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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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innen – weiß, daß du auf Feuer gehst. Du hast dich nicht stark genug unter Kontrolle. Dich interessiert zu wissen, wie du es machst oder welche Kraft du womöglich hast. Früher hast du auf diese Dinge nicht geachtet, das war besser. Du mußt das, was ich dir sage, ernst nehmen. Sonst halten deine Beinschmerzen an, und es kann für dich gefährlich werden. Denke daran aber nicht zu oft. Und mache es so gut, wie du kannst.«
    Von seinen Worten ging eine ungeheure Ruhe und Bestimmtheit aus.
    Ich spürte, da war etwas in ihm, das stärker war, etwas Unsichtbares, Ungreifbares, eine Erfahrung, die bis zu den Ursprüngen menschlicher Kultur reichte. Ich hatte diese Erfahrung verloren, vielleicht weil ich diese Dinge nicht einfach genug nahm, sie grüblerischen Überlegungen unterzog, sie analysierte und zerpflückte. Mein Herz klopfte, und ein Frösteln zog meine Poren zusammen. Aber die hebevolle Art, wie Stavros mich ansah, beruhigte mich. Das düstere Gefühl fiel von mir ab. Ich lächelte und sagte:
    »Ich werde es nicht vergessen.«
    Er sog die Luft ein. Ich merkte, daß er mit dieser Antwort zufrieden war.
    Dann legte er Manuel und mir die Arme um die Schultern und sagte in seiner hochherzigen und offenen Einfachheit:
    »Kommt! Solange es Nacht ist, sind die Heiligen immer noch da. Ihnen zu Ehren wollen wir jetzt essen und trinken.«
    »Sie wollen lieber gehen«, sagte Anghelina zu ihm.
    Stavros zeigte weder Überraschung noch Bedauern. Auf seinem Gesicht lag nur Frieden. So wie er den Zauber des Feuers, der Erde und des Himmels kannte, war ihm kein Geheimnis des menschlichen Herzens fremd.
    »Ein Fest verläßt man immer, wenn es am schönsten ist. Wer viel gesehen und gehört hat, fühlt, wann er genug hat. Aber einmal erkundet, ist der Weg leicht. Und ihr wißt nun, aus welchem Holz ihr geschnitzt seid.«
    Manuel lächelte unfroh, als ob diese Worte einen besonderen Gedanken in ihm weckten; Stavros war dieses Lächeln nicht entgangen. Wieder erschien in seinen Augen das kaum wahrnehmbare, spöttische Funkeln. Er lächelte ebenfalls, fast verschlagen. Seine breite Hand klatschte auf Manuels Schulter.
    »Sei nicht starrköpfig«, brummte er gutmütig. »Du hast jahrelang in einer Ecke gehockt und zuviel gelesen. Laß endlich das Fragen! Was du machst, ist deine Sache, aber du solltest dich jetzt auf Trab bringen und nicht für die Ewigkeit dasitzen und nachdenken. Wozu sind deine Hände da?«
    Manuel zog die Stirn kraus.
    »Zu nichts, solange mir meine Gedanken im Weg sind.«
    Stavros lachte, kopfschüttelnd und aufs höchste amüsiert.
    »Dann wirf sie weg!«
    »Ich habe es oft versucht. Es geht nicht.«
    Stavros zog die Schultern hoch. Seine eigenen Gefühle waren schlicht, wissend intuitiv und von bäurischer Sachlichkeit.
    »Was ist denn daran so schwer? Willst du in die Grube stürzen, in die auch andere gefallen sind?«
    Und dann sehr herzlich, wie zu einem Kind:
    »Wie konnte ich von dir verlangen, was ich selbst nicht fertigbrächte?
    Du bist in zwei Hälften geteilt. Setze sie zusammen und drehe sie wie Tonerde. Dann hast du, wonach du dich sehnst, und kannst neu beginnen.
    Noch in diesem Jahr wirst du es schaffen, mein Sohn. Noch in diesem Jahr«, wiederholte er mit Nachdruck.

21. KAPITEL

    D ie Nacht war eine Kuppel aus Blauschattierungen und schwebendem Licht; darunter, am Rand der Welt, leuchtete der Mond, gelb wie ein Kürbis. Knorrige Weinstöcke, an Drähten rankend, warfen seltsame Schattenbilder. Die Zeit der Obstblüte war vorüber. Die langen Zweigschleppen der Apfelbäume hingen tief im Gras. Glühwürmchen funkelten unter den Büschen. Jedes Insekt ein winziges, bebendes Wunder.
    Die Luft war getränkt von den Düften sonnensatter Erde, blühender Kräuter und reifender Früchte.
    »Hast du mich eigentlich für verrückt gehalten?« fragte ich Manuel.
    Er lachte.
    »Nein, durchaus nicht.«
    »Keine Sekunde lang?«
    Seine Lippen bewegten sich auf meiner Haut.
    »Ich sah, wie glücklich ihr wart. Es lag etwas so Echtes, so Göttliches auf euren Gesichtern. Das weckt ein Gefühl von Sehnsucht. Ich wollte auch gerne dorthin, aber ich bin wie die meisten befangen in Ängsten aller Art.
    Ich habe nicht die Fähigkeit, reinen Impulsen zu folgen. Dies mag mir als bewußte Rechtfertigung dienen, hilft mir aber nicht weiter, wenn mir ein Hitzevorhang den Weg versperrt.«
    »Du hättest dir die Füße verbrannt.«
    Aus der Ferne klangen die Geräusche des Dorfes. Kinder ließen Knallfrösche los,

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