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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Geruchsmischung, die in einer alten Dorfkirche nach dem Gottesdienst zurückbleibt. Auch die Männer nickten mir zu, wohlwollend und ernst. Ein alter Mann umfaßte meine Hände, führte sie kurz an seine trockenen Lippen. Eine schwärmerische junge Frau küßte mich auf den Mund. Ich konnte direkt fühlen, wie die Luft um uns herum anders war. In der Menge, die uns dicht umdrängte, waren wir in einer Art Hülle beschützt, die auch dann bestehen blieb, als die Blitzlichter prasselten und die beiden belgischen Ärzte die Füße der Anastenariden untersuchen wollten. Frauen und Männer zeigten bereitwillig ihre unversehrten Fußsohlen. Einer dieser Ärzte sprach auch mich an. Ein freundlicher Mann mit gerötetem Gesicht, der sich als Dr.
    Claude Roussel vorstellte.
    »Ich arbeite in der psychologischen Abteilung der Königin-Astrid-Klinik, in Antwerpen. Sie gehören nicht dazu. Wie kommt es, daß Sie mitgemacht haben?«
    »Ein wenig Extratraining kann nicht schaden«, erwiderte ich leichthin.
    Das magische Gefühl war gewichen; ich begann, Vergnügen an der Sache zu finden. Der Arzt wollte wissen, woher ich kam.
    »Aus Frankreich. Ich bin hier auf der Durchreise.«
    »Ihr Schutz muß psychologisch sein, eine Art Hypnose. Darf ich mal ihre Fußsohlen sehen? Nur eine Sekunde, haben Sie keine Angst!«
    »Au!«
    »Unglaublich! Einen Nadelstich spüren Sie!«
    »Allerdings. Hören Sie auf damit!«
    »Verzeihen Sie, das war nur ein Experiment.« Hinter seiner ärztlichen Zurückhaltung kam Erregung zum Vorschein. »Ich gebe Ihnen meine Visitenkarte. Könnten Sie mal nach Antwerpen kommen? Ich möchte Sie mit einigen Kollegen bekannt machen.«
    Ich lachte; dazu würde es wohl an der Zeit fehlen. Er wollte noch Fragen stellen, aber zum Glück kam Anghelina und zupfte mich am Ärmel: Ich sollte mir die Füße waschen. Ich krempelte meine Jeans hoch, tauchte die Füße in das kühle Wasser, als eine Stimme meinen Namen sagte. Ich hob den Kopf.
    »Ach, Martin! Bist du mit deinen Fotos zufrieden?«
    Er stellte sein Stativ mit dem festgeschraubten Fotoapparat auf den Boden und lächelte mich an. Sein Lächeln hatte freilich nichts Freundliches an sich; mir kam es eher wie eine beherrschte Grimasse vor.
    »Das war ja eine glänzend aufgezogene Show. Die Momentaufnahmen mit doppelter Belichtung werden bestimmt gut. Wer hat dich dazu überredet, mitzumachen? Der alte Stavros, wahrscheinlich?«
    »So war das überhaupt nicht.«
    »Darling, sag bloß, du hast Knall auf Fall eine Erleuchtung gehabt?«
    »Ich habe schmutzige Füße. Hast du nichts zum Abtrocknen da?«
    Er griff automatisch in seine Tasche, brachte ein zerknülltes Taschentuch zum Vorschein.
    »Danke!«
    »Spaß beiseite«, sagte Martin. »Ein Mann aus der Gegend hat mir den Trick verraten. Borsäure.«
    »Borsäure? Darauf wäre ich nicht gekommen.«
    »Klar doch. Borsäure absorbiert und verdunstet die Hitze.«
    »Klingt einleuchtend.«
    »Wasch dir bloß die Füße, sonst wird die Haut angegriffen.«
    »Ich bin ja schon dabei.«
    Ich trocknete mir die Füße ab, wrang das Taschentuch unter dem Wasserstrahl aus und hielt es ihm hin. Martin schüttelte den Kopf.
    »Du kannst es behalten. Ich muß schon sagen, du hast dich gekonnt in Szene gesetzt. Ganz Griechenland hat dich im Fernsehen gesehen. Dein neuer Freund wird gestaunt haben. Das rote Hemd ist übrigens sehr fotogen.«
    »Deswegen habe ich es ja auch angezogen. Damit du gute Farbfotos machst.«
    Schweigen. Martins Augen kamen mir seltsam bleich vor.
    Schließlich sagte er:
    »Laut unserem Programm wollten wir zusammen nach Santorin fahren…«
    »Du kommst schon ohne mich zurecht. Ein Wörterbuch hast du ja im Rucksack.«
    »Ich nehme also an, daß sich unsere Wege hier trennen…«
    »Ach, rede doch nicht so theatralisch«, sagte ich. »Wir sehen uns in Paris. Du hast noch Sachen bei mir. Und was das Finanzielle angeht…«
    »Schon gut, das übernehme ich.«
    »Das will ich nicht.«
    »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber.«
    Er blickte mich an und verzog den Mund.
    »Darling, ich habe ein bißchen die Nerven verloren. Du weißt nicht, wie das ist, wenn man… Entschuldige, ich war gereizt.«
    »Das passiert dir ziemlich oft, Martin. Und es hat keinen Sinn.«
    »Du tust immer nur das, was du willst.«
    »In diesen Dingen allemal.«
    Erneutes Schweigen. Martin starrte mich an, bevor er die Blickrichtung änderte. Ich wandte den Kopf und sah Manuel, der sich sanft, aber beharrlich durch die Menge schob.
    »Ich

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