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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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eingestellt, in einem bestimmten Augenblick alles in die Luft zu jagen. Manuel saß locker, täuschend arglos da. Er war nie in Verteidigungsbereitschaft, denn er hatte nichts zu verteidigen. Er würde auch nie versuchen, Amadeo absichtlich zu provozieren; seine Gelassenheit kam aus Weisheit und Geduld. Und dadurch entschärfte er die Spannung, die durch diese Begegnung hatte aufkommen können. Immerhin erkannte ihn Amadeo als wesensgleich und behandelte ihn mit Rücksicht.
    Einige Männer saßen noch am Tisch, tranken Wein und unterhielten sich, wobei ihr südfranzösischer Dialekt mit den Redewendungen der Boumians vermischt war, so daß ein Fremder sie kaum verstehen konnte.
    Das Gespräch, mit Flüchen und deftigen Scherzworten gespickt, drehte sich vorwiegend um die Arbeit auf dem Gut. Doch die Männer sprachen auch von Abholzung und Waldbrandgefahr, von der Rücksichtslosigkeit der Touristen im Naturschutzgebiet, die die Vögel während der Brutzeit störten. Sie sprachen von der Verschmutzung des Grundwassers, von der Schädlingsbekämpfung, die nichts nützte, weil die Insekten gegen Chemikalien immun geworden waren; von den Sümpfen und Seen, die als Schuttabladeplätze für giftige chemische Abfälle genutzt wurden. Ich lauschte aufmerksam, erschüttert über das, was sie sagten, und gleichsam glücklich darüber, daß ich bei ihnen war. Meine Augen wanderten von einem Sprecher zum anderen. Amadeo sah mich an, und ich lächelte ihm flüchtig zu, um ihm zu zeigen, wie wohl ich mich fühlte. Er lächelte unmerklich zurück.
    Als plötzlich Stille eintrat, legte mir Lola ihre kleine Hand auf den Arm.
    »Wie findest du ihn?«
    Sie deutete mit knapper Kinnbewegung auf Amadeo. Ich warf ihm einen Seitenblick zu. Das sinkende Sonnenlicht, gemischt mit dem Rauch, schien tiefe Linien in sein Gesicht zu graben. Erst jetzt merkte ich, wie mager er geworden war. Magerer als im Frühling, bei seinem letzten Aufenthalt in Paris. Ich legte meine Schläfe an Lolas Schläfe.
    »Ich glaube, er macht sich Sorgen.«
    Sie seufzte.
    »Ja. Quasimodo.«
    Ich löste mich sanft von ihr. Ein feiner, stechender Schmerz stieg in mir auf. Meine Antwort kam erst, als wir beide einen langen Blick getauscht hatten. Ich merkte, daß meine Stimme zitterte.
    »Was ist mit ihm, Lola?«
    In den schwarz umrandeten Augen schwamm Traurigkeit.
    »Er hat zu lange gelebt, Pitchounette. Die Kraft zieht sich aus ihm zurück, wie Saft aus einem verdorrten Baum. Es ist nichts zu machen. Aber Amadeo will es nicht einsehen.«
    »Kann Wassilio nicht etwas tun?« sagte ich, flüsternd und verzweifelt.
    »Wassilio hat getan, was er konnte. Er sagt, die Zeit ist abgelaufen. Das gilt für jedes Lebewesen, Mensch oder Tier. Und das Pferd soll nicht mehr umsonst leiden. Aber Amadeo stellt sich taub. Und wenn Amadeo in diesem Zustand ist, rennt er mit dem Kopf vor die Wand. Du weißt, Pitchounette, daß ich es wörtlich meine.«
    Ich sah gequält auf ihren Mund. Lola schien irgendwelche Worte lautlos zu formen. Doch ich verstand genau, was sie sagte. Ich wandte den Kopf weg; ich konnte kaum atmen, so groß war der Schmerz. Mit zitternder Brust zog ich Luft ein.
    »Es ist gut, daß du da bist«, fuhr Lola eindringlich fort. »Du bist die einzige, die ihn zur Vernunft bringen kann.«
    Hinter meinen Augen wurde eine seltsam brennende Hitze fühlbar.
    »Quasimodo lebt ewig.«
    Lolas Augen funkelten mich an.
    »Du bist eine Frau«, sagte sie scharf. »Sei keine Närrin.«
    Stimmen und Geräusche erfüllten den Raum; die Wirklichkeit schnellte zurück. Die Gardians schoben ihre Stühle zurück, stapften zur Tür.
    Constantin drückte seine Zigarre aus; Rauch quoll aus seinen geblähten Nüstern.
    »Kommst du auch zum Fest?« fragte Amadeo.
    Der Baue setzte bedächtig seinen Hut auf. »Gleich. Will nur noch mal kurz nach den Tieren sehen.« Das tat er jeden Abend. Nichts entging seinem wachsamen Blick: ob ein Tier verletzt war oder fehlte, ob ein Eisen sich von den Hufen gelöst hatte. Er sah nach, ob alle Zäune geschlossen waren, damit die Pferde sich nicht im »Zwischenland« verirrten, in dieser öden Gegend zwischen Meer und Salztümpeln, wo sie kein Trinkwasser fanden. Erst wenn er sich vergewissert hatte, daß die Pferde glücklich und zufrieden waren, holte er seinen Wagen und fuhr nach Hause. Seine breite Gestalt verdunkelte kurz das helle Rechteck der Tür; draußen schwang er sich auf sein Pferd, das Getrappel der Hufe entfernte sich. Lola räumte den Tisch ab,

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