Feuerfrau
uns irgendwas nicht in Ordnung ist.«
»Die haben anderes im Kopf.«
Ich fragte mich, wie ich ihn loswerden konnte. Er steigerte sich in eine rachsüchtige Stimmung hinein, die ihn gefährlich machen konnte.
»Ich kann mir vorstellen, daß hier jeder weiß, daß du mit beiden schläfst.«
»Martin, du wirst beleidigend.«
»Ich an deiner Stelle würde mich unbehaglich fühlen.«
Manuel sagte sehr ruhig:
»Sie reden zuviel.«
»Was haben Sie da gerade gesagt?«
Martin stellte die Frage von oben herab. Er war größer als Manuel; er war größer als die meisten Männer, die ich kannte. Ein Vorteil, den er nutzte.
»Daß Sie zuviel reden«, sagte Manuel.
Ich kannte Martin gut: Während er Manuel anstarrte, spielte er mit dem Gedanken, ihm die geballte Faust ins Gesicht zu schlagen. Statt dessen ließ er hörbar den Atem herausströmen.
»Augenblick. Ich habe noch nicht gesagt, was ich sagen will! Sie haben ja keine Ahnung, auf was Sie sich da einlassen. Ich versetze mich an Ihre Stelle. Sie werden sich bald wie ein kompletter Narr vorkommen.«
»Zerbrechen Sie sich nicht meinetwegen den Kopf.«
»Ich will Sie nur auf eine faire Art warnen.«
»Das ist nett von Ihnen, aber mit meinen Problemen werde ich selbst fertig.«
Ich sah auf die beiden Männer; auf Martin, der seine bedrohliche Wut so krampfhaft unterdrückte, und auf Manuel, der Martins Anstarren mit einem Glitzern in den Augen begegnete, das spöttisch sein konnte. Was immer er von Martin denken mochte, er übersah ihn fast völlig. Es war, als ob Martin mit Steinen nach ihm warf und Manuel jeden Stein im Flug auffing, bevor er ihn erreichte, und ihn dann schweigend hinter sich auf den Boden warf.
Ich merkte plötzlich, wie ähnlich wir uns waren mit unserer Geschicklichkeit, Konventionen zu umgehen. Wir lebten so, wie wir leben wollten, vollständig aufrichtig und vermutlich manchmal sehr naiv. Was andere darüber dachten, interessierte uns nicht. Wahrscheinlich hatte er als Kind das gleiche unergründliche Lächeln wie ich gehabt; auch von ihm mußte man gesagt haben, daß er heimtückisch war.
»Ich bin etwas aufgebracht«, sagte Martin.
Manuel nickte ernsthaft.
»Natürlich sind Sie das.«
An Martins Schläfen hatten sich Schweißperlen gebildet.
»Ich weiß objektiv, daß ich Dinge sage, die ich später bereuen werde.
Wenn Sie nur die Situation so sehen könnten, wie ich sie sehe! Aber Sie werden bald Ihre Erfahrungen machen.«
»Sei still, Martin!«
Ich fühlte mich etwas schwindlig und konnte nicht mehr klar denken.
Das kam von dem verflixten Wein.
»Ich bin zu wütend, um still zu sein«, versetzte Martin. »Siehst du, Darling, du verlangst zuviel von den armen Kerlen, die das Pech haben, in deinem Bett zu landen, denn außer mir und ihm gab es noch eine Menge anderer – du verlangst verdammt viel von uns.«
»Ich sehe nicht ein, Martin, warum du das alles erzählen mußt.«
Martin überging mich, feuerte seine Frage direkt auf Manuel ab.
»Wollen Sie die Wahrheit nicht erfahren?«
»Worüber?«
Nach wie vor hielt er meine Hand mit ruhigem festem Griff.
»Ariana weiß genau, was ich meine.« Martins Stimme rasselte. »Ein Faden muß an beiden Enden angeknotet sein, wenn er halten soll. Okay, Sie finden, sie hat ein süßes Lächeln. Solange Sie die Wahrheit nicht kennen.«
Er warf den Kopf herum, als wolle er unliebsame Erinnerungen abschütteln. »Sie sollten lieber auf mich hören, statt…«
»Statt was?«
»Ach, Sie wissen schon!« schnaubte Martin.
»Ich glaube, ich achte nicht auf gewisse Dinge, an denen Ihnen viel zu liegen scheint.« Manuel lächelte mich an. »Wollen wir ein wenig Spazierengehen?«
Martin trat einen Schritt vor und versperrte uns den Weg. »Sie haben es offenbar eilig, zu verschwinden. Aber ich werde Ihnen jetzt etwas sagen –
und eines nachts, da werden Sie sich an meine Worte erinnern. Wenn Sie merken, daß Sie eine Frau in den Armen halten, die ständig an einen anderen denkt. Wenn Sie es mit ihr machen und voll dabei sind, und sie die Augen schließt und nur diesen Halunken im Kopf hat. Diesen schwarzen Zigeuner. Gegen den kommen Sie nicht an. Der ist wie ein Hengst, der seine Stute bewacht. Und der trägt ein Messer bei sich und braucht es nicht nur zum Brotschneiden, glauben Sie das bloß nicht. So, jetzt wissen Sie Bescheid.«
Er stockte plötzlich und setzte hinzu: »Ich wollte, Sie sagten etwas.«
»Es hat wohl keinen Sinn«, erwiderte Manuel, »die Sache noch weiter in die
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