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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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stellte nur wenige Fragen; sie trugen zum eigentlichen Verlauf meiner Erinnerungen kaum bei. In diesem Haus voller Schatten und Treppen und Ecken waren meine Tagträume unberechenbar.
    Lautlos ging ich weiter. Blieb stehen. Von Nonna trennte mich nur eine Tür. Ich legte die rechte Hand auf die Klinke, ließ sie einen Atemzug lang darauf ruhen, bevor ich sie herunterdrückte. Ich kam mir vor wie eine Schwimmerin, die nun weiß, daß sie keinen Boden mehr unter den Füßen hat. Die Tür knirschte leise, sprang auf. Mein Atem stockte: Dort, wo ich Dunkelheit erwartet hatte, glühte goldenes Licht. Die Abendsonne schien durch die offenen Läden. Das Leuchten kam wie Wellen, als ob dieses Gold etwas Greifbares war, ein eigenes Element. Das ganze Zimmer duftete nach Sauberkeit und Lavendel. Lina hatte sogar die Gardinen gewaschen. Der marmorne Waschtisch und der Spiegel glänzten. In dem Krug war frisches Wasser, daneben standen zwei Gläser. Das Bett war bezogen, die Messingknäufe poliert. Über die Laken aus gutem Leinen waren zwei Wolldecken ausgebreitet. Auf dem Nachttisch, auf einem kleinen Deckchen, stand Nonnas Fotografie in dem Stehrahmen. Ich nahm das Bild und hielt es Manuel hin.
    »Das ist sie.«
    Er betrachtete das Porträt und lächelte.
    »Ihr seht euch ähnlich.«
    »Nicht wahr?« meinte ich. »Das sagen alle. Aber damals, auf dem Bild, da war sie jünger als ich.«
    Er nickte, stellte das Bild an seinen Platz zurück. Ich öffnete das Fenster. Manuel trat zu mir; wir sahen auf das Gewächshaus hinab, auf das rostige Dachgestell, die verbogenen Rohre der Bewässerungsanlage.
    »Mein Großvater züchtete exotische Pflanzen. Er hatte eine Zeitlang in Afrika gelebt, in den Kolonien.«
    Neben dem Gewächshaus standen einige Säcke Zement, eine Schaufel lag daneben. An der Wand gegenüber häuften sich Backsteine. Die Arbeiter waren schon dagewesen.
    Wir wandten uns ab. Die Scheiben klirrten leise, als ich das Fenster schloß. Ich sagte:
    »Der Besitzer läßt das Haus vergrößern. Die ganze Seite wird abgerissen und umgebaut. In ein paar Tagen wird Nonnas Zimmer nicht mehr da sein. Und ich finde diese Vorstellung abscheulich.«
    Er sah mich an und nickte.
    »Eigentlich ja.«
    Dieses Zimmer hatte ich jahrelang in meinem Herzen getragen; draußen blieb die Welt zurück, wurde unscharf und ohne Bedeutung. Die Wirklichkeit war hier.
    »Glaubst du, daß ich übertreibe?«
    »Kann man nicht sagen.«
    Ich strich mit der Hand über die Kommode, über das Bett, als ob ich vertraute Freunde begrüßte.
    »Die Möbel will ich auch behalten. Kannst du dir vorstellen, daß Nonna in diesem Bett geschlafen hat?«
    Ich setzte mich auf die Bettkante; die Matratze federte leicht unter meinem Gewicht. Das goldschimmernde Zimmer nahm mich gefangen wie ein Blütenkelch, der sich eng über ein Insekt schließt. Nichts regte sich hier, das nicht zärtlich und liebevoll gewesen wäre. Eine greifbare geistige Wesenheit atmete in meinem Körper, flirrte in meinem Blut. Eine Zeitlang überließ ich mich diesem Gefühl und fand in meinem Herzen ein wenig Ruhe. Als Manuels Hand meine Schulter berührte, hob ich verträumt die Augen zu ihm empor.
    »Setz dich«, flüsterte ich.
    Er ließ sich neben mir auf der Bettkante nieder. Ich lehnte den Kopf zurück und blinzelte. Nichts regte sich außer dem Licht, das sich langsam verdunkelte.
    »Müde?« brach Manuel schließlich das Schweigen.
    Ich seufzte.
    »Nein. Nur denkunfähig. Hab Geduld mit mir. Ich hätte nie geglaubt, daß es so schwer sein würde.«
    Was ich fühlte, war eine ungewöhnliche Melancholie. Sie setzte sich aus Kummer und Sehnsucht zusammen und füllte mein Herz mit einer Schwere, wie ich sie noch nie gekannt hatte.
    »Ich brauche dich jetzt«, flüsterte ich rauh. »Es tut mir leid, wenn ich dir das sage, Manuel. Ich habe immer gedacht, ich genüge mir selbst.«
    Er umfaßte meine Schultern.
    »Irgendwann hat alles mal ein Ende. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt.«
    »Im Augenblick geht es in mir chaotisch zu. Ich muß einen Überblick bekommen, damit ich wieder vernünftig sein kann.«
    Er lachte leise.
    »Was ist denn daran so schwer? Hier sind nur deine Erinnerungen, Teile deines früheren Lebens. Du selbst bist gar nicht mehr da.«
    Ich verstand nicht sofort, was er meinte.
    »Wo bin ich denn?«
    Er kniff verschmitzt die Lider zusammen.
    »Bei mir, das weißt du doch. Ich habe dich im Atelier eingeschlossen.«
    Das kam so unerwartet, daß ich auflachte. Die

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