Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
Vom Netzwerk:
sich verklebt an, fast glitschig. Ich spüre ein seltsames Flattern in mir, eine fliegende Hitze. Ich springe, tanze wie ein Kreisel herum, singe und klatsche in die Hände. ›A la feria de l’est… ‹
    Die Luft knistert und vibriert. Ich atme die dämmrige Schwüle ein, diesen starken Geruch nach Erde, Schwefel, Feldblumen und süßen Maulbeerfrüchten. Ich fühle mich so berauscht, so voller Leben, daß ich mich in das Feld werfe, mich in knisternden Gräsern wälze. Plötzlich setze ich mich auf: Hinter den Bergen wächst ein langsames Grollen. Ein dumpfes Echo nur, fast nur ein Hauch von Lärm, aus fernen Himmelstiefen herangeweht.
    ›Cesare, hast du gehört?‹
    Der Hund reagiert nicht; er hat eine große Heuschrecke entdeckt.
    Immer, wenn er nahe dabei ist, sie zu fangen, springt sie mit einem gewaltigen Satz weiter und Cesare hebt den Kopf. Seinen Ausdruck kann man nicht anders als dumm nennen. Jetzt ist die Sonne ganz hinter den Wolken verschwunden. Zwei Lichtbahnen schimmern hervor, bewegen sich über das Tal, das ein letztes Mal hell aufleuchtet. Nach einigen Sekunden verblassen sie, und wieder grollt Donner – diesmal näher.
    Aldo kommt auf seinem Fahrrad den Weg entlang. Aldo ist ein Vetter von Fabrizio. Er hat im Maisfeld gearbeitet; Anstrengung, Schweiß und Staub haben seine Züge in eine graue Maske verwandelt. Er setzt den Fuß auf den Boden.
    ›Bambina! Ein Gewitter kommt!‹
    Ich hüpfe übermütig in den Gräsern herum.
    ›Lo so bene! – Das weiß ich!‹
    ›Gleich wirst du patschnaß‹, ruft mir Aldo zu. ›Steig auf!‹
    Ich schwinge mich auf den Gepäckträger. Cesare hat die Heuschrecke nicht fangen können und folgt dem Fahrrad in großen Sprüngen. Aldo radelt die Straße entlang. Aus den offenen Türen tönt das Geplauder der Leute, die schon bei Tisch sitzen, das Klirren der Gläser, das Klappern der Teller und Töpfe. Aldo setzt mich vor Casa Monte ab. Ich danke ihm fröhlich, laufe durch das Tor. Aus dem Kuhstall klingt dumpfes Muhen.
    Die Truthähne schütteln träge ihre Flügel im Staub, die Tauben ducken sich unter dem Dach. Hoch über dem Kastanienbaum wirbeln schwarze Wolkenfetzen. Der Kater Clara kauert neben der Treppe. Ich nehme ihn in die Arme und schleppe ihn ins Haus.
    Carmilla ist in ihrem Zimmer und blättert in einer Zeitschrift.
    ›Mein Gott, du bist ja ganz rot im Gesicht! Wo hast du dich denn schon wieder herumgetrieben?‹
    ›Draußen.‹
    ›Du stinkst nach Kuhmist, nimm sofort eine Dusche! Und bring den Kater aus dem Zimmer! Der hat Flöhe!‹
    Später sitzen wir bei Tisch. Maria trägt die Suppenschüssel herein, dann die selbstgerollten Makkaroni. Maria und Fabrizio essen mit uns. Sie wohnen im Nebengebäude. Ihre beiden Söhne sind bei Marias Bruder, in Udine, wo sie zur höheren Schule gehen. Nonna und Fabrizio sprechen über einen Feldweg, der asphaltiert werden soll. Nonna hat sich dazu entschlossen, damit die landwirtschaftlichen Fahrzeuge ihre Achse nicht länger in den Schlaglöchern stauchen. Carmilla stochert gelangweilt in ihrem Teller herum. Sie möchte lieber fernsehen. Aber hier befiehlt Nonna; der Fernseher wird erst nach dem Essen eingeschaltet. Plötzlich bewegt ein Rauschen den Kastanienbaum; die Äste schaukeln und knarren, wie Schiffsmaste. Im Garten beginnen die Sträucher im Luftstrom zu zittern.
    Abgerissene Blätter kommen dahergeflogen. Der Wind hat etwas Aufgeregtes, Heftiges an sich. Ein grelles Leuchten fegt über den Himmel.
    Es ist, als ob hinter der schwarzen Wolkenmasse ein gespenstiges Feuer zuckt und lodert.
    ›Der Sturm kommt von Norden,‹ sagt Nonna.
    Schon klatschen die ersten Regentropfen in den Sand. Ein scharfer Geruch nach Schwefel, Salz und nasser Erde steigt vom Boden auf. Cesare kriecht in seine Hundehütte. Maria und Fabrizio schließen die Läden. Die Geräusche verebben. Draußen tobt der Sturm, wie eine ferne Brandung, aber im Haus ist es ruhig und gemütlich. Carmilla stellt den Fernseher an.
    Nonna und ich spielen Schach. Sie läßt mich gewinnen; ich merke es und bin empört.
    ›Nonna, das ist nicht fair!‹
    Ihre Augen lachen hinter den Brillengläsern.
    ›Ich kann doch nichts dafür, Piccina. Du hast mich geschlagen!‹
    ›Nein. Du bist besser als ich. Komm! Wir machen noch ein Spiel. Aber diesmal richtig!‹
    Carmilla schüttelt mißbilligend den Kopf.
    ›Ariana, hör doch auf! Deine Großmutter ist müde.‹
    Nonna lächelt mir zu.
    ›Also gut! Noch ein Spiel.‹
    Wir stellen die Figuren

Weitere Kostenlose Bücher