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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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hin, Nonna! Sei ganz ruhig… Du mußt mir jetzt helfen!‹
    Versteht sie, was ich meine? Ihre Nägel krallen sich in meine Handfläche. Wir gehen weiter, Schritt für Schritt. Sie trägt ihre Schuhe, ich bin barfuß. Meine Beine sind seltsam eingeknickt, die steifen Muskeln kribbeln. Die Hitze schlägt uns in stickigen Wellen entgegen. Ich halte Nonnas Hand ganz fest, beiße mir die Unterlippe blutig und starre in das Feuer. Eine tödliche Müdigkeit breitet sich bis zu den Knochen in mir aus, als ob meine Lebenskraft sich in den Flammen verlöre. Doch ich freue mich über diese Schwäche, mußte sie doch bedeuten, daß ich Macht über das Feuer habe. Und richtig: Die Flammen wenden sich ab, ziehen sich vor mir zurück. So, ja… so ist es gut. Ich bewege mich plötzlich mit größerer Sicherheit, meine Füße scheinen den Weg von allein zu finden. Ich spreize die Zehen flach und weit und klammere mich mit ihnen fest. Schmerz spüre ich nicht im geringsten. Mein Körper scheint leicht, ungemein leicht. Ich blicke zur Decke. Der Estrich ist sichtbar, das Dach hat ein großes Loch.
    Die Ziegel sind abgestoßen oder eigentümlich hochgedrückt. Über die schwärzlich-nassen Balken kriechen Flammen.
    ›Komm, Nonna!‹
    Blauer Rauch, mit Funken durchsetzt, weht uns entgegen. Wir husten.
    Ich prüfe mit dem Fuß den angesengten Boden: gut, fest. Ich habe ein Gefühl, als sei mein Magen voller heißer Luft. Jetzt nur nicht hinunter in das Loch schauen. Meine Kräfte lassen plötzlich nach; ich bin der Anstrengung nicht gewachsen. Taumelnd gehe ich weiter, die Wand entlang. Nonnas Hand ist so feucht, daß sie fast aus meiner herausrutscht.
    Sie stolpert in ihren Schuhen mit den hohen Absätzen, sie hustet sich fast die Lungen aus dem Leib. Noch einen Schritt. Dann noch einen. Wir sind da. Auf der anderen Seite.
    Hier weht frische Luft, weil die Haustür offensteht. Der Durchzug entfacht das Feuer, aber der Rauch zieht ab. Auch der Donner entfernt sich; nur noch der Regen rauscht. Der Griff meiner Finger lockert sich. Der Versuch, einen Fuß vor den anderen zu heben, geht fast über meine Kräfte.
    Ich spüre Krämpfe in den Beinen. Vor mir schwanken Gesichter wie ein Vorhang im Wind. Maria. Fabrizio. Sie haben einen erschreckend starren Ausdruck im Gesicht, ihr Mund steht offen. Carmilla wiegt sich schluchzend hin und her. Ihr Gesicht ist vom Weinen geschwollen und verzerrt. Auf einmal tut es mir weh, am ganzen Körper. Glas- und Holzsplitter stecken in meinen Fußsohlen, die frischen Einschnitte pochen und brennen. Ich kann mich nicht mehr aufrechthalten, ich krümme mich vor Schmerzen, und im Mund spüre ich Blutgeschmack. Mit letzter Kraft klammere ich mich an Nonna. Sie atmet in kurzen Stößen, sie ist ganz aufgelöst, ihre Tränen rollen über meine ascheverschmierten Wangen. Ich bin müde… so entsetzlich müde. Die Augen fallen mir zu; ich spüre, wie Nonna mich in ihre Arme hebt, dann verliere ich das Bewußtsein.«
    In Nonnas Zimmer, siebzehn Jahre später, war das Licht dunkelrot. Ich lag ausgestreckt in Nonnas Bett; Manuel lag neben mir, den Kopf in die Hand gestützt. »Ich habe Nonna das Leben gerettet. Das war nur möglich gewesen, weil sie mir vertraute. Irgendwie haben wir das geschafft, Nonna und ich. Kannst du das verstehen, Manuel?«
    Er holte gepreßt Atem. Doch seine Stimme klang unverändert ruhig.
    »Ja, ich verstehe dich. Für eine kurze Zeitspanne, die den Wert einer Ewigkeit hatte, seid ihr im Geist verbunden gewesen.«
    Ich setzte mich hoch, strich mein Haar zurück und fuhr mit den Fingern über die Wangen, als hätte ich geweint. Aber ich weine ja nie.
    »So hat es begonnen«, sagte ich.
    Er nickte.
    »Häuser sind porös. Sie erinnern sich an diese Dinge. Es sind Augenblicke, wenn sich die Seele so stark zeigt, daß sie einen Abdruck hinterläßt wie eine Muschel im Sand. Daraus entsteht eine besondere Kraft…«
    Ich schluckte mühsam.
    »Sie ist noch in diesem Haus, Manuel. Und jetzt weißt du auch, warum mir der Gedanke, Casa Monte zu verlieren, so unerträglich ist.«
    Er sagte:
    »Ich fange an, deinen Vater zu begreifen.«
    Ich lächelte flüchtig.
    »Er kommandiert mich ungern so herum. Womöglich bildete er sich ein, daß mir irgend etwas Dummes in den Sinn käme. Dabei wollte ich nur in Ruhe nachdenken.«
    Manuel legte sich auf das Kissen zurück.
    »Und wie ging die Geschichte weiter?«
    »Fabrizio hatte die Feuerwehr gerufen, sie war schon unterwegs.
    Immerhin brauchte es Zeit, bis

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