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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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tranken viel Wein und redeten Unsinn.
    Nachher waren wir ein bißchen blau und landeten in einem Nachtklub.«
    Er kniff verschmitzt die Lider zu, und plötzlich kam mir alles ganz unwirklich vor. Er war völlig unbefangen, und doch senkte sich manchmal über seine Augen der Schatten einer ernsten Nachdenklichkeit. Denn hinter seinem Lächeln, seiner lockeren Gelassenheit, zeigten sich andere Dinge, tiefere, die sich unter der Oberfläche vollzogen wie das langsame Einfließen einer warmen Quelle in einen kalten See.
    Der Regen prasselte auf die Dachziegel, das Wasser gurgelte in der Traufe. Ich schloß das Fenster, und die Scheiben wurden sofort blind.
    Manuel stellte das Geschirr in die Spüle und den Rest des Schinkens in den Kühlschrank. Als ich mich umwandte, prallte ich gegen ihn. Er umfing mich mit beiden Armen und hielt mich fest. Dann hob er mich hoch und trug mich auf den Futon. Wir zogen uns aus. Ich half ihm ein bißchen, weil seine Jeans zu eng waren, und er lachte dabei. Dann warf er mich auf den Rücken; er legte sich auf mich, preßte seinen nackten Körper an meinen; seine frische Haut berührte mich wie ein elektrischer Schlag. Er umschlang mich, stieß sofort in mich ein, ohne Vorspiel. Ich packte ihn an den Schultern, an den Hüften, wir stöhnten beide, fast wie im Schmerz. Ich fand seine federnden Bewegungen wieder, das Spiel der Muskeln und Sehnen unter der glatten, sonnengebräunten Haut, die schmerzhaft-süße Lust. Ich küßte seine Achselhöhlen, trank ihn mit den Lippen, mit dem ganzen Körper. Meine Handflächen tasteten über sein Gesicht, auf dem eine leichte Feuchtigkeit glänzte, über die Augen, über die Lippen. Ich spürte das Zittern seiner Haut, als wäre es meine eigene.
    »Du bist da, endlich!« flüsterte ich. »Ich kann es nicht begreifen!«
    Er umfaßte mein Gesicht.
    »Es war schrecklich, von dir getrennt zu sein!«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich.«
    »Ersticke mich!« keuchte er.
    Das Rauschen des Regens senkte sich auf unsere hegenden Körper, fügte sein Brausen diesem anderen Brausen hinzu, den pulsierenden Kreisen unseres Blutes. Das, was uns verband, diese Gewißheit jenseits von Bewußtsein und Vernunft, konnte nicht mehr geleugnet werden. Es war etwas, das unsere Fassungskraft überstieg, uns hilflos machte. Wir hatten die Liebe von uns geschoben, sie nicht wahrnehmen wollen, ihr alle möglichen Namen gegeben: Sex, Lust, Gier, Abenteuer. Aber was hier begann, war etwas Neues, eine langsame Arbeit für das ganze Leben.
    Manuel wußte, daß ich nicht nur ihn liebte. Er hatte sich damit abgefunden, er würde es unantastbar lassen. Er wußte, daß ich von dir besessen war, Amadeo, daß meine Liebe für ihn nur in der Verbindung mit dir Gestalt annehmen konnte. Er hatte sich Zeit genommen, darüber nachzudenken, und sich für diese Art von Liebe entschieden. Er würde nicht von mir verlangen, daß ich mich von der Hälfte meines Lebens trennte. Er akzeptierte diese Leidenschaft, die mich mit einem anderen Mann verband.
    Und so küßte er mich, lenkte behutsam und geduldig seine Kraft in mir, bis wir beide zu schweben glaubten. Eine Weile lagen wir da, in einer so tiefen Erschöpfung, daß unser Leben einem erlösenden Tod glich. Nach und nach verlangsamte sich unser Atem, schien fast stillzustehen. Wir hörten den Regen an die Scheiben prasseln. Endlich bewegten wir uns, schlugen die Augen auf. Unsere Gesichter erwachten zu einem fast unbewußten Lächeln.
    Manuel rollte sich leicht herum. Sein Finger strich meine Wange entlang, über meinen Hals. Er sagte sehr leise:
    »In Griechenland, da dachte ich manchmal, es sei eine ganz idiotische Geschichte.«
    »Das dachte ich auch.«
    Wir sprachen wieder ganz sachlich, aber jedes Wort besaß für uns die wunderbare Süße und Zartheit der Liebe. Einer Liebe, die sich nicht mehr leugnen ließ.
    »Und jetzt?« fragte er.
    »Es hängt von dir ab.«
    »Möchtest du, daß ich bei dir bleibe?«
    »Unter einer Bedingung.«
    »Welcher?«
    »Daß du im Oktober mit mir nach Les-Saintes-Maries-de-la-Mer kommst.«
    Sein Lächeln erlosch nicht ganz; es wurde nur nachdenklich.
    »Du möchtest, daß er mich kennenlernt?«
    Ich nickte stumm. Ein anderer hatte es nicht so ausgedrückt; nicht auf diese Weise. Er wird nie aufhören, mich zu verblüffen, dachte ich.
    »Wenn du willst«, sagte er.
    Sein Gleichmut machte mich betroffen. Immerhin hielt ich es für nötig, ihn zu warnen.
    »Es wird dir vielleicht keinen Spaß

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