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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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trat auf mich zu, hochgewachsen und lautlos. Sein Schatten glitt neben ihm her über den Sand. In seinen Augen spiegelte sich die Sonne, und die Fransen seiner ledernen Beinschützer wehten im Wind. Der Schatten kam näher, berührte, bedeckte mich.
    »Herzblume!«
    Amadeos Stimme klang sanft wie früher, doch sie hatte, wie mir schien, einen müden Klang. Ich sah ihn vor mir stehen, so fremdartig in seiner ganzen Erscheinung und doch so vertraut, als wäre er ein Teil von mir. Mir war, als würde ich von einem heißen Wind berührt, der Glut unter meiner Haut entfachte; meine Knie gaben unter mir nach. Ich atmete den Geruch nach Staub und Rauch und Leder ein, der von ihm ausging. Er legte beide Hände auf meine Schultern, zog mich an sich. Ich spürte durch die Kleider die Wärme seiner Haut, dann den leisen Hauch seines Atems. Mehr als ein halbes Jahr war vergangen, seitdem wir uns getrennt hatten. Aber mir schien, als sei es erst gestern gewesen.
    »Wie geht es dir?« fragte ich leise.
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte er dumpf. »Du weißt, das ist meine liebste Beschäftigung.«
    Ich rieb mein Gesicht an seiner Brust, blickte zu ihm empor. Er ließ seinen Mund über meine Stirn wandern, über Augenlider und Nasenflügel.
    Ich lächelte ihn an; er erwiderte mein Lächeln, bevor er meine Lippen völlig mit den seinen umschloß. Es war ein langer, heftiger Kuß, und er entflammte uns wie Feuer ein Stück trockenes Holz. Unser Atem ging stockend, unsere Lippen schmerzten. Ich drückte mich gegen seinen straffen, geschmeidigen Körper, ihn wiedererkennend und neu begehrend, spürte die harten Hüften, die Straffheit seiner langen Reiterschenkel unter dem Leder. Ich sah, daß die Augen die gleichen geblieben waren: sprühend, verwegen, Augen, denen nichts entging. Aus ihnen sprach der Zauber von früher, die alte Besessenheit. Er rieb sich an mich, erfüllt von jenem ihm eigenen Gemisch aus Zärtlichkeit und völlig schamfreier Leidenschaft, bis ich beide Hände fest gegen seine Schultern stemmte, mich fast gewaltsam von ihm löste. Ich durfte nicht mehr länger warten. Jetzt mußte ich davon sprechen, jetzt.
    »Amadeo… ich bin nicht allein hier!«
    Er trat schwer atmend zurück; sein Gesicht war steinern geworden.
    Dann kräuselte ein spöttisches Lächeln seine Lippen.
    »So? Bist du immer noch mit diesem Gadscho zusammen?«
    »Nein, schon lange nicht mehr.«
    »Da war auch nichts Tolles dabei. Steckt der andere noch draußen im Auto?«
    »Er hat gesagt, er kommt gleich.«
    Amadeo zeigte die Zähne, doch es war kein Lächeln in seinem Gesicht.
    »Damit wir Zeit hatten, einen Kuß zu tauschen?«
    »So ähnlich«, sagte ich matt.
    Noch während ich sprach, glitten seine Augen an mir vorbei und richteten sich auf Manuel, der gerade in den Hof kam. Er trug seine blauweiß gewebte Tasche über der linken Schulter. Sein Haar wehte leicht im Wind. Er fuhr sich mit der Hand hindurch und warf es zurück, ganz unbefangen. Amadeo starrte ihn an; mir kam es vor, als ob sich der Ausdruck in dem dunklen Gesicht leicht verändert hätte, eisig wirkte. Er kniff die Augen zusammen, prüfte Manuel rasch und gründlich von seinem dichten Haar über seine Jeans bis zu den weißen Turnschuhen und wieder zurück. Dann wandten sich seine Augen wieder mir zu.
    »Und diesen da, den hast du nicht ohne Grund mitgebracht?«
    Seine gleichmütige Stimme täuschte mich nicht. Ich kannte ihn zu gut; der warnende sechste Sinn, so ausgeprägt wie bei einem Tier, war plötzlich in ihm erwacht.
    »Nein, nicht ohne Grund«, antwortete ich.
    Er lachte kurz und spöttisch auf.
    »Herzblume, sitzt du in der Klemme?«
    »Ich habe nicht erwartet, daß es dich freuen wird.«
    Unsere Augen trafen sich; wir waren durch Gefühle, Geheimnisse, Schlüsselworte miteinander verbunden, die Manuel nicht gelernt hatte und vermutlich auch nie lernen würde.
    »Könntest du dich bitte mal auf ihn konzentrieren?« sagte ich.
    Er zog in seiner typischen Art die Nase kraus.
    »Gut. Die Schnapsidee war von mir.«
    Manuel kam auf uns zu, ohne Eile. Er wirkte geistesabwesend. In Wirklichkeit hatte er nur seine Ruhe wiedergewonnen. Ich blickte ihn an, als hätte ich ihn nie gesehen. Er ging straff auf den Ballen seiner Füße, wie ein Tänzer; sein Schritt war elastisch. Der Charme und die Offenheit seines Lächelns waren entwaffnend.
    Ich stellte vor. Beide Männer gaben sich die Hand, zurückhaltend, aber ohne Abneigung. Amadeo fragte:
    »Zum ersten Mal in der

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