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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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unfähig, meinen Blick von seinem Gesicht zu lösen, diese ruhigen Zügen, diese geschwungenen Lippen, diese dunkelbraunen Augen anzuschauen, erst da stellte sich das Gefühl der Freude ein. Sie überkam mich wie eine Lähmung. Irgendwie mußte ich die Verwirrung loswerden. Ich fragte, betont gleichgültig:
    »Und die Frauen?«
    Er trank und lehnte sich zurück, amüsiert blinzelnd.
    »Ohja, ich habe einige kennengelernt… aber nicht wie dich, ganz bestimmt nicht. Und du? Wie steht es mit anderen Männern?«
    »Ich hatte keine große Lust dazu.«
    »Die Melone ist gut«, sagte er ernst.
    Ich hob lebhaft den Kopf.
    »Ich finde immer die besten Melonen auf dem Markt, ich habe eine gute Nase dafür.«
    »Der Regen macht hungrig«, sagte er.
    »Man fühlt sich gleich viel weniger müde, nicht wahr?«
    Ich schenkte ihm neuen Wein ein.
    »Und dein Vater? Was hat er gesagt, daß du dein Studium aufgeben willst?«
    »So allerhand. Zuerst einmal, daß ich verrückt sei. In unserer Familie seien alle verrückt, außer Ramona. Er wollte damit nur sagen, daß wir grundverschieden sind.«
    Ich lachte.
    »Und was noch?«
    »Ferner, daß ich nicht ehrgeizig sei. Das käme von meinem Indianerblut, er hätte daran denken sollen, bevor er meine Mutter heiratete.
    Indios seien denkfaul, mondsüchtig am hellichten Tag. Wenn ich wenigstens dumm oder phlegmatisch wäre, aber nein, ich sei einfach nur so ein verdammter dickschädliger Indio.«
    Er warf den Kopf zurück und lachte. Ich lachte auch.
    »Dann hat er es dir nicht übel genommen.«
    »Er war an diesem Tag geduldig.«
    Sein Lachen verschwand. Er zog die dunklen Brauen kraus.
    »Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Rafael wollte mein Atelier sehen. Er sah sich meine Arbeiten an und entdeckte plötzlich die kleine Plastik, die ich damals von Cecilia gemacht hatte. Sie ist nicht sehr groß, ungefähr wie der Kopf eines Babys. Ich hatte sie mitgenommen, als ich nach Europa ging. Rafael sah die Plastik, war mit drei Schritten dort und nahm sie in die Hände. Er hielt sie zwischen den Handflächen, wie das Gesicht einer lebenden Frau, starrte sie eine Zeitlang an, schweigend. Dann sagte er zu mir, mit seltsam veränderter Stimme:
    ›Hijo… schenkst du sie mir?‹
    Ich war betroffen. Rafael wirkte so anders als sonst, so verstört, daß ich nicht nein sagen konnte, aber es fiel mir schwer. Er dankte mir nicht einmal. Völlig geistesabwesend saß er auf dem Klappbett, das ungefähr mein einziges Möbel ist. Es war Markttag, die Geräusche und Düfte drangen in das Atelier; und plötzlich begann er von seiner Liebe zu Cecilia zu sprechen. Er erzählte mir Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte; Dinge, die nur meine Eltern betrafen und sehr persönlich waren. Er sagte, daß er nie aufhören würde, sie zu heben, daß er sie lieben werde bis zu seinem letzten Atemzug. Und dann wandte er mir das Gesicht zu, und ich sah Tränen in seinen Augen. Es war das erste Mal, daß er in meiner Gegenwart weinte. Nach einer Weile beruhigte er sich. Er legte mir die Hände auf die Schultern und sagte, daß er mich verstehen würde. Daß jeder Mensch geboren sei, um seine Bestimmung zu erfüllen.
    ›Und es ist durchaus unwichtig‹ sagte mein Vater, ›ob diese Bestimmung dem Wert entspricht, die andere ihr beimessen. Deine Hände geben deinen Träumen Gestalt. Und diese Träume sind ebenso wichtig wie die Häuser, die ich aus Eisen, Stein und Holz baue.‹
    Ich hatte soviel Verständnis nicht erwartet und antwortete gerührt:
    ›Auch sie entstehen aus Träumen.‹
    Da umarmte er mich und sagte:
    ›Ohne Visionen kann der Mensch nicht leben.‹
    Dann sprachen wir von praktischen Dingen. Er fragte, ob ich als Keramiker meinen Lebensunterhalt verdienen könne. Ich sagte, für meine Ansprüche würde das wohl genügen. Geldsorgen lahmen die Schaffensfreude, sagte Rafael, der aus Erfahrung sprach. Er wollte mir Geld geben, doch ich sagte, ich würde schon zurechtkommen; es gäbe verschiedene Berufe, die je nach Umständen mehr oder weniger ansprechend seien.
    Er meinte, das ginge ohne weiteres, solange ich jung sei. Aber später?
    Ich sagte, wenn ich völlig pleite bin, dann melde ich mich. Und ich setzte hinzu: ›Vielleicht bin ich eines Tages berühmter als du‹, worauf er sich vor Lachen schüttelte. Dann hatten wir Hunger und bestellten bei ›Jenny‹ eine
    ›Choucroute speciale‹, ein Gericht, das Rafael noch nicht kannte.«
    »Hat es ihm wenigstens geschmeckt?«
    »Ausgezeichnet sogar. Wir

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