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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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langsam, »du arbeitest mit der Erde. Und wenn du zu ihr sprichst, antwortet sie dann?«
    »Ja, natürlich«, sagte Manuel. »Sie denkt nach, sie spricht, sie hat eine Seele. Sie ist stärker als wir. Sie ist der Bauch der Mutter.«
    Lola und Amadeo tauschten einen schnellen Blick. Amadeo fuhr sich leicht mit der Zunge über die Lippen. Lola beugte sich vor. Der Frühlingsduft ihres Puders wehte über den Tisch. Jetzt, im Sitzen, waren ihre Augen fast auf gleicher Höhe mit Manuels Gesicht. Die gewölbten schmalen Brauen hoben sich. »Mein Sohn, woher kennst du diesen Ausdruck? Woher weißt du, daß wir die Erde den Bauch der Mutter nennen?«
    Sie sah ihm abwartend in die Augen. Manuel lachte fast kindlich.
    »Wir Indianer aber doch auch! Die Erde zu berühren heißt für uns, Gott zu berühren.«
    Lola wandte sich lebhaft Amadeo zu. Ihre Stimme wurde weich.
    »Dicave! – Sieh nur! Er denkt wie wir!«
    Manuel blinzelte wie ein Schuljunge.
    »Wir sind sehr fortschrittlich, Senora.«
    Amadeo trank einen Schluck, mit abwesender Miene. Sein Blick war in die Ferne gerichtet. Schließlich sagte er:
    »Wenn wir auf Tournee sind, spielen wir meistens in den Städten. Da spüren wir kaum noch die richtige Erde unter den Füßen und sehen auch keine Pflanzen wachsen, außer in Blumentöpfen. Hier gehe ich nachts durch die Dünen und spüre, wie die Erde sich mit den Sternen dreht. Ich bin ein Mensch, der die Dunkelheit liebt.«
    »Und was sonst noch?« fragte Manuel mit leichtem Lächeln.
    Um ihn anzusehen, stützte Amadeo den Ellbogen auf den Tisch.
    »Die Pferde«, sagte er gedehnt. »Und den Zirkus. Und eine Frau.«
    Sein Blick verließ Manuels Gesicht, verschränkte sich mit meinem, senkte sich dann etwas tiefer. Ein musselinweicher Schauer überlief mich; meine Brüste strafften sich unter dem T-Shirt, wurden an den Spitzen hart.
    Diese Sonne leuchtete durch die Jalousien, und da die beiden Fenster, zwischen denen der Tisch stand, ihre Strahlen über Kreuz warfen, machte das Licht den Stoff durchsichtig; Achselhöhlen und Brustwarzen traten deutlich hervor, und das Zwerchfell folgte den Bewegungen meines Atems.
    Ein seltsam triumphierender Blick schimmerte in Amadeos Augen. Der Anflug eines Lächelns stahl sich bis zu seinen hohen Backenknochen hinauf. Ich starrte zurück, während meine Haut am ganzen Körper klamm wurde.
    Manuel konnte nicht ein Wimpernzucken von diesem Gespräch der Blicke entgangen sein; aber sein Gesicht verriet nicht, welche Gefühle das Spiel in ihm weckte. Er schaute ein bißchen versonnen; Amadeos Anspielung, so deutlich sie auch gewesen war, schien über ihn hinwegzugleiten, wie Wasser über das Gefieder einer Ente. Es wirkte fast wie Begriffsstutzigkeit. Doch ich kannte ihn gut und ließ mich nicht täuschen.
    Nach einer Weile sagte er:
    »Führst du schon lange dieses Leben?«
    Die Frage war an Amadeo gerichtet, dessen Augen kühl zu ihm herüberblitzten.
    »Es gibt kein anderes für mich.«
    »Hattest du keine glückliche Kindheit?«
    Ich hielt kurz den Atem an. Doch Amadeo kräuselte nur die Lippen.
    »Meine Kindheit war ein Friedhof. Und wie steht es mit dir?«
    Manuel nickte langsam und nachdenklich.
    »Doch, ich kann sagen, daß ich eine glückliche Kindheit hatte. Das hilft.«
    »Hilft das wirklich?«
    Amadeos Stimme klang höhnisch.
    »Ich nehme an, ja«, antwortete Manuel. »Wenn uns eine Landschaft vertraut ist, fürchten wir uns nicht, die Welt zu erkunden.«
    »Man kann auch die Landschaft zerstören«, sagte Amadeo. »Und sich erst dann auf den Weg machen.«
    Manuel nickte. Beide sahen einander ins Gesicht.
    »Sicher. Das ist die eine Art, ans Ziel zu kommen: durch den Schmerz.«
    Amadeo hob spöttisch die Brauen.
    »Eine unbequeme Art, muß ich zugeben. Und was wäre die andere?«
    »Durch die Freude«, sagte Manuel.
    »Glaubst du, daß man auf beiden Wegen sein Ziel erreicht?«
    »Das hängt von uns selber ab. Der Weg entsteht nur dadurch, daß wir ihn durchschreiten.«
    »Wer also hat das bessere Los getroffen?«
    »Jener, der das bessere daraus macht. Wir können wählen.«
    »Nach unserem Herzen oder nach unserer Vernunft?«
    »Wie in allen Dingen, nach beiden.«
    Ich mischte mich nicht ein; ich hörte nur aufmerksam zu. Ihr Gedankenaustausch klang unbefangen und offen, aber dahinter war ein subtiles, unerbittliches Abschätzen der Kräfte. Beide trugen einen Kampf aus: einen Kampf der Energien, der sie unmerklich in ihren Bann zog.
    Amadeo war ein Zeitzünder, darauf

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