwischen brauchen wir Mut, um uns das Gewesene leichter zu machen.«
    Die Salzluft legte einen Feuchtigkeitsfilm auf mein Gesicht. Ich seufzte glücklich auf.
    »Ach, wie gut ist das, manchmal mit jemandem reden zu können.«
    »Mit deinem Freund… konntest du das nicht?«
    Ich strich mein klebriges Haar aus der Stirn.
    »Doch, natürlich. Aber nur über Dinge, die nicht wirklich wichtig waren.«
    »Und jetzt bist du von ihm fortgegangen. Einfach so? Ohne eigentlichen Grund?«
    Ich lächelte flüchtig.
    »Nein, mir war schon klar, warum.«
    »Warst du schon lange mit ihm zusammen?«
    »Nur ein paar Monate.«
    »Und manchmal seid ihr glücklich gewesen«, sagte er.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht war alles falsch. Ich begehe oft Irrtümer, mußt du wissen.«
    »Ich auch. Die gröbsten. Wir wissen Bescheid über alle möglichen Dinge. Aber wenn es um uns selbst geht, da streikt unsere Wahrnehmung.
    Wir reden uns ein, wir könnten die Zeichen nicht deuten. Natürlich können wir es. Aber wir fürchten uns vor der Wahrheit und laufen lieber davon.«
    Ich biß mir leicht auf die Lippen.
    »Ja. Und die Welt wird nie mehr wieder zu dem, was sie mal gewesen ist. Damit müssen wir uns abfinden.«
    Er stützte sein Kinn in beide Hände.
    »Dein Freund, wird er morgen in Langada sein?«
    »Ja. Macht es dir etwas aus?«
    Er lachte jungenhaft.
    »Mir nicht!«
    Ich stimmte in sein Lachen ein.
    »Er soll nicht glauben, daß er einzigartig ist.«
    »Er wird denken, daß du ohne große Umstände wählst.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein. Er weiß, daß ich anspruchsvoll bin.«
    »Wußte er, daß du ihn verlassen wolltest?«
    »Ich habe es ihm gesagt. Nicht nur einmal. Mehrmals. Aber er hat es nicht geglaubt.«
    Es schien mir ganz natürlich, mit ihm über diese Dinge zu sprechen.
    Wenn ich die Beziehung, die zwischen uns in dieser kurzen Zeit entstanden war, zu beurteilen versuchte, war ich verwirrt. Ich wußte nicht mehr, woran ich mit mir selbst war. Und das war etwas Beklemmendes.
    »Wenn du von dir reden würdest, was würdest du da sagen?« fragte ich ihn.
    Er lächelte mit großer Wärme.
    »Daß ich eine fast krankhafte Vorstellung habe von dem, was von mir verlangt wird. Und daß ich nicht die geringste Bereitschaft dafür aufbringe, es zu tun.«
    »Geht es uns nicht allen so?«
    »Vermutlich. Aber wer stolpert gerne über sein eigenes Versagen? Wir denken, daß wir das Problem lösen, indem wir es umgehen. Aber damit wird es nicht aus der Welt geschafft.«
    Er stockte; ich wartete, daß er weitersprach, doch er sagte statt dessen:
    »Du bist eine Frau, die gerne zuhört, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Ich habe die Veranlagung dazu. Das fing schon an, als ich noch ein Kind war. Ich stellte kaum Fragen, ich hörte nur zu. Ich war wie ein Spiegel. Ich war ein Mensch ohne Eigenschaften.«
    »Du trugst die Züge, die seinem Seelenbild entsprachen, das genügte.«
    Ich starrte ihn an. Mein Herz schlug so laut, daß er es hören mußte.
    »Wie kommst du darauf, daß ich von einem Mann spreche?«
    »Weil du ihn vorhin erwähnt hast.«
    Wir betrachteten unsere Gesichter, in blaues Nachtlicht getaucht.
    »Wer bist du?« fragte ich ganz leise.
    Er nahm meine Hand.
    »Komm!«

18. KAPITEL

    D as Zimmer war klein, auf den blaugrün getünchten Wänden zeigten sich Risse. Ein Fliegengitter war an das Fenster genagelt, dahinter waren die Läden geschlossen. Auf dem eisernen Bettgestell lag ein dünne Matratze; die Laken rochen muffig, und die Wolldecke kratzte. Über dem Bett hing eine Ikone mit einem rotbrennenden Nachtlicht. In der Mitte standen ein zerkratzter Tisch, zwei hochlehnige Stühle. Ein ausgefranster Baumwollteppich auf dem Steinfußboden gab dem Zimmer auch unter dem schummrigen Licht einer Neonröhre etwas Farbe.
    Manuel ließ den Rucksack von seinen Schultern gleiten und stellte ihn neben seinen eigenen Sportsack auf den Boden.
    »Ich habe das Zimmer für zwei Nächte gemietet. Man wollte natürlich, daß ich im voraus bezahlte.«
    Er zog einen hellgelb bedruckten Plastikvorhang zur Seite; dahinter kamen eine primitive Dusche, ein winziges Waschbecken und ein WC ohne Deckel zum Vorschein. Manuel sah mich an, ein

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