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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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nehme an, der will sein Hemd haben«, sagte Martin grimmig.
    »Besser, ich küsse dich nicht zum Abschied. Über das andere reden wir noch. So long! Take care.«
    Er hob zwei Finger an seine Stirn, warf sein Stativ auf die Schulter und ging. Ich vergaß ihn sofort, denn Manuel hatte mich gesehen und kam auf mich zu. Ich trat ihm entgegen, zog ihn an mich. Schweigend umarmten wir uns. Ich lehnte das Gesicht an seine warme Brust, ich spürte sein Herz, es pochte und hämmerte ebenso stark wie das meine. Schließlich hob ich den Kopf, eine langsame, gleitende Bewegung, an seiner nackten Haut entlang, und forschte in seinem Gesicht. Er lächelte, zärtlich und versonnen. In seinen Augen stand ein ferner Schimmer, eine besondere Art von Melancholie.
    »Hast du dir Sorgen gemacht?« brach ich das Schweigen.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es gibt auch in Mexiko Menschen, die das können.«
    »Jetzt meinen alle, daß ich Eindruck schinden wollte.«
    »Darauf mußt du gefaßt sein.«
    Er lachte. Wir lachten beide. Er strich mit dem Finger über mein Gesicht.
    »Was hast du dabei gefühlt?« fragte er, mit großer Zärtlichkeit.
    »Es war schön«, sagte ich leise. »Und völlig schmerzlos, das mußt du mir glauben.«
    Er nickte.
    »Ich glaube dir.«
    Er hielt mir meine Turnschuhe hin. Ich stützte mich auf ihn während ich in meine Schuhe schlüpfte.
    »Du siehst müde aus«, stellte er fest.
    Es stimmte sogar; ich hätte auf der Stelle einschlafen können. Etwas in mir war zusammengefallen, erloschen wie die Asche; aber darüber, glitzernd und ekstatisch, funkelte Triumph. Ich hatte es geschafft. Und er hatte alles mitangesehen.
    »Ein wenig«, antwortete ich. »Und dir ist kalt.«
    Ich knöpfte sein Hemd auf, zog es aus und half ihm, es über seine Schultern zu streifen. Er stand ganz dicht vor mir, ich roch diesen Duft nach Apfelrinde, sah das dunkle Verlangen in seinen Augen und spürte es wieder, dieses schmerzlich-süße Prickeln unter der Haut. Ich wollte weg von hier, jetzt sofort, wollte mit ihm allein sein, allein im Dunkeln.
    »Ich möchte dir etwas sagen…«
    Seine Lippen berührten mein Haar.
    »Du bist glücklich, versuche es nicht.«
    »Willst du nicht auch, daß wir gehen?«
    Wir sahen uns an.
    »Doch, ich will es«, antwortete er rauh.
    Wir suchten Anghelina, um uns zu verabschieden. Ich fragte mich, wie sie es auffassen würde; ich wollte sie nicht kränken. Doch sie nickte voller Einsicht, nahm meine Hände und hielt sie fest in den ihren; ihre Hände, rissig und hart wie die Hände einer Bäuerin, fühlten sich warm an. Ihre Stimme klang mitfühlend und glücklich.
    »Es ist so ein großes Erlebnis, nicht wahr? Yulla ist schon im Bett. Die arme Kleine war müde. Im nächsten Jahr wird sie mehr von dem Fest haben.«
    Eine Erinnerung durchzuckte mich.
    »Yulla? Ich glaube, ich habe sie tanzen gesehen. Aber das muß ein Irrtum sein, sie konnte ja kaum gehen«, setzte ich ganz überrascht hinzu.
    »Warum nicht? Sie ist ja geheilt«, sagte Anghelina.
    Der Schauer, der mich überlief, rührte weniger von dem her, was sie sagte, als von ihrer gleichmütigen Unbefangenheit.
    »Solche Dinge, kommen die häufig vor?«
    »Aber sicher!« Mir fiel auf, daß Anghelinas Pupillen wieder ihre normale Größe hatten. »Letztes Jahr hatte ich mir den Arm mit einer Säge verletzt. Da!« Sie schob ihren Ärmel hoch; oberhalb des Ellbogens war eine ziemlich große Narbe sichtbar.
    »Der Schnitt war tief. Als ich über das Feuer ging, hörte der Schmerz sofort auf. Und am Morgen war die Wunde verheilt.«
    Da tauchte Stavros aus dem Gedränge auf, trat mit festen Schritten auf uns zu. Seine kräftigen Hände legten sich auf meine Schultern. Im flackernden Helldunkel sah ich den Schimmer seines schwarzen Haares, in das sich hier und da Grau mischte. Seine ganze Gestalt vibrierte vor Kraft.
    Er hielt mich um Armeslänge von sich und blickte mich an.
    »Wer hat dir erlaubt, mitzumachen?« knurrte er mit gespieltem Ernst, worauf alle in Gelächter ausbrachen. Ich ging auf seinen Scherz ein.
    »Ehrlich gesagt, es gibt nicht immer solch gute Gelegenheiten.«
    Er betrachtete mich intensiv.
    »Und tun dir die Beine nicht weh?«
    Ich starrte ihn an. Woher wußte er das?
    »Nur etwas in den Kniekehlen.«
    Ein Schatten glitt über Stavros’ Gesicht. Sein Lächeln blieb nur als schwacher Widerschein sichtbar.
    »Ich kann dir sagen, woher das kommt: weil du die Knie beugst, den Rücken nicht geradehältst! Ein Teil von dir – ganz

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