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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Geräten: verschiedene Sorten Tonmehl, Siebe, Eimer und Schüsseln für das Einweichen und Verrühren der Tonbreis, ganze Sortimente von Pinseln, eine Waage, eine Holzplatte, auf dem der Ton geknetet wurde, Gips zum Anfertigen von Formen. Daneben standen eine elektrische Strangpresse, eine Töpferscheibe und alle Werkzeuge, die man für das Drehen benötigte. Manuel hatte amüsiert mein Staunen beobachtet.
    »Ich wohne hier nur als Untermieter. Das Atelier gehört Pamela Clark, einer englischen Keramik-Designerin. Ich lernte sie durch eine Bekannte meines Vaters kennen. Sie stellte in Japan, Neuseeland und in den Vereinigten Staaten aus. Ein paar Einzelstücke befinden sich in der Sammlung des Victoria und Albert Museums in London, und das will etwas heißen. Vor ein paar Jahren ist sie schwer erkrankt – Lungenriß. Sie wurde operiert, lag monatelang im Krankenhaus. Als Töpferin kann sie nicht mehr arbeiten, Metalloxyde und Glasuren sind Gift für sie, trotz Schutzmaske. Jetzt hat sie Lehraufträge an verschiedenen Colleges. Pamela wollte ihr Atelier auflösen. Ich bin froh, daß ich es übernehmen konnte. Sie hatte ziemlich viel Geld in die Einrichtung gesteckt. Komm mal hierher.«
    Er stieß eine kleine Tür auf, drehte den Lichtschalter. Dahinter war ein anderer Raum, ziemlich klein. Am Fenster war eine Klimaanlage angebracht. In der Mitte stand ein elektrischer Brennofen. Schwere Holzregale, zum Trocknen und Lagern der Ware, waren an den Wänden aufgestellt.
    »Pamela wollte einen separaten Raum für den Brennofen haben. Auch die Rohstoffe lagerte sie in geschlossenen Dosen. Aus Sicherheitsgründen.
    Sie stellte salzglasierte Keramik mit Goldintarsien her oder arbeitete mit Abdrücken von Muscheln. Aber ich mache es anders, arbeite lieber mit Farbglasuren.«
    Ich hörte kaum auf das, was er sagte. Meine Blicke waren auf die Gefäße und Plastiken gerichtet, die auf den Regalen standen.
    »Manuel… hast du diese Dinge hergestellt?«
    Fältchen zeigten sich in seinen Augenwinkeln.
    »Aber sicher. Wer denn sonst?«
    »Ach, Manuel…« brachte ich ganz dumm heraus. »Sie sind wunderschön!«
    Alle Gefäße und Figuren waren mit leuchtend bunten Glasuren überzogen. Gewagte Farben, kirschrot, violett oder gelb wie reife Zitronen; ungewöhnliche Blauschattierungen, von nachtdunklem Kobalt bis zum strahlenden Türkis; tiefe, schillernde Grüntöne. Der Vitalität, der Überschwang der Farben hob die Dynamik der dargestellten Motive noch hervor: Vögel, Schildkröten, springende Hirsche. Manchmal stellte die Plastik nur das Tier dar, manchmal wirkten die Figuren wie in das Gefäß hineingewachsen, mit ihm verschmolzen. Es gab Vasen, die sich wie Blumen entfalteten, und solche, die aus Blütenkelchen wuchsen. Schüsseln und Teller in allen Formen, mit Libellen, Fröschen, Schmetterlingen dekoriert, und andere mit ganz erstaunlichen Strukturen, dem Magma und dem schwelgenden Feuer nachempfunden.
    Ich atmete tief durch, sah zu Manuel hinüber.
    »Erinnerst du dich an das, was Stavros gesagt hat?«
    Er grinste.
    »Stavros? Eine ganze Menge, soviel ich weiß.«
    »Er hat gesagt, daß du auf irgendeinem Gebiet ein Fachmann seist, wenn ich auch nicht genau sähe, worin.«
    Er hob die Schultern, mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht, halb zerknirscht, halb belustigt.
    »Tja, und was hätte ich ihm darauf antworten sollen?«
    »Die Wahrheit. Daß du ein Künstler bist.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ein Künstler? Nein! Bestenfalls würde ich mich freuen, mal einer zu sein. Mit Formen und Substanzen umzugehen, lernt jeder. Aber Harmonie ist ein Gefühl, das aus der Seele kommt. Es hängt mit dem Leben zusammen, das wir führen; ob es wächst oder verkümmert, ist unsere Sache. Das hat mir mein Großvater beigebracht. Maskenschnitzer sind die besten Analytiker; sie sehen das wahre Gesicht. Oh ja, da ist etwas, das die meisten nicht wissen. Und in all diesen Dingen bin ich ein Anfänger.«
    »Hast du diese Stücke noch nie ausgestellt?«
    Er hob die Hände mit gespieltem Entsetzen.
    »Ay de mi! Ich will keinen Mist auf den Markt bringen. Vielleicht in drei oder vier Jahren…«
    Ich lächelte ihn an.
    »Du bist ganz schön selbstbewußt.«
    Jetzt schüttelte er sich vor Lachen.
    »Ich bin froh, daß du endlich merkst, wie selbstbewußt ich bin.«
    Er zeigte mir eine Vase, die ein Antlitz darstellte, und gleichzeitig auch einen Vogel, die Schwingen zusammengelegt wie im Sturz.
    »Diese Keramik war die letzte, die ich machte,

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