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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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auch. Aber in diesem Jahr ist der Boden zu trocken, die Regenfälle bleiben aus. Die jungen Pflanzen sind erschöpft. Wir müssen unsere Olivenhaine einmal in der Woche bewässern.«
    Einige Kinder waren auch da, saßen auf dem Fußboden und kauten Brotscheiben, wobei sie die Krümel einfach abschüttelten. Ein Junge ließ einen Gummiball aufspringen und zählte dabei. Yulla lachte vor Vergnügen, streckte ungeschickt die Arme nach dem Ball aus. Der Junge wandte sich geringschätzig ab. Demetria ließ mit lautem Scheppern einen Topfdeckel fallen. Anghelina, die einige Gläser in der Hand und eine Flasche unter dem Arm trug, ging geschmeidig in die Knie und hob ihn auf.
    Durch die Tür drang ein glitzerndes, vom Boden der Straße zurückgeworfenes Licht. Der ganze Raum war davon erhellt. Draußen im Garten standen noch mehr Leute, wir konnten sie sprechen hören. Ich drückte meine Zigarette aus, als ein langer Schatten auf die Steinfliesen fiel und Martin durch die kleine Diele in den Raum trat.
    Ich starrte ihn sprachlos an. Ich hatte Wein getrunken, was ein Fehler gewesen war. Ich wußte einfach nicht, was ich sagen sollte. Martins unerwartetes Auftauchen kam mir so komisch vor, daß ich am liebsten gelacht hätte. Aber Martin war gekränkt und sehr schlechter Laune, ich bemerkte es an seinem Gesichtsausdruck. Von Sonne und Gegenlicht geblendet, blinzelte er in den dunklen Raum und blieb ein paar Augenblicke an der Tür stehen, einen Fuß auf die Stufe gestellt.
    Gleichzeitig mit mir hatte ihn auch Anghelina gesehen; sie reagierte in ihrer unbefangenen Art, indem sie ihn mit einem Wortschwall überschüttete.
    »Ach, Martin, haben Sie wieder den Weg zu uns gefunden? Wie fühlen Sie sich? Besser? Da bin ich aber froh! Sind Sie mit dem Wagen oder mit dem Bus gekommen? Mit dem Taxi? Hoffentlich hat man Sie nicht übers Ohr gehauen! Bleiben Sie nicht da stehen, setzen Sie sich doch! Sie haben bestimmt Hunger. Hoffentlich stört es Sie nicht, daß wir kein Fleisch haben. Fleisch gibt es nur heute abend. Aber Suppe und Gemüse sind noch da.«
    »Danke, ich habe schon zu Mittag gegessen«, erwiderte Martin steif.
    »Was kann ich Ihnen sonst anbieten? Einen Kaffee vielleicht?«
    »Na schön, einen Kaffee«, sagte Martin.
    Anghelina eilte geschäftig hin und her, während Martin vorsichtig durch den Raum ging, bis er zu einem Stuhl kam. Er stellte seine Fototasche auf den Boden, legte das Stativ daneben. Jetzt hatte er mich erblickt und auch Manuel wahrgenommen. Mir blieb nichts anderes übrig, als die beiden vorzustellen.
    Manuel sagte: »Guten Tag«, wobei er gleichzeitig Anghelina zulächelte, die ihm Kaffee einschenkte. Martin bedachte ihn mit einem kurzen Kopfnicken, zog den Stuhl zurück und setzte sich, was sofort zwischen uns
    – da wir auf dem Boden saßen – eine Distanz erzeugte. Das zu erwartende peinliche Schweigen trat nicht ein, weil Martin in die Runde grüßte und die Bauern ihn in ihrer unbefangenen Art freundlich willkommen hießen.
    Anghelina reichte ihm, auf einer kleinen Untertasse, eine winzige Tasse aus Porzellan. In der anderen Hand hielt sie eine Kanne und goß ihm Kaffee ein. Er dankte mit einem mechanischen Lächeln. Sie lächelte zurück, unverbindlich und strahlend.
    »Mit oder ohne Zucker?«
    »Wie bitte? Oh! Nein danke, keinen Zucker!«
    Martins Blick war auf Manuel gerichtet. Er sah ihn forschend an, betrachtete ihn eingehend von Kopf bis Fuß. Endlich blickte er wieder zu mir. Ich sagte:
    »Du kennst Manuel noch nicht. Wir haben uns erst gestern getroffen.«
    Martin schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen.
    »Ich dachte mir, daß ich dich hier wohl finden würde.«
    »Der Wagen hatte eine Panne«, sagte ich. »Ich mußte ihn am Straßenrand lassen. Morgen rufe ich bei der Firma an. Sie sollen ihn abschleppen und dir die Kaution zurückerstatten.«
    »Ich wollte einen mieten.« Martin zündete ein Streichholz an. »Aber Sonntags ist ja alles zu. Ich habe den ganzen Morgen vertrödelt und den Festablauf verpaßt.«
    »Schade.«
    »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
    »Das hättest du dir sparen können.«
    »Ich muß mit dir reden«, sagte er.
    »Weshalb?«
    »Darling, es tut mir leid.«
    Wie immer, wenn er seine Gefühle zu unterdrücken versuchte, kam sein amerikanischer Akzent zum Vorschein. Da er mir schräg gegenüber saß, sah ich nur die eine Hälfte seines Gesichts, die andere lag im Schatten.
    Manuel rührte in seiner Tasse, ohne ihn zu beachten. Ich versuchte zu

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