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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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ganzen Kolonne von Wohnwagen, die schwerfällig auf der Straße dahinrumpelten. Sie zogen eine riesige Staubschleppe mit, die noch lange Zeit in der Luft sichtbar blieb. Die braunen Gesichter, die bunten Kleider der Frauen, die Kinder mit dem zerzausten Haar kamen mir seltsam vertraut vor. Wenn ein Wohnwagen auf die Seite fuhr, damit wir ihn überholen konnten, hupte ich zum Dank oder lachte den Fahrer an, der freundlich zurücklachte und winkte.
    Die Gegend wurde allmählich grüner. Hier und da spiegelte sich eine Cabane, ein hüttenartiges Haus, weißgekalkt und mit Binsendach, im Wasser eines Salzteiches. Auf dem Dachfirst ragte ein schräges, weißes, nach Norden hin gerichtetes Kreuz auf. Dicht neben der Cabane gab es oft ein Schirmdach für die Pferde. Zuerst war Les-Saintes-Maries-de-la-Mer nur eine weißliche Linie am dunstig glänzenden Horizont. Dann kam das Städtchen in Sicht, mit seinen engen, geradwinkeligen Straßen. Die Mehrzahl der Häuser waren ein- oder zweistöckig, meist gleichgestaltet, was dem Ortsbild etwas Harmonisches, aber auch eigentümlich Strenges gab. Am Stadtrand wurden neue Wohnviertel errichtet. Vor phantasielosen Betonbauten verkündeten grellbunte Schilder »Eigentumswohnungen zu verkaufen« und versprachen günstige Ratenmöglichkeiten. Andere Schilder forderten zu Spazierritten auf. Ich sagte:
    »Im Sommer wird hier Urlaub gemacht. Man reitet kreuz und quer durchs Naturschutzgebiet und macht die Tiere nervös. Sobald die Ferien vorbei sind, wird es wieder ruhig. Dann kann man sich einbilden, daß alles wie früher ist.«
    Manuel blinzelte mir zu.
    »Wir haben ja unser Traumland.«
    Ich lachte kurz und bitter auf.
    »Ach ja, unser Traumland!«
    Alle Straßen schienen in die gleiche Richtung zu führen: zur Kathedrale und zum Damm, der bald seine breite Zementfläche zeigte. Auf dem grauen Sandstrand trocknete Tang in schwärzlichen Mustern. Das Meer spiegelte den wolkenlos blauen Himmel, und über der offenen See lag der Goldschimmer der Sonne.
    »Vor einigen Jahren«, sagte ich, »fegte eine Sturmflut über den Strand.
    Der Damm stürzte an verschiedenen Stellen ein. Die ganze Umgebung wurde überschwemmt.«
    Ich bog am Stadtrand ab, fuhr auf einem sandigen Weg einem kleinen Kanal, einer Roubine, entlang. Die Roubinen waren natürliche oder künstliche Abflußkanäle, die das Wasser der Teiche und Sümpfe ins Meer leiteten. Jetzt war alles in Gold getaucht: Der Himmel, die Ebene, die Bäume und Büsche leuchteten. Wind raschelte durch das Schilf, das stellenweise so hoch war, daß ein Erwachsener darin verschwinden konnte.
    Feurige Sonnenpfeile blitzten über das Wasser. Auf einen Stab gestützt, hob ein alter Hirte grüßend die Hand, während die braune Schafherde um ihn herumwogte.
    Ich spürte mein Herz bis in die Kehle pochen. Jetzt nur noch ein paar Minuten. Ich schaltete in den ersten Gang, um vorsichtig an einer seichten Stelle den Kanal zu überqueren. Ein Pfad führte durch das Schuf hindurch.
    Nach einer Weile sah ich ein gespaltenes Holzschild, das an einem schiefen Pfahl hing. Im Vorbeifahren konnte man die eingeschnitzte Inschrift »Mas du Drac« lesen. Immer noch verdeckten die hohen, goldglitzernden Binsen die Aussicht. Der Wind wehte durch das offene Fenster, und die nachmittägliche Sonnenglut war erfüllt von Mückenschwärmen und flimmernden Staubteilchen. Meine Wangen glühten. Gleich, Amadeo, gleich bin ich da! Vielleicht spürst du in deinem Herzen, daß ich komme.
    Vielleicht hörst du schon den Wagen…
    Plötzlich lichtete sich das Ried. Vor uns, am blauen Himmel, erschien eine Reihe hoher Schirmpinien, deren flache Kronen in der Luft wie riesige, dunkle Kissen leicht hin und her schaukelten. Unter den Pinien standen zwei Wohnwagen, dunkelblau, mit den vertrauten Sonne-und-Mond-Emblemen. Mein Gaumen war trocken; ich schluckte würgend. Ich war bei dir. Aber etwas war nicht mehr wie sonst, diese Tatsache konnte ich nicht umgehen. Meine Gedanken bewegten sich in eine Richtung, die mir nicht gefiel. Ich schüttelte sie ab. Jetzt nicht! Später, Ariana, wenn du klarer im Kopf bist.
    Das große Holztor stand offen und zeigte das Haus, seine weißgekalkten Mauern mit dem abbröckelnden Verputz. Es war dem Süden zugekehrt, um sich vor dem Mistral, dem heftigen Wind aus dem Rhônetal, zu schützen.
    Ich hätte in den Hof fahren können, aber ich schaltete herunter, brachte den Wagen vor dem Tor zum Stehen. Als ich den Motor abstellte, vernahm ich das Rauschen

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